Tablette gegen Gräserpollenallergie

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Wenn die Tage kühler werden und die Pflanzen ihre Winterruhe beginnen, können sich Allergiker über das Ende der (Gräser)Pollensaison freuen.


Sie sollten aber auch vorausschauend bereits an die nächste denken. Denn wer jetzt mit der Einnahme der neuen Gräsertablette beginnt, ist laut Hersteller für die nächste Pflanzenblüte gerüstet. Und zwar ab dem ersten Tag des Pollenfluges, das versprechen die Hersteller der Allergietabletten zur Hyposensibilisierung.

Immer mehr Menschen leiden unter den Auswirkungen eines überforderten Immunsystems. Seit den 60er Jahren verdoppelt sich die Zahl der Allergiker im Zehn-Jahres-Rhythmus.

So kommt es, dass inzwischen bereits jeder vierte Bewohner eines Industrielandes an zumindest einer allergischen Erkrankung leidet. Gräserpollen stellen dabei die häufigsten Auslöser dar. Sie sind verantwortlich dafür, dass etwa 1 Million Österreicher Sommer für Sommer mit Niesattacken, rinnender oder verstopfter Nase und Atembeschwerden kämpfen.

Video: Hyposensibilisierung mit Tabletten anstatt Spritzen

Prof. Dr. med. Kristian Reich, Professor für translationale Forschung bei entzündlichen Hauterkrankungen am Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen des Universitätsklinikums Hamburg über Anwendung und Wirkung der Hyposensibilisierungs-Tablette bei Gräserpollenallergie.

Allergien Dauerbelastung für das Immunsystem

Allergien sind nicht einfach nur lästig, sondern eine ernst zu nehmende Erkrankung des Immunsystems. Im Gegensatz zum Erkältungsschnupfen heilt der allergische Schnupfen nämlich nicht einfach ab.

Unbehandelt können sich die Beschwerden von den oberen Atemwegen auf Bronchien und Lunge ausdehnen und im schlimmsten fall chronisches Asthma verursachen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt deshalb zusätzlich zur symptomatischen Behandlung mit Kortison und Antihistaminika die spezifische Immuntherapie (Allergie-Impfung), die bei Pollenallergien eine Erfolgsrate von 80% aufweist. Durch die regelmäßige Verabreichung des allergieauslösenden Stoffes (z.B. Pollenallergen) lernt das Immunsystem, bei Kontakt mit dem vermeintlichen Erreger nicht mit Abwehr zu reagieren, sondern das Allergen zu tolerieren.

Der Körper wird damit langsam und sanft wieder an den Allergie-Auslöser gewöhnt. So kann die Ursache einer Allergie erfolgreich bekämpft, allergisches Asthma verhindert und der Kortisonbedarf nach drei Jahren um 90% verringert werden.

Über 80% aller Pollenallergiker profitieren von diesem Arzneimittel, das nachweislich die Heuschnupfensymptome senkt und den Verbrauch an zusätzlichen Medikamenten mindert.

Gräsertablette: neu, einfach und schnell

Seit relativ kurzer Zeit ist eine neuartige Gräsertablette gegen Heuschnupfen erhältlich, die Abhilfe schaffen könnte. Vorerst ist sie aber nur für Erwachsene ab 18 Jahren zugelassen.

Dieses neue Präparat ist – als Alternative zu Injektionen und Tropfen – für Menschen gedacht, die unter einer Gräserpollenallergie leiden. In punkto Wirksamkeit sollen die Tabletten den Spritzen und Tropfen um nichts nachstehen, hinsichtlich der Verabreichung ab wesentlich komfortabler für den Patienten sein.

Die neue Gräsertablette induziert eine protektive Immunantwort und führt zu immunologischer Toleranz. Die Folge: Allergische Reaktionen auf Gräserpollen bleiben aus oder werden zumindest reduziert. Die Behandlung beginnt spätestens acht Wochen vor Beginn des Gräserpollenfluges und wird idealerweise über drei Jahre ganzjährig fortgesetzt.

Die Tablette wird einmal täglich unter die Zunge gelegt, wo sie sich innerhalb von Sekunden auflöst und von der Mundschleimhaut aufgenommen wird. Jede Tablette enthält dabei 30 Mal so viele Gräserpollenallergen wie ein Mensch die gesamte Saison über einatmet.

