Corona-Cluster: mehr Infektionen innerhalb der Familie als außerhalb

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Familie in Corona Quarantäne

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Nun scheint sich zu bestätigen, was Experten in den letzten Tagen und Wochen bereits vermuteten: das Infektionsgeschehen hat sich verlagert und ist nunmehr nachweislich innerhalb von Familie größer als außerhalb.


Wissenschaftler in Singapur konnten in einer retrospektiven Kohortenstudie nachweisen, dass es innerhalb eines Haushaltes mehr Infektionen gibt als außerhalb. Vor allem enger Kontakt, Sprechen und eine längere Aufenthaltsdauer in nächster Nähe sind dabei die Risikofaktoren.

Corona-Cluster in Familien – Artikelübersicht:

Risikobewertung: Kontakte innerhalb und außerhalb des Haushaltes

Für die Rückverfolgung und zum besseren Verständinis der Unterbrechung von Infektionsketten ist es wichtig zu wissen, wann und wie Ansteckungen häufig erfolgen.

Dafür untersuchten Wissenschafter aus Singapur die Risikofaktoren für die Übertragung von Sars-CoV-2 innerhalb und außerhalb eines Haushalts und beschäftigte sich dabei explizit auch mit der Rolle asymptomatischer Patienten.

Basis der retrospektiven Kohortenstudie war die Auswertung aller 7518 engeren Kontakte von bestätigten COVID-19-Fällen zwischen dem 23. Januar und dem 3. April 2020 in dem Stadtstaat.

Die Wissenschaftler unterschieden zwischen Kontakten aus dem eigenen Haushalt (1779 Kontakte) und anderen Kontakten, die für mindestens 30 Minuten höchsten 2 m vom Infizierten entfernt gewesen waren. Dazu zählten Kontakte auf der Arbeit (2231 Kontakte) und im sozialen Bereich (3508 Kontakte). Die Patienten wurden stationär behandelt, die Kontakte mussten für 14 Tage in Quarantäne und wurden regelmäßig auf Symptome überprüft.

Die Kombination aus Nähe, Kontaktdauer und Sprechen als Risikofaktoren identifiziert

Unter den Kontaktfällen kam es innerhalb der Quarantäne zu 188 positiven PCR-Tests, die aufgrund von Symptomen durchgeführt worden waren. Die Anzahl der Kontakte, die infiziert wurden, betrug 5,9 % bei Kontakten aus dem Haushalt, 1,3 % bei Arbeits-Kontakten und 1,3 % bei sozialen Kontakten (sekundäre Befallsrate).

Die Bayes-Analyse von 1150 Kontakten (524 aus dem Haushalt, 207 Arbeit und 419 soziale Kontakte) ergab als Schätzwerte, dass ein PCR-Test 62 % der Diagnosen nicht erkannte und 36 % der Infizierten asymptomatisch waren. Mit Regressionsanalysen bestimmten die Wissenschaftler mögliche Risikofaktoren.

Teilten sich Infizierter und Kontakt ein Schlafzimmer (OR 5,38) oder sprachen für mindestens 30 Minuten miteinander (OR 7,86), war dies mit einer Weitergabe des Virus innerhalb des Haushalts assoziiert. Außerhalb des Haushaltes war der Kontakt zu mehr als einem Infizierten (OR 3,92), miteinander zu sprechen für mindestens 30 Minuten (2,67) und Teilen eines Fahrzeugs (OR 3,07) mit einer Infektion assoziiert.

Sowohl innerhalb als auch außerhalb des Haushaltes war indirekter Kontakt, das gemeinsame Einnehmen von Mahlzeiten und die gemeinsame Nutzung des Badezimmers nicht unabhängig mit einer Infektion assoziiert.

Die Wissenschaftler konnten innerhalb eines Haushaltes mehr Infektionen ausfindig machen als außerhalb. Vor allem Nähe und miteinander zu sprechen konnten das Risiko für eine Infektion erhöhen. Die Wissenschaftler betonen, dass auch asymptomatische Kontakte berücksichtigt werden sollten.

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Quellen:

¹ SARS-CoV-2 seroprevalence and transmission risk factors among high-risk close contacts (Ng, O. T., Marimuthu, K., Koh, V., Pang, et al. in The Lancet 11/2020; online first) DOI: https://doi.org/10.1016/S1473-3099(20)30833-1
² www.deutschesgesundheitsportal.de

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