Sonne und Medikamente – gefährlicher Mix

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Sonne & Medikamente

Evgeny Rannev – Fotolia

Sonne und Medikamente – das kann gefährlich werden. Denn in Verbindung mit Sonnenlicht entwickeln manche Medikamente unangenehme Nebenwirkungen.


Wer sich vor solchen unangenehmen Überraschungen schützen will, sollte vor der ersten Einnahme den Beipackzettel in der Medikamentenschachtel gründlich lesen. Er gibt Hinweise auf mögliche Nebenwirkungen, auch durch Lichtempfindlichkeit.

In der Ferienzeit möchte man alle Sorgen und Probleme hinter sich lassen. Und wer gesundheitlich angeschlagen ist, freut sich oft besonders auf den bevorstehenden Urlaub. Doch: “Wer Medikamente einnimmt, sollte nicht einfach den Koffer packen und losfahren?, warnt Heike Stahlhut vom Deutschen Grünen Kreuz e.V. in Marburg.

“Fototoxische Hautreaktionen durch Arzneimittel in Verbindung mit Sonnenstrahlung können den Urlaub zum Alptraum werden lassen?, so die Sonnenschutzexpertin. Arzneimittel können die Sonnenempfindlichkeit der Haut verstärken. Die Folge: Oft schon nach kurzer Zeit in der Sonne rötet sich die Haut. Die Auswirkungen reichen von einem leichten Sonnenbrand bis hin zu massiven Hautschäden.

Als Folge fototoxischer Reaktionen können starke, sonnenbrandähnliche Symptome wie blasige Hautveränderungen und schmerzende Rötungen entstehen – und das schon nach kurzen Sonnenbädern.

Die Hautreaktion kommt dadurch zustande, dass bestimmte körperfremde Substanzen reagieren, wenn gleichzeitig UV- Licht auf die Haut strahlt. Die Wirkung der Sonnenstrahlen wird dabei übermäßig verstärkt. Bei einer fototoxischen Reaktion sind die Hautveränderungen scharf von nicht belichteten Hautpartien abgesetzt.

“Besonders Menschen mit unempfindlicher Haut sind oft irritiert, wenn sie bereits nach wenigen Minuten in der Sonne reagieren”, sagt der Photochemiker Uwe Pischel von der Universität Porto in Portugal.

Welche Medikamente sind hauptsächlich betroffen?

Besonders Antibiotika aus der Gruppe der Tetracycline sind für diese Reaktionen bekannt, allen voran Doxycyclin, das häufig bei Behandlung von Atemwegserkrankungen, Infektionen des Urogenitaltrakts, Infektionen des Magen-Darm-Traktes, Borreliose und anderen gesundheitlichen Störungen eingesetzt wird.

Aber auch Antibiotika aus der Gruppe der Gyrasehemmer sind nicht ungefährlich. Besonders stark fototoxisch wirkt das zur Therapie von Harnwegsinfekten benutzte Cinoxacin. Wer ein solches Antibiotikum einnimmt, muss damit rechnen, selbst bei kurzem Sonnenbad einen starken Sonnenbrand davon zu tragen.

Andere Medikamentengruppen, bei denen es zu unerwünschten Hautreaktionen unter Sonneneinstrahlung kommen kann, sind Arzneien zur Behandlung von Diabetes und Herzkreislauferkrankungen. Auch die zur Stimmungsaufhellung eingenommenen Johanniskraut-Präparate und sogar bestimmte chemische Substanzen in Kosmetika oder Inhaltsstoffe von Sellerie und Pastinaken gehören zu den photosensibilisierenden Substanzen.

Sonne & Medikamente: allergisch und toxisch

Mediziner kennen zwei Formen des hautschädigenden Bündnisses von Licht und Arznei. Die echte phototoxische Reaktion (PTR) und die photoallergische Reaktion (PAR). Bei der PTR nehmen bestimmte lichtsensible Moleküle im Medikament die Sonnenenergie auf und geben sie dann wieder ab, was die umgebenden Hautzellen schädigt.

Bei der allergischen Reaktion entstehen unter der Lichteinwirkung Antigene, die das Immunsystem im Körper aktivieren. Eine PTR kann schon beim ersten Einsatz des Medikaments auftreten, die PAR tritt erst bei der wiederholten Anwendung des Mittels auf, weil das Immunsystem erst die Abwehr aufbaut.

“Einige Arzneimittel können sowohl phototoxisch als auch photoallergisch wirken”, sagt Silvia Schauder von der Universitäts-Hautklinik Göttingen. Die Reaktionen der Haut seien nicht immer zu unterscheiden.

Die Photosensibilisierung der Haut wird vor allem durch UV-A Licht, manchmal auch durch UV-B und sichtbares Licht ausgelöst. Und das ist ein Dilemma für die betroffenen Personen. Denn UV-A wird weder durch Glas noch durch leichte Kleidung gestoppt. Was einen vor Sonnenbrand schützt, hilft nicht gegen phototoxische oder -allergische Reaktionen.

Wie kann man vorbeugen?

Neben den Tipps, die man generell gegen Sonnenbrand befolgen sollte, gibt es auch noch spezifische Hinweise, um phototoxische Reaktionen zu verhindern:

  • Wer Medikamente einnimmt, sollte vor dem Urlaub unbedingt durch den Arzt oder Apotheker abklären lassen, ob sich die Medikamente mit der Sonne vertragen.
  • Falls Sie unsicher sind, sollten Sie die Haut besonders gut durch Kleidung, starke Sonnencreme und Schatten vor den UV-Strahlen schützen.
  • Verzichten Sie auf Urlaub in einem Gebiet mit sehr intensiver Sonneneinstrahlung.
  • Besonders wer sich im Solarium bräunen möchte, muss unerwünschte Nebenwirkungen von Medikamenten ausschließen. Durch die extrem hoch dosierte UV-A-Strahlung droht großflächiger starker Sonnenbrand. Meiden Sie daher bei Sensibilität Solarien und die intensive Sonneneinstrahlung zwischen elf und fünfzehn Uhr.
  • Vor der Einnahme eines neuen Medikamentes sollten Sie beim Durchlesen des Beipackzettels auf den Hinweis möglicher “fototoxischer Reaktionen” achten.

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Quelle: Grünes Kreuz e. V. – www.dgk.de

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