Zahnbürste und Zahnpaste – wechselvolle Geschichte mit strahlendem Ausgang

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Oral B Pulsonic, Zahnpflege

An Zahnbürsten und Zahnpasten wurde über Jahrhunderte herumgedoktert, bis sie in der heutigen Form zueinander fanden. Blend-a-med, eine der Pioniermarken, feiert soeben ihren 60. Geburtstag. Grund genug, auf ein wichtiges Kapitel der Kulturgeschichte zurückzublicken.


Bereits 5000 v. Chr., also viele Jahrhunderte bevor das alte Ägypten zu seiner Hochblüte fand, verstanden sich die alten Ägypter bereits in einfachen, aber wirkungsvollen Methoden der Zahnhygiene: Sie bedienten sich dabei ausfransender Zweige und Wurzeln, die sie wie Bürsten verwendeten. Später behandelten sie die Zähne mit Myrrhe, die aufgrund der stark desinfizierenden Wirkung auch zum Einbalsamieren von Mumien Verwendung fand. Papyrusfunde und Höhlenmalereien bezeugen diese vermutlich ältesten Vorläufer des uns bekannten Zähneputzens.

Von den Römern bis zum Mittelalter

Dentifricium nannten die Römer das von ihnen verwendete Zahnpulver, welches, wie Plinius der Ältere der Nachwelt verriet, Putzkörper mit mechanischer Reinigungswirkung enthielt, die aus Knochenmehl und anderen feinkörnigen Substanzen bestanden. Plinius der Ältere, Geschichte der Zahnpflege Auch Kochsalz als Mittel zur Zahnreinigung geht auf römische Ursprünge zurück. Bürsten in heutiger Form waren freilich unbekannt. Die bereits erprobten Zweige oder Zeige- und Mittelfinger wurden durch ein bis heute verwendetes Einwegprodukt ergänzt: den Zahnstocher.

Viele Jahrhunderte lang stagnierte die Entwicklung weiterer Gerätschaften und Zahnputzmittel, wenn auch kunstvolle Zahnstocher, etwa aus Silber, immer wieder die Kunstgeschichte bereicherten. Selbst das Eintreten bedeutender Gestalten der Geschichte wie des Propheten Mohammed für regelmäßiges Zähneputzen, vermochte der Entwicklung neuer Methoden der Zahnpflege keine Impulse zu verleihen. Als aber um 1500 die Dunkelheit des Mittelalters dem frischen Wind der Neuzeit wich, setzte sich in China ein bis heute unverzichtbarer Behelf des täglichen Lebens durch: die Zahnbürste. Doch es dauerte noch an die 300 Jahre, bis man auch in Europa von den Vorzügen des Putzgeräts überzeugt war.

Zähneputzen in der Neuzeit

Die Skepsis in Europa kam nicht von ungefähr, denn die Zahnbürsten der ersten Jahrzehnte waren aus derart harten Borsten gefertigt, dass dies den Zähnen mehr schadete als nützte. Erst als weichere Borsten, etwa aus Pferdehaar, eingesetzt wurden, konnte die Zahnbürste an Ansehen gewinnen. Zahnpflege zu Ende des 19. Jahrhunderts Parallel dazu entwickelten sich auch die Zahnpulver weiter. Als Putzkörper wurden nun immer mehr feinere Reibstoffe wie etwa Kreide eingesetzt. Hinzu kamen immer häufiger Geschmacksstoffe wie Zucker oder Menthol. Auch wurden Produkte zunehmend eingefärbt, Zeichen eines sich verbreitenden Marketings.

Entscheidend verändert wurde jedoch vor allem die Konsistenz: zunächst durch die Zugabe von Seife, ab Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Einsatz von Glycerin. Resultat war die erste Zahnpaste, erfunden vom Amerikaner Washington Sheffield. Klingender Name des Produkts: Dr. Sheffield’s Creme Dentifrice. Zahnpulver wird als Alternative übrigens bis heute, wenn auch in beschränktem Ausmaß, hergestellt und zehrt von einer kleinen, unverdrossenen Fangemeinde.

Neue Massenprodukte

Colgate und Kalodont hießen die ersten Zahnpasten, die zu Massenartikeln wurden. Während in den USA die Firma Colgate seit 1886 die Colgate Ribbon Dental Cream in Tuben abzupacken begann, tat dies das Wiener Unternehmen F. A. Sarg’s Sohn & Co. mit Kalodont ab 1887. erste Blend-a-med Zahncreme, Zahngesundheit Die Zahnpasten blieben dadurch länger frisch und trockneten nicht aus. Beide Produkte wurden zum internationalen Erfolg. Zum tatsächlich modernen Produkt fehlte ihnen jedoch ein Inhaltsstoff, dessen positive Wirkung auf Zähne und Zahnschmelz zu dieser Zeit bereits bekannt war: Fluorid.

Bis es soweit war, dass fluoridhaltige Zahnpasten Marktreife erlangten, verging nahezu ein halbes Jahrhundert. Erst 1955 gelang es dem US-amerikanischen Konzern Procter & Gamble, mit der Marke Crest die erste fluoridhaltige Zahnpaste mit internationaler Bedeutung auf den Markt zu bringen. Bereits vier Jahre davor hatten die in Mainz ansässigen Blendax-Werke die Zahnpaste Blend-a-med eingeführt. 1956 folgte aus demselben Haus ein Produkt, das viele bis heute in ihren Kindheitserinnerungen begleitet: Blendi, die immer einen Deut zu süß schmeckende Kinderzahncreme.

Moderne Zahnbürsten oder back to the roots?

Die 50er-Jahre brachten nicht nur die moderne Generation von Zahnpasten hervor, auch Zahnbürsten erfuhren eine entscheidende Verbesserung: Mit der Einführung weicher Nylonborsten konnten die ehemals rabiaten Putzgeräte nun auch empfindlichem Zahnfleisch bedenkenlos zugemutet werden. Oral-B Werbung aus 1962, Zahnpflege Bereits lange vorher war versucht worden, Elektrozahnbürsten zu bauen. Doch erst im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts gelang mit der Erfindung oszillierend-rotierender Bürstsysteme die entscheidende Entwicklung. Die Frage, ob besser mechanisch oder mittels Elektrobürste geputzt werden sollte, scheidet bis heute die Geister.

Unbeeindruckt von diesem Dilemma bleibt so mancher Afrikaner. Bis heute weit verbreitet ist vor allem in den arabischen Ländern das Zähneputzen mit der reichlich natürliches Fluorid enthaltenden Wurzel des Zahnbürstenbaums, die bereits die alten Ägypter verwendet haben. Die Wurzelspitzen werden dabei zunächst fasrig gekaut und können danach als Bürste – „Siwak“ genannt – verwendet werden. Praktischerweise ist also die „Zahnpaste“ bereits in das Putzgerät integriert. Dennoch werden selbst Öko-Läden damit kaum das große Geschäft machen. Zu sehr verwurzelt ist hierzulande das Zähneputzen mit Zahnbürste und Zahnpaste als Kulturtechnik und unverzichtbarer Bestandteil persönlicher Hygiene.

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Titelbild: Oral B Pulsonic, (c) Procter & Gamble

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

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