Stammzellen aus Körperfett?

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Therapie mittels Stammzellen aus eigenem Körperfett

Kann die kosmetische Chirurgie tatsächlich Quell für Innovationen in der therapeutischen Medizin sein? Abgesaugtes Körperfett könnte künftig zur Behandlung erkrankter und geschwächter Organe des Körpers verwendet werden.


“Stammzellen aus körpereigenem Fett haben ein immenses therapeutisches Potential – in der Ästhetischen Medizin genauso wie in der Therapie von organischen Erkrankungen.” sind sich DDr. Karl-Georg Heinrich, Experte für Ästhetische Medizin und Anti-Aging aus Wien und Prof. Albert Donnenberg von der Universität in Pittsburgh waren sich beim Gründungssymposion des Institute of Stem Cell Biology in Zürich einig.

DDr. Heinrich verwendet stammzellen-angereichertes Fettgewebe von Fettabsaugungen bereits jetzt als haltbares Füllmaterial für ästhetische Eingriffe wie zum Beispiel Brustvergrößerungen. “Sie haben aber eine besondere biologische Potenz, die Anwendungsmöglichkeiten weit über die Ästhetik hinaus nahe legen”, sagt DDr. Heinrich.

Dem pflichtete Prof. Donnenberg, einer der international führenden Grundlagenforscher für Stammzellen aus körpereigenem Fett, aus mehreren Gründen bei: Stammzellen, aus körpereigenem Fett extrahiert, werden nicht aus Embryonen gewonnen und sind daher ethisch unbedenklich.

Da sie in ausreichender Menge aus Fett entnommen werden können, müssen sie vor der therapeutischen Anwendung – im Gegensatz zu Stammzellen aus Haut und Knochenmark – nicht künstlich zur Vermehrung angeregt werden.

Da diese Stammzellen nicht “bearbeitet” sondern nur angereichert werden, kann man laut Prof. Donnenberg davon ausgehen, dass die therapeutische Anwendung dieser Stammzellen mit keinem zusätzlichen Risiko hinsichtlich der Entstehung von Zellentartungen oder Tumoren verbunden ist.

Dem pflichtet auch DDr. Heinrich bei, der darüber hinaus die Rolle des “Micro-Environment” bei der Ausdifferenzierung der Stammzellen zu erwachsenen Zellen unterstrich – das umgebende Gewebe in dem sich die Stammzellen einnisten, steuert offenbar, welche Art von Zellen (Haut-, Fett-, Muskelzellen etc.) aus ihnen heranwachsen.
Hoffnungsgebiet Stammzellenforschung
Als Stammzellen werden allgemein Körperzellen bezeichnet, die sich in verschiedene Zelltypen oder Gewebe ausdifferenzieren können. Je nach Art der Stammzelle und ihrer Beeinflussung haben sie das Potential, sich in jegliches Gewebe oder in bestimmte festgelegte Gewebetypen zu entwickeln.

Stammzellen sind ursprüngliche Zellen mit zwei besonderen Fähigkeiten: Durch Teilung können sie einerseits wieder Stammzellen bilden, andererseits aber auch spezialisierte Zellen, die zu verschiedenen Zelltypen (z.B. Herz-, Muskel- oder Leberzellen) ausreifen. Stammzellen finden sich im Embryo (sog. embryonale Stammzellen) und im erwachsenen Körper (als sog. adulte Stammzellen), wo sie zur Bildung und Regeneration von Geweben zuständig sind.

Ein Ziel der Stammzellforschung ist es, erkrankte, verletzte oder vorzeitig abgenützte Gewebe zu reparieren oder zu ersetzen. Dies soll durch die Transplantation von Stammzellen oder daraus gezüchteten, reiferen Zellen geschehen. Erste Erfolge wurden bereits erzielt. Derzeit wird intensiv daran geforscht, welche Faktoren Stammzellen dazu veranlassen, sich in eine bestimmte Richtung zu spezialisieren.¹

Die Verwendung von menschlichen embryonalen Stammzellen in der Forschung und Medizin wird von einem Teil der Gesellschaft abgelehnt, da zu ihrer Gewinnung die Zerstörung von frühen menschlichen Embryonen erforderlich ist (“verbrauchende” Embryonenforschung). Die Befürworter der Forschung an embryonalen Stammzellen führen in dieser Diskussion das Argument des möglicherweise sehr hohen positiven Potentials der Forschung mit humanen embryonalen Stammzellen ins Feld: Die Wissenschaftler erhoffen sich unter anderem eine Heilung schwerer Krankheiten (z.B. Parkinson-Krankheit, Diabetes mellitus, Leukämie, Querschnittslähmung) sowie die Möglichkeit, zerstörte Organe nachwachsen zu lassen. Hoffnungen liegen aber auch darin, mit Hilfe von Stammzellen die Wirkung von Medikamenten auf verschiedene Zellarten besser und mit weniger Tierversuchen als bisher erforschen zu können. Alternativen zu den embryonalen Stammzellen stellen die adulten Stammzellen und die Stammzellen aus Nabelschnurblut dar.

Mit Stammzellen aus Körperfett gegen Knorpelschäden

Forscher von der Uniklinik Heidelberg haben ein Verfahren zur Erzeugung von Knorpelzellen mit Hilfe von Körperfett entwickelt, wodurch Verletzungen an den Gelenken behandelt werden können. Aus Fettgewebe, das etwa beim Absaugen überflüssiger Pölsterchen entnommen wird, haben die Wissenschaftler Stammzellen isoliert, die zu Knorpelzellen heranreifen können. Diese werden dann zur Therapie der Gelenkschäden eingesetzt.²

Bereits vor einigen Jahren haben Wissenschaftler festgestellt, dass nicht nur die vielseitigen Stammzellen im Knochenmark zu Knorpelzellen heranreifen können. Auch Stammzellen, gewonnen aus Fettgewebe, sind dazu in der Lage. Während sich Stammzellen aus Knochenmark von nahezu allen Patienten im Labor bereitwillig zu Knorpelzellen entwickeln, gelang dies mit Stammzellen aus Fettgewebe bisher nur selten (etwa zehn Prozent der Spender).

Die Heidelberger Wissenschaftler haben aber herausgefunden, dass viele Stammzellen aus Fettgewebe bestimmte Wachstumsfaktoren nicht von selbst produzieren, die für eine erfolgreiche Entwicklung zu Knorpelzellen notwendig sind. Sie entdeckten, dass durch Zugabe bestimmter Wachstumsfaktoren in Zellkultur ihre Entwicklung zu Knorpelzellen gefördert werden kann. Mit Hilfe dieses Wachstumsfaktors ist dann die Umwandlung bei nahezu allen Spendern gelungen.

Quellen:

¹ Dialog<>Gentechnik
² Uni Heidelberg

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Linktipps

– Stammzellen: Hoffnungsträger für neue Therapien
– Fitness- & Beauty-Corner: Sportverletzungen
– MedNews: Künstliche Hüften – Lebensdauer
– Blutbild, Blutbefund, Blutwerte
– Vorsorge-Corner: Gesundenuntersuchung