Hirntumor (Glioblastom) | Krankheitslexikon

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Glioblastom, CT Kontrastfarbe

Das Glioblastom (Glioblastoma multiforme) ist ein höchst bösartiger und schnell wachsender Hirntumor, der von den Stützzellen des Gehirns ausgeht. Bösartige Hirntumoren wachsen infiltrierend, das heißt, sie sind nicht scharf vom umliegenden Gewebe getrennt. Operationen mit Entfernung des Tumors können das Fortschreiten der Erkrankung nur verlangsamen, aber nicht dauerhaft verhindern, da nach einer Operation einzelne Zellen im Randbereich verbleiben, die dann wieder wachsen. Eine neue innovative Kombi-Therapie soll nun die Heilungschancen verbessern.


Das Glioblastom ist der bei Erwachsenen häufigste bösartige Primärtumor im Gehirn. Es tritt am häufigsten in der Altersgruppe der 60- bis 70-jährigen auf. Männer sind öfter betroffen als Frauen (das Verhältnis beträgt etwa 2:1). Auch Kinder sind vom Glioblastom betroffen, auch wenn es im Vergleich zum Erwachsenenalter und im Vergleich zu anderen Hirntumoren wie beispielsweise dem Medulloblastom selten auftritt.

Hirntumore sind in je etwa einem Fünftel der Fälle Gliome, Meningeome und Hypophysenadenome. Ein weiteres Fünftel sind Metastasen von Tumoren aus anderen Körperteilen, die wie der Ausgangstumor in der jeweiligen Fachrichtung behandelt werden (49 % Bronchialkarzinom, 11 % Mammakarzinom). Gliome sind hirneigene Tumoren, die vom Stützgewebe des Gehirns, der sogenannten Glia, ausgehen. Das Astrozytom entstammt vermutlich entarteten Zellen (Astrozyten) dieses Stützgewebes. Je nach Differenzierung der Tumorzellen werden vier WHO-Grade unterschieden.

Symptome & Diagnose

Die Beschwerden richten sich danach, wo der Tumor im Gehirn (oder im Rückenmark) liegt und wie er sich ausbreitet. Wegen des raschen Wachstums entwickeln sich die Beschwerden meistens schnell innerhalb weniger Wochen bis Monate. Erste Symptome können anhaltende und ungewohnte Kopfschmerzen, epileptische Anfälle, Lähmungen, Schwindel, Sehstörungen oder auffällige Persönlichkeitsveränderungen sein. Wie bei anderen Hirntumoren, so sind auch bei Gliomen Krampfanfälle und Hirndruckzeichen (Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, etc.) häufig.

Neben der Befragung des Patienten und der neurologischen Untersuchung, wird die Diagnose durch bildgebende Verfahren (CT, MRT) und feingewebliche Untersuchung gestellt. Die Untersuchung mit Kontrastmittel ist dabei fast immer notwendig.

Therapie

Das Glioblastom ist äußerst schwer zu behandeln. Zwar wurden einige Fälle beschrieben, in denen es zur völligen Remission kam, die 5-Jahres-Überlebenszeit beträgt allerdings nur ca. 3-4 %. Operationen mit Entfernung des Tumors können das Fortschreiten der Erkrankung nur verlangsamen, aber nicht dauerhaft verhindern, da einzelne Tumorzellen das gesunde Gehirngewebe durchwandern (infiltratives Wachstum). Diese weit verstreuten Tumorzellen können auch mit Chemotherapie oder Bestrahlung nicht vollständig abgetötet werden.

Eine zusätzliche Chemotherapie ist besonders bei jüngeren Patienten in gutem Allgemeinzustand sinnvoll. Es werden sowohl Monotherapien, d.h. Therapien mit nur einem Medikament, als auch Polychemotherapien, also Therapien mit mindestens zwei Medikamenten, durchgeführt. Neuartige Kombinationen haben nun auch entscheidende Fortschritte erzielt.

“Angesichts der Datenlage ist die konkomitante (simultane) Radiochemotherapie und die adjuvante Chemotherapie mit Temozolomid (Für Fachmedien: Temodal©) bei Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom als neuer Therapiestandard zu sehen, der die Überlebenszeit signifikant verlängert und im Hinblick auf die Verträglichkeit anderen Schemata überlegen ist”, sagt Univ.-Prof. Dr. Christine Marosi (Klinische Abteilung für Onkologie, AKH Wien) auf einer Pressekonferenz in Wien.

Im Gegensatz zu anderen Körperregionen ist eine wirklich “radikale” Operation im Bereich des Gehirn nicht leicht durchzuführen. Würde man “wie sonst am Körper” mit einem ausreichenden “Sicherheitssaum” operieren, könnten (lebens)wichtige Strukturen geschädigt werden, erklärt Ao. Univ.-Prof. Dr. Ramona Mayer (Universitätsklinik für Strahlentherapie, Graz): “Daher ist ein kombiniert operativ-strahlentherapeutisches Vorgehen indiziert, um das Auftreten eines Lokalrezidives (Rückfall, Wiederauftreten der Krankheit) hinauszuzögern. Die kombinierte Radio- und Chemotherapie mit dem gut verträglichen und leicht in das Hirngewebe eindringenden Chemotherapeutikum Temozolomid sollte nach der neurochirurgischen Intervention so früh wie möglich nach Abschluss der Wundheilung erfolgen, aber innerhalb von vier Wochen nach der Operation. Durch den ehestmöglichen Einsatz von Temozolomid hoffen wir nun diese schwer zugänglichen Tumorzellen effektiver zu bekämpfen und die Situation maßgeblich zu verbessern.”

Prof. Marosi: “Bei Glioblastomen liegt die Fünfjahres-Überlebensrate auch heute noch unter fünf Prozent. Deshalb ist die Erweiterung der bis vor kurzem eingeschränkten Therapiepalette “Operation und anschließend Bestrahlung” ein wesentlicher Fortschritt. Wir müssen durch die Anwendung geeigneter Behandlungen für die Patient/innen Lebenszeit und Lebensqualität gewinnen.” Entscheidende Grundlagen für diese wichtige Weiterentwicklung der Hirntumortherapie lieferte die internationale Studie der European Organisation of Treatment and Research of Cancer (EORTC): in Zusammenarbeit mit dem National Cancer Institute of Canada (NCIC).

“Die Gesamtüberlebenszeit der Patient/innen, die ursprünglich mit Strahlentherapie und Temozolomid behandelt worden waren, war deutlich höher als bei jenen Betroffenen, die ursprünglich nur bestrahlt worden waren”, fasst Prof. Marosi zusammen. “Die mittlere Überlebenszeit betrug bei der Gruppe mit der kombinierten Therapie 14,6 Monate gegenüber 12,1 Monaten, die Zwei-Jahres-Überlebensrate betrug sogar 26 Prozent versus 10 Prozent. Damit liegt nun erstmals eine Studie vor, die zweifelsfrei einen bedeutsamen Überlebensvorteil einer Chemotherapie bei Patienten mit Glioblastom zeigt.”

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Linktipps

– Gehirntumor: heimtückische Krankheit ohne Frühwarnzeichen
– Krankheitslexikon: Krebs
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