Tuberkolose – WHO warnt vor resistenten Stämmen

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (13 Bewertungen, Durchschnitt: 3,62 Sterne von 5)

Blutschwämmchen (Hämangiome)

Etwa 15 Millionen Menschen erkranken jährlich neu an der gefährlichen Infektionskrankheit. Bis zu ein Drittel unter Ihnen überlebt die Folgen nicht.


Doch die jüngsten Entwicklungen in den Sowjet-Nachfolgestaaten und China veranlassten die WHO nun eindringlich auf jene bedenklich steigende Zahl von Menschen aufmerksam zu machen, die an Therapie-resistenten Formen der Tuberkulose (MDR-Tuberkulose) erkranken.

Tuberkulose ist eine bakterielle Infektion der Lunge, die vom Mykobakterium tuberculosis durch Tröpfcheninfektion, also dem Speichel, übertragen wird. Die Übertragung der Krankheit erfolgt nur bei der “offenen TBC” (der Ansteckungsherd “sitzt” an den Bronchien, andernfalls besteht keine Gefahr für die direkte Umgebung des betroffenen Patienten).

Somit bedingt die Bewirtung des gefährlichen Bakteriums nicht zwangsläufig seine Weitergabe. Die Tuberkulose kann über die Blutbahn auch den weiteren Körper befallen. Die häufigste Form der Erkrankung ist die Lungentuberkulose, neben ihr treten seltener auch Knochen- und Gelenkstuberkulose, Hauttuberkulose, Urogenitaltuberkulose und Nierentuberkulose auf.

In westlichen Industrieländern war die Gefahr, die von dieser Infektionserkrankung ausging, trotz vermehrter Einschleppungen aus dem Osten (und somit steigenden Zahlen der Ansteckungen) bisher verhältnismäßig gering. Behandlungen mit “Antituberkulotika” hielten das Bakterium in Schach.

Doch der von der World Health Organization WHO Ende Februar 2008 veröffentlichte Bericht stimmt nicht nur nachdenklich, sondern ist auch als Ermahnung zum unverzüglichen Handeln zu verstehen.

Geschätzte 490.000 Menschen erkranken laut der Studie jedes Jahr durch multiresistente Stämme des Tuberkulosebakteriums, die sich gegen gängige Behandlungsmethoden durch Antibiotika und mehrfach kombinierte Antibiotika immun zeigen.

Mehr als 110.000 unter Ihnen sind nicht mehr zu retten. Die Kernzonen dieser neuen Epidemie finden sich größtenteils östlich von Europa gelegen: China und Indien (mit etwa 50% der jährlichen Neuinfektionen durch MDR-TB), Russland, Moldawien, Ukraine, Usbekistan und weitere Sowjet-Nachfolgestaaten.

Auch Südamerika blieb nicht verschont, wenngleich der Kontinent nicht annähernd in solchem Ausmaß betroffen ist wie Asien. In einer globalisierten Welt mit offenen Grenzen kann sich auch Europa mit Sicherheit nicht auf Dauer als Insel der Seeligen wähnen. In Deutschland treten bereits, bei etwa 5000 jährlichen Tuberkuloseerkrankungen, 80-100 mehrfach resistente Fälle auf.

Die WHO fordert nun massivere Vorbeugungsmassnahmen und gehörige Aufstockungen der finanziellen Mittel zur Eindämmung der neuen Gefahr. Ein schwieriges Unterfangen in Zeiten der allgemeinen Abspeckungen im Gesundheitswesen. Und scheinbar illusorisch in Regionen der Welt, in denen Gesundheitsvorsorge im Bereich der Exotik zu wähnen ist.

Handlungsbedarf ist jedoch zur Genüge vorhanden, sonst scheint es auf kurz oder lang ein Lauf ins offene Messer zu werden. Die Gefahr der Verbreitung in den europäischen Raum ist keine Fiktion, das bewies bereits die Vogelgrippe.

Die Hoffnung der Betroffenen der mehrfach resistenten Tuberkulose ist in den meisten Fällen einzig allein eine komplizierte Kombinationstherapie mit vielen Nebenwirkungen und einem entscheidenden Nachteil: Teuer und somit in vielen Regionen der Schwellenländer nicht im Einsatz. Immer wieder jedoch, im Abstand einiger Jahre, stechen unterschiedliche einzelne Erfolgsmeldungen verschiedenster neuer Antibiotika aus den unzähligen weltweiten Forschungsbemühungen heraus, die kurzfristig Anlass zum gemäßigten Optimismus bieten – bis sich irgendwann erneut Resistenz einstellt.

Ein solch hoffnungsvoll wirksames Mittel im Kampf gegen MDR-TB schien ein amerikanisches Antibiotikum darzustellen: Linezolid. Es hat nun auch schon einige Jahre auf dem Buckel und aus dem einstigen Wundermittel ist ein Gebräuchliches für besonders schwere und hoffnungslose Fälle geworden.

Einige Zeit galt es gar als antibakterielle Wunderwaffe, nachdem zuvor gebräuchliche Therapien keine Ergebnisse brachten. Mittlerweile kennt man auch im Einsatz dieses Antibiotikums Resistenzen. Klinische Forschungen laufen zur Zeit weltweit auf Hochtouren, ein tatsächlich effizient wirksames Mittel gegen den Vormarsch der multiresistenten Tuberkulose wird auf lange Sicht jedoch nur eine breitenwirksame Politik der Vorbeugung darstellen.

Dies betrifft vor allem den Kampf gegen die neuen Stämme an deren Geburtsherd, also in Süd-und Zentralasien. Es liegt auch in Europas Interesse diese Länder finanziell und medizinisch zu unterstützen.

Vorbeugung

Was kann man als Einzelner tun, um sich zu schützen? Nun, es herrscht noch kein Grund zur Panik oder Hysterie. Eine gesunde Ernährung und ein wachsames Auge gelten immer noch als die besten Vorbeugungsmassnahmen. Für besonders Vorsichtige verbleibt immer noch eine präventive BCG-Impfung. Deren Sinnhaftigkeit sollte man jedoch mit seinem Arzt absprechen.

= [thomer] =

Quellen:

¹ WHO urges action on drug resistant tuberculosis – John Zarocostas
² www.thelancet.com – The rise and spread of drug-resistant tuberculosis

--------------------------

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– Riskante Antibiotika-Schnellschüsse
– Schutz vor Nebenwirkungen von Antibiotika
– Alles über Impfungen
– Vorsorge-Corner: Gesundenuntersuchung
– Kampf gegen Antibiotika-Resistenz

Das könnte Ihnen auch gefallen …