Schluckauf – wann wird der Zwerchfellkrampf zur Gefahr?
“Wer denkt denn an dich?”, heißt es, wenn jemand Schluckauf hat. Der unangenehme Zwerchfellkrampf hat nicht diesen, aber hundert andere Gründe. Und mindestens ebenso viele Tricks sollen angeblich helfen. Wieso es eigentlich zu Schluckauf kommt, woher dabei die seltsamen Töne kommen und welche Mittel tatsächlich gegen den lästigen Zwerchfellkrampf helfen, haben wir für Sie recherchiert.
Vorab keine Sorge – Schluckauf (auch Hickser, Schnackerl uvm. genannt) ist normalerweise völlig harmlos (wenn auch manchmal sehr unangenehm) und hört mit einer Reihe von altbewährten Tricks schon nach kurzer Zeit auf, ist also medizinisch unbedenklich.
Sollte jedoch der Schluckauf dauerhaft andauern, suchen sie unbedingt einen Arzt auf. Es gibt mittlerweile verschiedene Behandlungsmethoden, die helfen: Magenspülung, Medikamente, Speiseröhrenerweiterung etc.
Wie kommt es zum Schluckauf ?
Plötzlich zieht sich das Zwerchfell krampfartig zusammen (als ob man einatmen würde), die Rippen weiten sich und die Stimmritze verschließt sich. Das Einströmen der Luft wird unterbrochen und es resultieren die typischen Schluckauf-Töne. Diese können in unterschiedlichen Abständen auftreten – von 3 mal bis 100 mal pro Minute.
Wozu dient der Schluckauf ?
Für Erwachsene ist der Schluckauf bloß ein mehr oder minder großes Übel. Solange sich jedoch ungeborene Babys im Fruchtwasser der Gebärmutter aufhalten, dient der Schluckauf jedoch als Vorbereitung auf die Atmung. Werdende Mütter können dies sogar fühlen – eine “Trainingseinheit” dauert ca. 5-8 Minuten. Die Reaktion des kindlichen Zwerchfells verhindert, dass es beim Atemtraining Fruchtwasser verschluckt.
Auch im Kleinkindalter ist das Auftreten von Schluckauf noch wesentlich häufiger als bei Kindern oder Erwachsenen. Dieser ursprüngliche Reflex kann später durch Irritation des Zwerchfells ausgelöst werden. Das kann durch zu hastiges oder exzessives Essen sein, zu heiße oder zu kalte Getränke, übermäßiges Rauchen, Alkoholmissbrauch, Schwangerschaft, Aufregung und Nervosität, Entzündungsreaktionen in Speiseröhre und Magen – oft sind die Ursachen unbekannt.
Wenn Schluckauf zur Gefahr wird
Grundsätzlich sollte man den Arzt aufsuchen wenn Schluckauf länger als 72 Stunden anhält, denn dann kann er gefährlich werden. Zum einen beeinträchtigt der Zwerchfellkrampf massiv das Schlaf- und Essverhalten, zum anderen kann er Ausdruck einer ernsthaften Erkrankung sein. Als Beispiele nennen Mediziner Magengeschwüre, Geschwüre im Zwölffingerdarm, Leberzirrhose, Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma und selbst auf Krebserkrankungen kann der Zustand hindeuten.
Allerdings gehen derartige Erkrankungen in den allermeisten Fällen mit weiteren, schwerwiegenden Symptomen einher. Warnzeichen sind etwa zusätzliche Beschwerden wie Schmerzen in der Brust und im Bauch, Müdigkeit, Gewichtsverlust oder auch Schwellungen im Halsbereich.
Bei der ärztlichen Diagnose kommen in diesem Fall neben einem gründlichen Blutbild Untersuchungen wie Ultraschall, Magenspiegelungen oder MRTs zum Einsatz. Ziel ist es die Ursache für den Schluckauf zu finden um die Grunderkrankung direkt behandeln zu können.
Therapeutisch sind Medikamente zur Muskelentspannung für Betroffene von chronischem langanhaltenden Schluckauf das Mittel der Wahln. In Sonderfällen kann der Arzt auch Mittel gegen epileptische Anfälle verschreiben.
