Wie sinnvoll ist die Beschneidung beim Mann?

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Beschneidung beim Mann

Die Entfernung der männlichen Vorhaut wird aus religiösen, medizinischen, hygienischen aber auch kosmetischen Gründen durchgeführt, wirklich notwendig ist sie allerdings nur, wenn die Funktion des Penis durch eine Vorhautverengung beeinträchtigt ist.


Die Beschneidung ist uralt – schon die Ägypter sahen darin ein taugliches Mittel zur Hygieneverbesserung. Auch heute ist weltweit etwa jeder vierte Mann beschnitten – für Juden und Moslems gehört die Beschneidung seit jeher zur religiösen Pflicht. Während die Beschneidung in Europa, Südamerika und Asien nicht sehr verbreitet ist, war der Eingriff in den USA bis Mitte der 70er Jahre Bestandteil der medizinischen Erstversorgung von Säuglingen.

Definition

Unter Beschneidung bzw. Zirkumzision oder Circumcision versteht man im engeren Sinne die chirurgische Entfernung bzw. das Einschneiden der Vorhaut des Mannes. Diese kann komplett (gesamte Vorhaut wird entfernt) oder teilweise durchgeführt werden. Im Allgemeinen ist eine komplette Vorhautentfernung sinnvoll. Die Beschneidung stellt einen kleinen operativen Eingriff dar, der bei lokaler Betäubung durchgeführt werden kann. Dabei wird die Vorhaut von der Eichel gelöst und schichtweise abgetragen. Die entstandenen Wundränder werden zusamengefügt und vernäht. Bei Kindern sollte eine Allgemeinnarkose erfolgen. Das Operationsrisiko wird als gering eingestuft, die Wunde heilt in der Regel nach 10 bis 14 Tagen ab. Gelegentlich kann es zu Nachblutungen kommen. Das kosmetische Ergebnis ist in der Regel gut. Die Beschneidung sollte nach Möglichkeit zu einer Zeit erfolgen, in der keine Entzündung vorliegt. Dennoch ist der Eingriff wie jede andere Operation mit Risiken verbunden und vor allem bei Kleinkindern wegen der Narkose nicht gänzlich ungefährlich.

Indikationen

Zum Thema prophylaktische Beschneidung bei Männern gibt es unter Medizinern recht konträre Ansichten. Während ein Teil gesundheitliche Vorteile bescheinigt – beschnittene Männer sollen weniger anfällig für Harnwegsinfekte sein und darüber hinaus so gut wie nie an Peniskrebs erkranken – spricht sich der andere Teil aus medizinischen Gründen gegen eine prophylaktische Beschneidung aus, da die Meinung vertreten wird, dass die Vorhaut eine ähnliche Schutzfunktion hat wie das Lid für das Auge.

Aus medizinischer Sicht unbestritten gilt die Beschneidung, wenn der Mann an einer schweren Vorhautverengung (Phimose) leidet, die nicht durch Strecken oder medikamentöse Behandlung, etwa mit Steroiden, geheilt werden kann. Unter einer Phimose versteht man eine angeborene oder erworbene Verengung der Vorhaut, so dass diese nicht mehr über die Eichel geschoben werden kann. Die Vorhautverengung kann zu Komplikationen wie lokalen Entzündungen, Harnabflussstörungen und Harnwegsinfektionen führen.

Ist eine Phimose vorhanden, so kann die zu enge phimotische Vorhaut nach dem Zurückziehen hinter dem Eichelkranz eingeklemmt werden. Ein Wiederzurückziehen über die Eichel ist nicht mehr möglich – man spricht man von einer Paraphimose. Eine Paraphimose ist mit Schwellungen und Durchblutungsstörungen verbunden. Ein sofortiger medizinischer Eingriff in Form einer Circumcision ist erforderlich.

Bei der Erwägung einer Beschneidung von Kindern, gilt es besonders sorgfältig zu recherchieren: Es ist ratsam, sich gründlich zu informieren, bevor man als Eltern eines kleinen Buben vorschnell einem solchen Eingriff zustimmt oder ihn aus religiösen/rituellen Gründen in Erwägung zieht. Insbesondere ein Eingriff ohne Betäubung ist überhaupt nicht akzeptabel, denn Schmerzen werden von Babys ebenso schlimm empfunden wie von älteren Kindern oder Erwachsenen. Ohne medizinischen Grund scheint ein Eingriff an den Genitalien von Minderjährigen nicht gerechtfertigt, denn das Recht auf körperliche Unversehrtheit und insbesondere die Rechte von Kindern sollten hierbei besonders beachtet werden.

Die Beschneidung als medizinische Vorsorgemaßnahme sollte nur nach genauer Risikoabwägung in Absprache mit einem Vertrauensarzt in Erwägung gezogen werden. Es gilt als medizinisch erwiesen, dass das Risiko an Penis- oder Prostatakrebs zu erkranken bei beschnittenen Männern ab 40 Jahren tatsächlich geringer ist. Auch als Gebärmutterkrebsvorsorge der Partnerin wird eine Beschneidung beim Mann genannt, was die niedrige Unterleibskrebsrate bei Jüdinnen belegen soll. In den westlichen Ländern werden Beschneidungen allerdings zunehmend aus ästhetischen Gründen durchgeführt.

Ästhetische und sexuelle Überlegungen

Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Mann mit der Größe oder dem Aussehen seines Penis unzufrieden ist. Viele Männer wollen eine Circumcision, um das Design oder die Funktionalität des Penis zu verbessern. Eine Operation aus kosmetischen Gründen sollte aber wohl überlegt sein, denn beim Mann gehört die Vorhaut zu den empfindlichsten Stellen des Körpers, zudem ist das Frenulum besonders dicht mit Nervenenden besetzt (vergleichbar mit der Klitoris der Frau) und wird bei der heute üblichen Form der Beschneidung aber meist beschädigt oder komplett entfernt.

Durch den ständigen Kontakt mit der Luft und dem Reiben an der Kleidung verliert die Eichel an Empfindlichkeit, auf der vormaligen Schleimhaut wird zum Schutz eine Keratinschicht gebildet. Durch die dadurch Verminderte Empfindlichkeit der Eichel, kann es tatsächlich zu der – von vielen Männern erwünschten – Orgasmusverzögerung kommen.

Dass ein beschnittener Penis auf viele Frauen ästhetischer und sauberer wirkt und deshalb die Bereitschaft zu Oralsex gefördert würde ist eine häufige, allerdings nicht wissenschaftlich bestätigte Behauptung.

Linktipp:

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– Vorhautverengung (Phimose)
– Umfangreiche Aufklärungsseite mit Fotos
– Beschneidung – Gründe und Kritik
– Der Penis: Funktionsweise & Anatomie
– Penisverkrümmung
– Geschlechtskrankheiten

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