Holzbau: ökologisch, nachhaltig und gesund

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Holzbau: ökologisch, nachhaltig und gesund

Entweder man liebt es oder hasst es – ein Haus aus Holz. Dabei ist in den vergangenen Jahren eifrig geforscht worden, um Menschen für diese Art des Wohnens zu begeistern. Und es scheint zu wirken. Doch die Formel: Holz = Natur = gesund gilt für Holz und Holzwerkstoffe leider nicht immer uns ausnahmslos.


Denn auch Holz muss behandelt werden um für den Hausbau verwendet werden zu können. Flüchtige organische Stoffe (VOC) spielen dabei für die Qualität der Innenraumluft eine entscheidende Rolle – sie haben sehr unterschiedliche gesundheitliche Wirkungen, können völlig harmlos sein, aber auch Augenreizungen, Atemwegsbeschwerden und allergischen Reaktionen auslösen.

Holzbau: ökologisch, nachhaltig und gesund – Artikelübersicht:

An einem Holzhaus scheiden sich meist die Geister. Die einen verbinden damit das Flair von kanadischer Wildnis, ursprünglichem Wohnen und Zirbenduft. Den anderen ist Massives lieber, am liebsten Ziegel, Beton oder Stein, denn diese Baustoffe sind eben solide.

Doch die Zeiten, in denen einem Holzhaus weniger Stabilität vorgehalten werden konnte, sind vorbei. Inzwischen haben Studien gezeigt, dass Häuser aus Holz sogar Erdbeben sicher überstehen können. Das ist nicht verwunderlich, da Holz – ähnlich wie Bambus – relativ elastisch ist und Schwingungen gut ausgleichen kann.

In Lissabon hatten Forscher der TU Graz im Februar 2013 ein acht Meter hohes Holzmassivhaus einem Erdbeben-Test ausgesetzt. Versuch ist gelungen – das Haus blieb stehen. Konkret geprüft wurden massive Holzwände aus Brettsperrholz, die international gefragt sind. In London steht bereits ein achtstöckiges Haus aus Brettsperrholz, in Australien und Italien befinden sich wiederum weitere mehrstöckige Brettsperrholzgebäude im Bau.

Ökologisch einwandfrei

Neben der Stabilität haben Holzhäuser auch weitere Vorteile, allen voran den Rohstoff Holz selbst. Holz bleibt dem Kreislauf der Natur erhalten, verursacht weder Probleme bei der Beschaffung noch bei der Entsorgung und ist CO2-neutral. Das bedeutet, dass bei der Entstehung genau so viel Kohlendioxid aus der Luft gebunden wird, wie bei der Entsorgung durch Verbrennung oder Verrottung wieder abgegeben wird.

Würde man nämlich das gesamte Hochbauvolumen eines Jahres in Österreich in Holz errichten, wären dafür rund 2,9 Milliarden Kilogramm Holz nötig. Vergleicht man diese Menge mit jener der herkömmlichen Baustoffe, spart man dadurch 5,1 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Mit einem Holzhaus kann man sein ökologisches Gewissen also beruhigen.

Architekten lieben Holz

Massive Vollholzhäuser haben mit den bekannten Blockhäusern nicht mehr viel gemeinsam. Deshalb entdecken immer mehr Architekten den Baustoff Holz und zaubern daraus unglaubliche Gebäude. Im November 2013 wurde der steirische Holzbaupreis verliehen. Die Einreichungen reichten vom energieeffizienten Einfamilienhaus über weit gespannte Hallenkonstruktionen bis hin zum Umbau alter Stadel in Luxushotels.

Auch international steht der Rohstoff zunehmend im Fokus, wie Preisverleihungen in Neuseeland, Finnland und Australien mit eindrucksvollen Projekten zeigen.

Weniger Stress durch Holz

Für viele sind gesundheitliche Aspekte ein Grund dafür, mit Holz zu bauen. Forscher der Medizinischen Universität Graz und des Human Research Institutes haben einen Feldversuch gestartet. Im Schuljahr 2008/2009 wurden Ennstaler Schüler von zwei Klassen untersucht, wobei die einen mit konventionellen Möbeln eingerichtet, während die andere mit Massivholzdecken, -wänden und -fußböden ausgestattet war.

Das Ergebnis zeigt, dass diejenigen Schüler, die in den mit Massivholz eingerichteten Klassen unterrichtet wurden, nach sechs Monaten im Schnitt um 8600 Herzschläge pro Tag weniger benötigten, als die in den konventionellen Klassen. Durch die geringere Belastung von Herz und Kreislauf fühlten sich die Schüler in den Holzklassen im Laufe des Schuljahres weniger gestresst als in den konventionellen Klassenräumen.

