Smartphones, Internet & Co. – Elternguide für Kinder und Teens

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Kinder und Smartphones: Elternguide

“Internet ist total gefährlich – Kinder können einfach googeln, welches Taschengeld in ihrem Alter angemessen wäre!” Das ist zwar wahr, aber bei weitem nicht die größte ‘Gefahr’, die von Smartphone, Handy & Co ausgeht, wenn es um die Entwicklung unserer Kinder geht. Doch Verbieten ist auch keine Lösung! Wie also umgehen mit dem potentiellen Dauerstreitthema ‘Smartphonenutzung’?


Smartphones: Internet, Handy & Co – Elternguide für Kinder und Teens – Artikelübersicht:

“Im Schnitt verbringen Kinder knapp 22 Stunden wöchentlich mit ihrem Smartphone…”, “man kann Smartphones mit Drogen vergleichen”….Die Schlagzeilen rund um die (angeblich) ausufernde Handynutzung sind vielfältig – und widersprüchlich. Gerald Lembke ¹, Professor für Digitale Medien an der Dualen Hochschule Mannheim, plädiert dafür, die Nutzung von digitalen Medien an das Lebensalter und die Entwicklung der Kinder anzupassen. Wir haben einige praktische Tipps für Sie und Ihre Familie, um diesen Satz, der so einfach klingt, auch praktisch umzusetzen.

Wann passt welches Handy zu welchem Alter?

Schon die Hälfte aller Volksschulkinder besitzt ein eigenes Handy, in der Altersgruppe über zwölf Jahren haben nahezu 100% alle Buben und Mädchen ein Smartphone und der Gruppendruck gerade unter Kindern wird immer größer. Handys gelten schon für Kinder als eine Art Statussymbol.

Auf der anderen Seite ermöglicht die moderne Technik es Eltern aber auch, ihren Kindern mehr Freiraum zu ermöglichen, weil die ununterbrochene Erreichbarkeit Kontrolle ermöglicht und Sicherheit vermittelt – oder zumindest vorgaukelt?

Zunächst stellt sich die Frage, was Sie – und Ihre Kinder – von einem Handy erwarten. Und beim ‚ersten’ Handy haben Sie wahrscheinlich noch konkrete Ansprüche als Ihr Nachwuchs.

Als Einstieg bieten sich also sogenannte ‘Kinderhandys’ an: Für jüngere Kinder haben verschiedenste Anbieter spezielle Modelle auf den Markt gebracht. Diese meist bunten, robusten ‚Handys’ ohne Vertragsanbindung verfügen über Sicherheitsfunktionen, wie etwa GPS Ortung oder eine Notfalltaste.

Zudem stehen nur die mittels eines Codes eingegeben Rufnummern zur Verfügung. Alle anderen Funktionen, wie Internet oder Bluetooth, sowie Ein- und Ausgänge fremder Nummern sind blockiert. MP3 Funktionen zum Geschichten oder Musik hören können meist wahlweise freigeschalten werden – oder eben nicht.

Diese Kinderhandys dienen weniger dem Kommunikationsbedürfnis der Kinder, als vielmehr dem Kontrollbedürfnis der Eltern. Sobald die Kinder in die Schule kommen, werden sich die meisten Kids mit einem solchen Gerät allerdings wohl nicht mehr zufrieden geben.

Nun stellen die Kinder eigene Ansprüche. ‚Normale’ Handys – wenn auch mit eingeschränkten Funktionen – näheres dazu siehe unten – werden gewünscht und erbettelt. Medienexperten empfehlen, Kindern erst ab etwa zehn Jahren ein eigenes Handy mit allen Funktionen zu erlauben. Das heißt aber nicht, dass nicht auch noch in diesem Alter Kinderschutztools aktiviert bleiben sollten!

Mit Kindern ab dem Volksschulalter können und sollen Sie aber abseits jeder technischen Einschränkung auch bereits genaue Regeln vereinbaren, z.B. was die Nutzungszeit betrifft.

Diese Vereinbarungen müssen dann natürlich auch kontrolliert werden. Hier verlangen also nicht nur Sie von Ihrem Kind, dass es sich an die Regeln hält, vielmehr muss Ihr Kind auch von Ihnen erwarten dürfen, dass Sie diese definierten Regeln ernst meinen und konsequent bleiben.

Exkurs: Kinder unter zehn bis zwölf Jahren sollten das Smartphone nicht länger als eine Stunde alleine aktiv nutzen, für passives Musikhören z.B. kann das Gerät aber auch länger verwendet werden.

Wichtig ist es, handyfreie Phase zu definieren, in denen sich die Familie austauscht und die Freizeit miteinander verbringt. Wichtig: seien Sie sich Ihrer Vorbildwirkung bewusst!

Apropos Vorbildwirkung…

Es macht einen gewaltigen Unterschied aus, ob jedes Familienmitglied seine Zeit allein vor dem eigenen Smartphone verbringt, oder ob man das Gerät auch für gemeinsame Aktivitäten nutzt. Gemeinsame Unternehmungen fördern den Familienzusammenhalt – und das gilt auch bezüglich der Nutzung von Smartphones.

