Swingerclub: Beziehungskick oder Beziehungskiller?

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Swingerclub: Beziehungskick oder Beziehungskiller?

Swingerclubs erfreuen sich angeblich zunehmender Beliebtheit – welche Sehnsüchte und Gefahren stecken aber hinter dem organisierten Partnertausch?

Glaubt man den zahlreichen Medienberichten, so erfreuen sich Swingerclubs und Vereine großer Beliebtheit. Kaum eine Woche vergeht ohne neue Reportagen über „aufgeschlossene“ Menschen, die den Partnertausch wagen. Allerdings sind diese Berichte zumeist quotenorientiert aufbereitet, zeigen wilde Orgien, hemmungslose Frauen und Männer beim Sex und lauter schöne Menschen in schicken Dessous. Dieses unkomplizierte Bild entspricht in der Regel jedoch nicht der Wirklichkeit.

Zum Einen, weil die Zahl derer, die tatsächlich „swingen“ weit geringer ist, als von den Medien glaubhaft gemacht (Umfragen* zufolge haben nur etwa 2% der Erwachsenen tatsächlich diesbezügliche Erfahrungen gemacht, weitere 10% hegen einen diesbezüglichen Wunsch), zum Anderen deshalb, weil das Spiel mit dem Tabubruch (Partnertausch und/oder Gruppensex) in der Realität nicht so harmonisch abläuft, wie es zuweilen dargestellt wird.

Was bedeutet Swinger eigentlich?

Eine gar nicht so einfach zu beantwortende Frage. Auf folgende – recht allgemeine – Definition dürften sich aber die meisten praktizierenden Swinger einigen können:

Swinger sind Paare, die Spaß am ausgefallenen Sex haben, der eine geht eher in Richtung SM/Fetisch, andere wiederum mögen nur gesehen werden, andere wiederum üben den Partnertausch aktiv aus. Andere wiederum mögen den Sex zu dritt. usw., jedenfalls also Menschen die Ihre Sexualität über die Fantasie hinaus in der Realität ausleben möchten.

Falsch wäre es allerdings anzunehmen, dass deshalb alle Swinger nymphoman veranlagte, untreue Menschen wären, deren (Beziehungs)Leben sich ausschließlich um Sex mit möglichst vielen unterschiedlichen Menschen dreht. Da diese Beschreibung mittlerweile wohl auch auf die meisten Nicht-Swinger zutreffen würde, folgende Eingrenzung:

Bei den allermeisten praktizierenden Swingern dürften folgende Elemente fundamentaler Bestandteil ihrer sexuallen Vorlieben sein:

  • ein mehr oder weniger stark ausgeprägter exhibitionistischer Hang
  • die Liebe zum Spiel mit dem Feuer, dem Partnertausch
  • mehr oder weniger stark ausgeprägte bi-sexuelle Neigungen (hier zumeist bei Frauen)
  • „besondere“ erotische Vorlieben (S/M, Bondage, Gruppensex), der sich insofern leichter ausleben lässt, da der Partner dabei sein kann, aber nicht mitmachen muss

Wer „swingt“?

Darf man den durchaus plausiblen Angaben der Szene trauen, dann lautet die Antwort: oftmals die Falschen! Warum? Oft werden Clubs aus den falschen Motiven besucht: Ein Partner möchte unbedingt, der andere lässt sich – aus welchen Gründen immer – überreden. Oder aber, man versucht einer – vielleicht schon etwas eingerosteten – Beziehung einen neuen Kick zu verleihen ohne die Konsequenzen sorgfältig miteinander besprochen zu haben.

Last but not least, der verzweifelte Versuch eine brüchige Beziehung durch den Besuch eines Swingerclubs wieder zu kitten. Dies alles führt zumeist zu unschönen Krisen in Partnerschaften und nicht selten zu deren Ende. Die eingefleischte Swinger-Szene ist wohl nicht zuletzt aus diesen Gründen recht überschaubar, dafür aber mit großer Leidenschaft, guten Manieren und Diskretion bei der Sache.

Partnertausch – Kick oder Gefahr?

Es zeigt sich, dass durchaus viele Menschen einen diffusen erotischen Wunsch nach hemmungslosen, orgiastischen Sex mit – vielleicht auch geschlechterübergreifenden – Partnertausch haben, dass sich diese Fantasien aber oftmals nicht in die Realität umsetzen lassen.

Unbestritten fasziniert der Reiz des Verbotenen, doch erfahrungsgemäß entfalten erotische Fantasien ihre größte Wirkung wenn sie bleiben was sie sind, eine schöne Vorstellung. Dies bedeutet aber nicht, dass Partner nicht über Wünsche und Vorlieben sprechen sollen um auszuloten, was beiden gefällt, wie weit das gegenseitige Vertrauen tatsächlich geht und welche Fantasien den anderen abschrecken könnten.

Fest steht: Swinger müssen schon in einer sehr stabilen, offenen Beziehung leben, um ihre Sexualität im Swingerclub samt Partnertausch & ungewöhnlichen Sexpraktiken auszuleben.

Was erwartet mich in einem Swingerclub?

Zumeist sind diese Clubs mittlerweile professionell (nicht unbedingt im Sinne der Gewerbsmäßigkeit) geführte Etablissements mit Bar, Tanzbereich, Sauna, Solarium, Ruhezonen und natürlich unterschiedlichen „Lustwiesen“. Die Anzahl der Gäste und das Alter schwankt von Club zu Club und ist von Tag zu Tag sehr unterschiedlich und ist meist für den Betreiber nicht vorhersehbar.