Dabei entwickelt das Immunsystem über die Jahre der Einnahme eine Toleranz gegen diese Allergie auslösenden Stoffe. Vorgesehen ist, dass das Präparat drei Jahre lang täglich eingenommen wird. Allergologen wird damit eine sehr patientenfreundliche, einfach anzuwendende Kausaltherapie zur Verfügung gestellt, und die spezifische Immuntherapie ist einer größeren Patientenzahl zugänglich als bisher.

Nebenwirkungen

Die Allergie-Impfung in Tablettenform wurde im größten Studienprogramm getestet, das je im Bereich der spezifischen Immuntherapie durchgeführt wurde. “Im Zuge der Studien zur Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit der neuen Gräsertablette wurden genaueste Analysen durchgeführt, wie viel Impfstoff – also Allergieauslöser – man dem Patienten gefahrlos oral verabreichen kann”, so der Wiener Allergie-Experte Univ.-Prof. Dr. Christof Ebner. “Die Gräsertablette ist somit ein hoch dosiertes und wirksames und dennoch sehr sicheres und gut verträgliches Präparat.”

Laut bisherigen Erfahrungen spürt etwa die Hälfte der Patienten in den ersten Wochen jeweils einige Minuten bis maximal eine Stunde nach der Einnahme einen leichten Juckreiz unter der Zunge. Auch die Bildung kleiner und harmloser Bläschen auf der Zungenunterseite wurde zuweilen beobachtet, wobei diese Symptome aber nach den ersten Wochen wieder verschwunden sind.

Therapiebeginn im Herbst ideal

Bisher standen zwei Möglichkeiten einer Immuntherapie zur Verfügung: das Allergen regelmäßig unter die Haut spritzen zu lassen oder täglich unter die Zunge zu tropfen. Seit Anfang des Jahres gibt es diese Behandlungsoption erstmalig als innovative Tablette für Gräserpollenallergiker.

Die Gräsertablette ist einfach anzuwenden und die Wirkung höchst Erfolg versprechend – vor allem dann, wenn früh genug vor der Gräserpollensaison mit der Behandlung begonnen wird. Idealer Zeitpunkt für den Therapiebeginn ist der Herbst:

“Die Immuntherapie muss rechtzeitig vor Blühbeginn begonnen werden, um zu wirken. Die Patienten sollten spätestens zwei, besser vier Monate oder mehr, vor der erwarteten Gräserpollensaison mit der täglichen Einnahme der Gräsertablette beginnen.

Das beste Ergebnis erzielt man, wenn zu Beginn der belastungsfreien Zeit – also jetzt im Herbst – mit der Therapie begonnen wird”, bestätigt Univ.-Prof. Dr. Christof Ebner, Leiter des Allergie-Ambulatoriums am Reumannplatz in Wien. Bis zum nächsten Sommer hat der Körper somit genug Zeit, ausreichenden Schutz gegen die Allergieauslöser aufzubauen.

Die spezifische Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung, SIT, Allergie-Impfung oder Desensibilisierung genannt, wird von den Kassen bezahlt.
“Immuntherapie Präparate sind in Österreich rezeptpflichtig, die Erstverschreibung muss durch einen Facharzt erfolgen (HNO-, Lungen-, Kinder- oder Hautfacharzt), damit die Kosten von den Krankenkassen erstattet werden”.

Tipps & Infos

Informationen über die Gräserpollenallergie und die Gräsertablette, einen Ratgeber über Allergenvermeidung bei Pollenallergie und die Allergie-Impfung, eine Liste spezialisierter Ambulanzen und Ambulatorien etc. gibt es bei der Patientenorganisation IGAV (Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung) www.allergenvermeidung.org

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Quelle:

¹ Allergiebehandlung mit Tabletten – die neue Art der Hyposensibilisierung

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Linktipps

– Hilfreiche Tipps und Tricks für Pollenallergiker
– Allergie-Corner: Infos von A bis Z
– Pollen-Tagebuch online
– Pollensaison – wann die Belastung am höchsten ist
– Pollenallergie – was ist das eigentlich
– Allergietest: Chip hilft bei Diagnose von Allergien
– Allergien im Kindes- und Jugendalter
– Histaminintoleranz

[Stand: 2007]

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