Angenehmes Raumklima

Und was für die Schule gilt, hat natürlich auch in den eigenen vier Wänden Bestand. Wer einige Zeit in einem Holzhaus verbracht hat, schwärmt meist vom angenehmen Raumklima. Ein Grund ist die starke Sorptionsfähigkeit des Holzes: Holz gleicht die Unterschiede in der Luftfeuchtigkeit aus, indem Wasserdampf schnell aufgenommen und bei trockener Luft wieder abgegeben wird.

Dies hat Auswirkungen auf die Gesundheit: „Viele Personen, die Allergien, Asthma oder Atembeschwerden haben, suchen oft nach einem Holzhaus. Hier spielen die gesundheitlichen Aspekte des Holzes eine Hauptrolle, denn Massiv- oder naturbelassenes Holz kann die Beschwerden mildern“, so Barbara Pichler, Expertin für Immobilien in Wien von BAR.

Zudem sorgt gute Dämmung eines zeitgemäß gebauten Holzhauses für behagliche Temperaturen das ganze Jahr über. Spitzenwerte erzielen massive Holzhäuser bei der Auskühlzeit, wirken aber umgekehrt bei großer Hitze angenehm kühlend. Auch beim Schallschutz punkten die Häuser aus Holz. Dazu ist Naturholz frei von künstlichen Emissionen und wirkt sogar luftreinigend.

Intensiv wird die Emission von VOC (Flüchtige organische Stoffe) aus Holzprodukten diskutiert, vor allem die Stoffgruppe der Terpene, die zum Beispiel für den typischen Geruch verantwortlich sind. Wenn durch die insgesamt in einem Haus vorhandenen Baustoffe Schadstoffwerte erreicht werden, die über die vom Umweltbundesamt empfohlenen Grenzen hinausgehen, kann dies gesundheitlich problematisch werden.

Aber nicht jedes Holz emittiert gleich viel VOC. Das Emissionsverhalten hängt vor allem vom Harzanteil ab. Laubhölzer und Fichte/Tanne haben in der Regel niedrige VOC-Werte. Besondere Aufmerksamkeit erfordern industriell veränderte Produkte mit Nadelholz als Ursprungsmaterial. Das trifft vor allem auf Grobspanplatten (sogenannte OSB-Platten) zu, die im Produktionsprozess starken thermischen und physikalischen Belastungen ausgesetzt sind.

Aufgrund des hohen Kleberanteils weist die OSB-Platte einen hohen Dampfdiffusionswiderstand auf, zu beachten ist diesbezüglich aber auch die Auswirkung der Formaldehydausdünstung auf die Raumluftqualität. Die Spänestruktur verleiht der OSB-Platte ihr charakteristisches Aussehen, was sie auch für die „sichtbare“ Verwendung nutzbar macht.

Irrtümer ausräumen

Wohngesundheit (Innenraumhygiene) ist kein spezielles Problem des Holzbaus. Die stärksten Emissionen in der Innenraumluft entstehen durch Oberflächenbehandlungen, Dichtungsmassen, Bodenbeläge und Bauhilfsmittel. Und hier kommen im Holzbau und im Massivbau meist die gleichen Materialien zum Einsatz.

Trotzdem halten sich Vorurteile mehr oder weniger hartnäckig. Beispielsweise, dass Holzhäuser leichter brennen als herkömmliche Gebäude. Dazu sei gesagt, dass Holz rund 15 Prozent Wasser enthält, das erst verdampfen muss, bevor Flammen eine Chance haben. Insofern haben Studien ergeben, dass Holz dem Feuer sogar länger standhält als andere Baustoffe. Ein weiterer Irrglaube: die Kosten. Zwar können Vollholzhäuser in der Anschaffung etwas teurer sein.

Vergessen wird dabei oft, dass Holz sehr leicht mit den heimischen Werkzeugen bearbeitet werden kann und selten Hilfe vom Fachmann nötig ist. Auch die Holzknappheit muss manchmal als Gegenargument herhalten. Gilt nicht. Vielfach fällt der Großteil des genutzten Holzes bei der notwendigen Durchforstung des Waldes an. Außerdem gibt es Richtlinien, nach denen nur circa zwei Drittel des nachwachsenden Holzes genutzt werden.

2012 sind in Österreich insgesamt 18 Millionen Festmeter Holz eingeschlagen worden. Das entspricht gegenüber 2011 einem Minus von 3,6 Prozent. Und weil österreichische Wälder nachhaltig bewirtschaftet werden, dürfen nur rund 70 Prozent des jährlichen Zuwachses genutzt werden. Fazit: Rationale Argumente gegen ein Holzhaus gibt es wenige, am Ende entscheidet der persönliche Geschmack.

[wro]

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Quellen:

¹ www.umweltbundesamt.de
² Nachhaltig sanieren – Zeitschrift Mikado 11/2010

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

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Linktipps

– Gesundes Wohnen
– Sick-Building-Syndrom
– Wie sich Möbel auf Ihre Gesundheit auswirken können
– Erdbebentest TU Graz
– Holzbaupreis Steiermark

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