Mögliche Ursachen von Schluckauf bei Erwachsenen
– Zu intensiver Alkoholgenuss (-missbrauch)
– Hastiges Essen
– Völlerei (zu viel gegessen)
– Sehr kalte/warme Speisen und Getränke
– Schlechte Luft (z.B. durch Rauchen)
– Stress
– Schwangerschaft
– Nervosität
– Lungenentzündung
– Magen- und Darmerkrankungen
– Gehirnerkrankungen
– Temperaturschwankungen
– uvm.
Was kann ich gegen Schluckauf unternehmen ?
Reizen sie den Parasympathikus (Teil des vegetativen Nervensystems) – dieser meldet dem Nervus vagus (gilt als Schluckaufzentrum im Gehirn) und Sie sollten wieder Ruhe haben …
Je nach Beweglichkeit und Geschmack können Sie aus einer Reihe Hausmittel auswählen. Ihre Garantie: sie alle werden seit Jahrhunderten auf der ganzen Welt getestet- mit Erfolg. Ob Sie auf dem Kopf stehend ein Glas Wasser trinken, Zucker essen, die Luft anhalten, Essig trinken, sich selbst auf die Augäpfel drücken, an ihrer Zunge ziehen, oder versuchen, sich selbst zu erschrecken (Achtung: gelingt nicht immer!): das Prinzip ist immer dasselbe.
Sie reizen einen Teil des vegetativen Nervensystems, den Parasympathikus. Das melden die Nerven (v.a. der Nervus vagus) dem Schluckaufzentrum im Gehirn (in der Medulla oblongata). Und der Schluckauf hört auf.
Der Parasympathikus wird auch als Erholungsnerv bezeichnet, da er den Körper auf Ruhe und Erholung einstimmt. Er ist der Gegenspieler zum Sympathikus. Weiterhin ist der Parasympathikus verantwortlich für “Aufbau” wie z.B. Verdauung und auch für Fortpflanzung. Er regiert vor allem nachts und in den Ruhephasen. Er wird aktiv, wenn der Mensch sich in ausgeglichener Stimmung befindet. Alle Körperfunktionen sind jetzt auf “Gemütlichkeit” eingestellt.
Anatomisch entspricht der Parasympathikus vor allem dem 10. Hirnnerv, dem Nervus Vagus. Seine Nervenbahnen ziehen zum Herz, zur Lunge, zum Magen Darmtrakt, zu den Augen, zur Harnblase und vielen anderen Organen. Der Parasympathikus ist ein Teil des vegetativen Nervensystems, den wir mit unserem Willen nicht beeinflussen können, der selbständig funktioniert, weshalb man es auch als autonomes Nervensystem bezeichnet. Der Neurotransmitter ( = Nervenüberträger- bzw. Botenstoff) des Parasympathikus ist übrigens das Acetylcholin.
Sicher haben sie schon einige der “klassischen” Methoden selbst versucht – nicht jede Methode hat für alle Gültigkeit, aber vielleicht helfen folgende Tipps und Tricks schneller als ihr altes “Schluckaufbekämpfungsprogramm”:
– Luft anhalten
– Sich ablenken oder ablenken lassen (Zwerchfell beruhigen lassen)
– Ohren zuhalten und/oder ein Glas Wasser trinken
– Konzentriert und ruhig atmen
– Nase zuhalten, Luft anhalten und dabei mehrmals schlucken
– Kaltes Wasser trinken
– Sich kitzeln oder erschrecken lassen
– Zucker essen
– Essig trinken
– Auf die Aufäpfel drücken
– Trockenes Brot essen
– Nießen (Pfeffer)
– Im Kopfstand ein Glas Wasser trinken – allein der Gedanke daran sollte Wunder wirken
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Linktipps
– Schluckauf – wie er entsteht & was wirklich hilft
– Blähungen
– Fünf Elemente Ernährung
– Essen am Arbeitsplatz
– noch mehr Infos zum Thema Schluckauf