Corona-Reinfektion: Gefährlicher als gedacht

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Corona-Reinfektion: Gefährlicher als gedacht

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Eine Datenbank-Analyse in den USA hat nun ergeben, dass das Risiko für Folgeerkrankungen durch Reinfektionen bei Betroffenen deutlich erhöht ist.


Erneut Infizierte versterben demnach häufiger, werden häufiger hospitalisiert und erleiden häufiger Erkrankungen beispielsweise der Lunge, des Herz-Kreislaufsystems und der Nieren. Die Prävention von Infektionen spielt somit auch für Menschen eine große Rolle, die geimpft oder bereits zuvor mit dem neuen Coronavirus infiziert waren.

Corona-Reinfektion – Artikelübersicht:

Immer mehr Menschen infizieren sich ein zweites Mal mit dem Coronavirus. Das liegt hauptsächlich an neuen Virusvarianten, die unterschiedlich genug sind, sodass man sich kurz nacheinander damit anstecken könnte.

Diejenigen, die vorab an einer Omikron-Variante (BA.1 / BA.2) erkrankt waren, können sich erneut anstecken – zum Beispiel mit den nun neuen Varianten BA.4 und BA.5 (Stand: 11/2022). Gleiches gilt für Geimpfte: Im Grunde genommen kann sich jeder wieder neu anstecken.

Das dürfte daher kommen, dass es sich bei Omikron um eine Immun-Escape-Variante handelt, die insgesamt eine schlechte “Immunitätsnarbe” hinterlässt.

Das heißt nach einer Infektion mit Omikron kann man sich erneut infizieren, da unsere Immunzellen (sowohl B-Zellen als auch T-Zellen) kein gutes immunologisches Gedächtnis gegen Omikron-Varianten des Coronavirus aufbauen. Doch welche Auswirkungen hat das und wie gefährlich ist es?

Erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen durch eine Corona-Reinfektion?

Die Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 ist mit einem erhöhten Risiko für akute und längerfristige (post-akute) Erkrankungen verschiedener Organsysteme, Krankenhauseinweisung und Versterben assoziiert.

Bislang wurde gemutmaßt, dass eine vorherige Infektion einen gewissen Schutz bei erneuter Infektion (Reinfektion) darstellen könnte. Da jedoch mittlerweile klar ist, dass der Immunschutz gegenüber einer Coronavirusinfektion, ob nach Infektion oder Impfung, sich nach wenigen Monaten reduziert, ist unklar, wie sich Reinfektionen akut und post-akut auswirken.

Dies untersuchten Wissenschaftler nun anhand nationaler Krankenversicherungsdatenbanken der USA (US Department of Veterans Affairs).

Gesundheitliche Folgen von SARS-CoV-2-Reinfektionen

Eine Datenbank-Analyse in den USA über 442 588 Personen mit Coronavirus-Infektion sowie 5 334 729 nicht-infizierte Personen zeigt, dass erneute Infektionen mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 das Risiko von Folgeerkrankungen für Betroffene akut und mindestens über ein halbes Jahr erhöhen.

Die Autoren betrachteten Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion zwischen 1. März 2020 und 6. April 2022 erlitten, und analysierten aus dieser Gruppe Personen mit einer oder mehreren Reinfektionen. Eine Kontrollgruppe ohne bestätigte Coronavirus-Infektion wurde zum Vergleich herangezogen.

Personen mit Reinfektion wurden in die Analyse einbezogen, wenn ihre weitere Infektion mindestens 90 Tage nach dem vorherigen, positiven Test auftrat und somit die Wahrscheinlichkeit reduziert war, dass der erneute positive Test nicht der vorherigen Infektion zuzuschreiben war.

Die Wissenschaftler ermittelten das Risiko für Versterben, Hospitalisierung und Erkrankungen verschiedener Organsysteme für 6 Monate anschließend an die jeweilige (Re-)Infektion im Vergleich zu nur einmal infizierten Personen und der nicht-infizierten Kontrollgruppe.

Im Schnitt (Median) erfolgten zweite Infektionen 191 Tage nach der ersten Infektion, zur dritten Infektion kam es im Schnitt 158 Tage nach der zweiten Infektion.

Im Vergleich zu Personen ohne Reinfektion war das Risiko, zu versterben, für Menschen mit erneuter Infektion etwa um den Faktor 2 erhöht (Hazard Ratio, HR: 2,17; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,93 – 2,45). Das Risiko für Krankenhauseinweisung stieg bei Reinfektionen um mehr als das Dreifache (HR: 3,32; 95 % KI: 3,13 – 3,51).

Reinfizierte versterben zweimal häufiger

Im Vergleich zu Personen, die keine erneute Infektion erlitten hatten, kam es bei Menschen mit Reinfektion zu erhöhten Risiken in verschiedenen Organsystemen:

  • Lunge
  • Kardiovaskuläre Erkrankungen
  • Koagulation und hämatologische Erkrankungen
  • Fatigue
  • Gastrointestinale Erkrankungen
  • Nierenerkrankungen
  • Psychische Probleme
  • Diabetes
  • Muskuloskeletale Erkrankungen
  • Neurologische Erkrankungen

Verglichen zur nicht-infizierten Kontrollgruppe war das Risiko bei Personen mit einer Infektion für mindestens eines der untersuchten gesundheitlichen Probleme um 37 % erhöht (HR: 1,37; 95 % KI: 1,36 – 1,38).

Für Personen mit zwei Infektionen (d. h. einer Reinfektion) war das Risiko ungefähr verdoppelt, das höchste Risiko für gesundheitliche Folgen trugen die Personen, die dreimal oder öfter mit dem neuen Coronavirus infiziert wurden.

Die Risiken traten unabhängig vom Impfstatus auf und waren am ausgeprägtesten in der akuten Phase der Infektion, waren jedoch post-akut anhaltend über 6 Monate erhöht.

Die Evidenz, basierend auf einer Datenbank mit vorwiegend älteren Männern, zeigt somit, dass Reinfektionen das Risiko von Folgeerkrankungen für Betroffene akut und mindestens über ein halbes Jahr erhöhen.

Kann also eine erneute Infektion das Risiko von Long-COVID (Überbegriff für die postakuten Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion) erhöhen?

Die Ergebnisse der Ausertung zeigen, dass die Reinfektion mit SARS-CoV-2 über die akute Phase hinaus zu erheblichen zusätzlichen Risiken für Gesamtmortalität, Krankenhausaufenthalt und postakute Folgen in den pulmonalen und einer Vielzahl extrapulmonaler Organsysteme beiträgt.

Erneut Infizierte versterben demnach häufiger, werden häufiger hospitalisiert und erleiden häufiger Erkrankungen beispielsweise der Lunge, des Herz-Kreislaufsystems und der Nieren.

Die Prävention von Infektionen spielt somit auch für Menschen eine große Rolle, die geimpft oder bereits zuvor mit dem neuen Coronavirus infiziert waren.

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Quellen:

¹ Acute and postacute sequelae associated with SARS-CoV-2 reinfection. (Bowe B, Xie Y, Al-Aly Z. in Nat Med. 2022 Nov 10. doi: 10.1038/s41591-022-02051-3. Epub ahead of print.) PMID: 36357676
² Definition für die Reinfektion mit SARS-CoV-2 (RKI – Robert Koch Institut)
³ Reinfektion mit Omikron: wie gefährlich ist das? (SWR) & DeutschesGesundheitsPortal.de

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

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