Tagesschwankungen hängen tatsächlich vom Wetter oder Fernsehprogramm ab. In den meisten Clubs herrscht zumindest unter der Woche Herrenüberschuss, dieser wird aber in guten Clubs begrenzt.

Einige Clubs achten auf geringeren Überschuss, anderen ist das Verhältnis egal, Hauptsache die Kasse stimmt. Gute Clubs beschränken sich strikt auf 2-3 Männer pro Paar. Single-Frauen, die einen solchen Club besuchen, gibt es auch, sie sind jedoch zahlenmäßig gering. In manchen Clubs gibt es auch gewerbliche Damen, die sich bei Flaute um die Solomänner kümmern.

Preise

Die Preise für Soloherrn sind in der Regel weit höher als für Paare oder Solodamen. In vielen Clubs bezahlen Paare oder Solodamen keinen Eintritt, dafür müssen sie jedoch damit rechnen, dass jede Menge Soloherrn anwesend sein werden.

An Pärchentagen ist der Eintritt in der Regel weit höher als sonst. Dies liegt an der Tatsache das keine Soloherrn eingelassen werden. Als Richtpreise können folgende Angaben gesehen werden: Männer 80,- bis 130,- EUR, Paare meist kostenlos oder bis 40,- EUR, Frauen kostenlos. Im Preis inkludiert sind die meisten Leistungen, also auch Buffet und Getränke, allerdings nicht die Garantie auf Geschlechtsverkehr!

Tipps für interessierte Anfänger:

  • Vorsicht vor falschen Vorstellungen, besser einmal in die Materie hineinschnuppern, eventuell die diesbezüglichen Erfahrungen anderer Paare einholen;
  • Bevor ihr einen Club besucht solltet ihr absprechen, was ihr machen wollt, was jeder einzelne in Gemeinschaft oder alleine machen darf und wie weit man gehen möchte;
  • jeder muss sich an diese Abmachungen halten oder in den Pausen darüber reden, sollten Abmachungen erweitert oder revidiert werden;
  • niemals versuchen den anderen zu überreden, das führt unweigerlich zu großen Frustrationen;
  • praktizieren sie ausschließlich Safer Sex;
  • Unverfahrene Paare sollten, wenn sie genug Mut und Lust haben, entweder anderen zusehen und sich Appetit holen gehen oder selber zu schmusen anfangen. Wenn Paare sich auf die „Matraze“ begeben, folgen meist ein paar Männer. Ihr könnt euch eure Wunschpartner aber auch schon an der Bar aussuchen und auffordern mitzukommen. Wenn man auf der „Matte“ alleine bleiben möchte, sollte man dies deutlich machen: eine unzugängliche Ecke aussuchen, in ein versperrbares Zimmer gehen, Hände die Kontakt suchen freundlich aber bestimmt zurückweisen, ggf. was sagen. Über allzu zudringliche Männer die dies nicht akzeptieren sollte man sich beim Personal beschweren – diese Männer erhalten einen Verweis und ggf. Hausverbot;
  • Für Solomänner: Männer sollten nicht direkt im Pulk mitrennen, sobald ein Paar auch nur eine Andeutung macht Richtung „Matte“ zu gehen. Auch erfahrene Swingerpaare wollen manchmal erobert werden – sprecht sie an der Bar an, flirtet. Ein Clubbesuch kostet viel Geld und manchmal geht man leer aus, aber als Mann sollte man durchaus auch mal einen Abend einkalkulieren, an dem nichts läuft – will man „Erfolgsgarantie“ sollte man das Geld lieber in eine Dame vom horizontalem Gewerbe investieren. Aufdringlichkeit, schlechtes Benehmen und abstoßendes Äußeres vertreibt nur willige Paar.
  • Für Solofrauen: Auch Solofrauen gehen in Clubs. Diese wissen meist, warum sie dorthin gehen, sind erfahrene Swinger die früher meist mit einem Partner dort waren. Solofrauen, die zum ersten mal einen Club besuchen möchten, sollten einen Begleiter mitnehmen, dem sie vertraut und der auf sie aufpasst. Nicht weil alle Männer über sie herfallen – sie ist in etablierten Clubs (relativ) sicher vor Aufdringlichkeiten oder gar Übergriffen – sondern damit sie sich geistig fallen lassen kann.
  • Zu gleichgeschlechtlichen Kontakten: Spiele zwischen Frauen sind zwar weder die Regel noch eine Ausnahme werden aber von den Männern gerne gesehen und sind voll akzeptiert. Kontakte zwischen Männern sind jedoch in den meisten Clubs verpöhnt – es gibt jedoch spezielle Abende oder Clubs, in dem Mann auch seine Bi-Neigungen ausleben darf.

* Daten & Fakten zum Thema „Swinger“:www.gyn.de

Da die Zahlen einer Online-Umfrage entnommen sind, kann kein wissenschaftlicher Anspruch erhoben werden, allerdings decken sich die Prozentzahlen und Trends durchaus mit Umfragen, die aus Österreich vorliegen.

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com

Linktipps

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– Geschlechtskrankheiten
– Kondom – Verhütungsmittel & Schutz vor Aids
– Sadomasochismus: Dominanz & Unterwerfung
– Das Kamasutra – Lehrbuch der Liebe & Erotik
– Bisexualität

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