Wer mit seinen Kindern gemeinsam YouTube Videos schaut, oder bei Onlinespielen mitspielt, bleibt authentisch über die online Aktivitäten des Nachwuchs informiert – und ist sogar involviert. Quizspiele, Zeichenspiele, Schnitzeljagden,.. die Nutzungsmöglichkeit des Smartphones für gemeinsame In- und Outdoor Aktivitäten sind vielfältig!

Technische Features zum kindgerechten Handyumgang

Darüberhinaus gibt es einige Features, die Sie ruhiger schlafen lassen werden, sobald der Sprössling ein eigenes Smartphone besitzt:

Spezielle Tarife für Kinder: Laufzeitverträge mit monatlicher Kostenbegrenzung bzw. spezielle Verträge für Kinder und Jugendliche sind bei fast allen Anbietern erhältlich.

Apps zurr Nutzungsbeschränkung: Features wie z.B. ‘Family Protector’ oder K9Web Protection bieten neben der inhaltlichen Kontrollmöglichkeit auch die Einrichtung einer detaillierten Zeitnutzungsbeschränkung auf den Geräten.

Filterprogramme: Nutzen Sie Apps zur Kindersicherung und Webfilter oder richten Sie Blacklists zum Sperren von Seiten mit bestimmten Inhalten ein.

Apple verfügt z.B.über einen eigenen “Guided Access Mode”; die meisten großen Netzanbieter bieten für ihre Kunden kostenfreie Kurse zu diesen Themen an;

Tracking-Service: eine umstrittene Anwendung, aber immer mehr ängstliche Eltern nutzen auch diese technische Möglichkeit der Ortung über das Mobiltelefon der Kids. Weiters gibt es Softwaremodule, wie z.B. KidLogger, die die Internetaktivitäten am Handy überwachen und Nutzungsprofile erstellen.

App Ignore no more: Besonders gut – aus Elternsicht jedenfalls:-) – gefällt uns das App ‘ignore no more’. Es ist nichts Neues, dass Kinder eingehende Anrufe von ihren Eltern nur allzu gerne ignorieren. Doch damit kann jetzt Schluss sein: Mit der App “Ignore No More” erhalten Eltern die Möglichkeit, das Smartphone ihrer Sprösslinge bei ausbleibendem Rückruf vorübergehend zu sperren.

Das Prinzip der App ist simpel: Hebt der Nachwuchs bei Anruf der Eltern nicht ab, so haben diese die Möglichkeit das Smartphone ihres Kindes ferngesteuert zu sperren. Mit diesem gesperrten Handy erreichen Kinder dann lediglich noch den Notruf – oder eben von den Eltern vorausgewählte Nummern – wohl meist die der Elternhandys. Um das eigene Smartphone auch wieder für andere Nummern freizuschalten, brauchen die Kids dann ein Passwort. Und um das zu erfahren bleibt dem Nachwuchs dann keine andere Wahl als ein Anruf bei den Eltern….

Nicht ohne mein Handy

Über das Handy wird Kontakt gehalten – einerseits virtuell zu Online-Freunden, aber das Smartphone wird natürlich auch zu direkter Kommunikation mit Freunden genutzt – zum Chatten oder zum Telefonieren.

Wie zu allen Zeiten davor sorgen sich Eltern, ob Ihre Kinder auch den richtigen sozialen Umgang pflegen. Wichtig ist daher, mit den Freunden selbst aber auch mit deren Eltern Kontakt zu halten und sich auszutauschen. Dadurch bekommen Eltern Einblick in das Medienverhalten der Freunde und direkten ‘Zugriff’. Probleme, die ihren Ursprung innerhalb des engeren Freundeskreis haben, lassen sich so rascher erkennen und bearbeiten.

Ignore no more in real life

Sollten Sie den Eindruck haben, dass der Gebrauch des Smartphones außer Kontrolle gerät – thematisieren Sie es! Und sollten Sie ‘anstehen’ und nicht weiter wissen – was im Zusammenleben mit pubertierenden Kids durchaus vorkommen kann – scheuen Sie sich nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Öffentliche Erziehungsberatungsstellen, Informationsveranstaltungen von Mobilfunk Anbietern oder privater Seite, Blogs, Selbsthilfegruppen – die Möglichkeiten, sich Rat und Hilfe zu holen, sind gerade in unserem Medienzeitalter vielfältigst!

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Quellen:

¹ Man kann Smartphones mit Drogen vergleichen
² Jugendliche im Handyfieber- Herausforderung für die Eltern (www.eltern-bildung.at)

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Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– Kindgerechter Umgang mit Handy und Smartphone
– Trotzphase: wie Eltern richtig reagieren wenn Kinder trotzen
– Dumm und krank durch das Smartphone?
– Wie Kinder Sprache lernen
– Social Media wirken wie Suchtmittel
– Handystrahlen: Experten plädieren für verantwortungsvollen Umgang mit Mobiltelefonen

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