Schwerhörigkeit – Schicksalsschlag für jung und alt

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Schwerhörigkeit

Schwerhörigkeit betrifft immer mehr Menschen in Österreich. Nicht nur ältere Menschen, sondern auch immer mehr Jugendliche sind betroffen. Wichtig ist, dass Schwerhörigkeit schon früh erkannt wird, um rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen.


Schwerhörigkeit – Minderung des Hörvermögens

In Österreich sind laut Österreichischen Schwerhörigenbund 1,6 Millionen Menschen von Schwerhörigkeit (Hypakusis) betroffen. Und Schwerhörigkeit wird in allen Altersschichten immer mehr zum Problem. Unter Schwerhörigkeit selbst versteht man eine leichte Verminderung der Hörfähigkeit bis hin zur völligen Gehörlosigkeit. Es gibt Menschen, die schon von Geburt an schwerhörig sind, zumeist entwickelt sich aber die Schwerhörigkeit im Laufe der Zeit.

Auch wenn immer mehr Jugendliche schwerhörig ist, so tritt die Krankheit doch vermehrt in höherem Alter auf. Grund für die steigende Zahl an Jugendlichen mit Hörproblemen ist vor allem das Hören von Musik mit MP3 Playern. Laut Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte weist bereits jeder fünfte Jugendliche zwischen 16 und 20 Jahren Veränderungen im Innenohr auf. Der maximale Schalldruckpegel und damit die Lautstärke wurde bereits nach EU-Richtlinie auf 100 Dezibel begrenzt, allerdings können Schäden bereits ab durchgängigem Hören bei 85 Dezibel auftreten. Durchschnittlich liegt die Lautstärke von MP3-Playern bei 92 Dezibel, das ist eindeutig zu laut. Schon 5 Stunden wöchentliches Musikhören in dieser Lautstärke reichen aus, um für einen bleibenden Gehörschaden zu sorgen. Eine weitere Überbelastung für die Ohren stellen Discotheken und Konzerte dar.

Ein sich häufendes „Wie bitte? Was hast du gesagt?“, sind erste Indizien für Angehörige, dass eine beginnende Schwerhörigkeit vorhanden ist. Der sogenannte Tinitus, ein Pfeifen in den Ohren und Vorübergehende Schwerhörigkeit sind erste Warnhinweise des Körpers auf eine Überbelastung der Ohren und damit auf eine drohende Schwerhörigkeit. Bei Schäden des Trommelfells oder bei Beeinträchtigungen in Folge von einer Mittelohrentzündung spricht man von der Schallleitungsschwerhörigkeit.

Sind Schäden an den Gehörknöchelchen oder am Gehirn Ursache für die verminderte Hörfähigkeit, so spricht man von einer Schallempfindungsschwerhörigkeit. Die Schallempfindungsschwerhörigkeit kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Infekte, zu hohe Lärmbelastung über 115 Dezibel, Vergiftungsprozesse durch z.B. Fluor, Blei, Quecksilber, Stress, Einriss der Membranen und Unfälle mit Elektrizität sind nur einige Auslöser, die eine Schallempfindungsschwerhörigkeit einleiten können. Es ist aber auch häufig eine Kombination aus beiden Formen Ursache für ein stark vermindertes Hörvermögen.

Frühförderung angeborener Schwerhörigkeit

Besonders wichtig ist es eine angeborene Schwerhörigkeit schon früh zu erkennen und zu fördern. Denn ab einem Alter von vier Monaten ist das Hören für die Entwicklung der Sprache entscheidend. Hört das Kind sich nicht selbst, so probiert es nicht mehr zu lallen oder Laute von sich zu geben. Um eine beginnende oder vorhandene Schwerhörigkeit zu erkennen, gibt es einige Symptome, die dafür sprechen. Die Sprachentwicklung bleibt stehen, das Kind versteht sein Umfeld nicht oder nur schlecht, laute Geräusche erschrecken das Kind nicht, Babys drehen den Kopf nicht in Richtung eines Geräusches, oder das Kind reagiert nicht auf entfernte Geräusche. All diese Punkte sprechen für eine Schwerhörigkeit, häufige Entzündungen des Ohres können zudem ein Indiz sein und bedürfen einer raschen Abklärung.

Einsamkeit als Folge von Scherhörigkeit

Wer nichts hört, wird häufig einsam – die Krankheit Schwerhörigkeit hat auch Folgen auf das Sozialleben und die psychische Gesundheit der Betroffenen. Schwerhörigkeit macht einsam, denn vielen Menschen ist es unangenehm, ständig nachzufragen und sie fühlen sich in der Gesellschaft isoliert. Besonders Angehörige und Freunde sollten auf die Bedürfnisse Schwerhöriger Rücksicht nehmen. Der Rückzug aus der Gesellschaft kann durch Rücksichtnahme und ein sich auf die Krankheit einstellen auch durch das Umfeld des Schwerhörigen vermindert werden. Ein weiteres Problem ist, dass Schwerhörige dem Zuhören eine gesteigerte Aufmerksamkeit widmen müssen.

Besonders ein plötzlicher Hörverlust oder ein spontan auftretender Tinitus gehört immer sofort vom Arzt untersucht. Oft tritt aber die Schwerhörigkeit schleichend ein, und genau dann ist es wichtig, auf bestimmte Signale zu achten. Aufpassen und zum HNO-Arzt gehen, heißt es immer dann, wenn

  • es immer schwieriger wird einzelne Wörter zu verstehen
  • unter starker Geräuschkulisse das Sprechen des Anderen wie ein Murmeln wahrgenommen wird
  • wenn eine Art Rauschen als ständiges Geräusch auftritt
  • wenn man beim Fernsehen, in Gesellschaften oder bei Konzerten nicht mehr genug hört

Bis zu 16 Prozent der Europäer sind betroffen

Der HNO-Arzt kann mittels Hörtests feststellen, inwieweit das Gehör geschädigt ist und in weiterer Folge Schritte einleiten, um die Hörfähigkeit zu verbessern. Dabei wird gemessen, welche Tonfrequenzen gerade noch gehört werden können. Es erfolgt dann ein Vergleich mit der Hörschwelle eines normal Hörenden. Ein gesundes Ohr hört Geräusche, die bereits knapp über null Dezibel liegen. Hört man erst Geräusche ab 25 Dezibel so ist bereits eine leichte Schwerhörigkeit vorhanden. Liegt die Hörschwelle zwischen 40-65 Dezibel ist die Schwerhörigkeit schon stark ausgeprägt. Wenn der Betroffene Geräusche erst ab einer Schwelle von 70-90 Dezibel überhaupt hören kann, dann kann man schließlich von Taubheit sprechen.

Ein vorhandener Tinnitus geht nahezu immer – so eine Studie aus Frankreich – mit Schwerhörigkeit einher. Von 123 Tinitus-Betroffenen waren 122 auch schwerhörig. Eine Otoskopie (Ohrenspiegelung) bringt Anomalien im Ohr zum Vorschein. Oft ist ein Hörgerät unumgänglich.

Moderne Hörgeräte werden genau an ihren Nutzer angepasst. Es ist heute schon Standard, dass Hörgeräte über zwei Mikrofone verfügen. Eines verstärkt das Hören, mittels dem anderen werden laute Hintergrundgeräusche ausgeschaltet. Eine kontinuierliche Anpassung ermöglicht so eine optimale Einstellung auf den Kunden. Insgesamt 16 Prozent aller Europäer sind heute bereits so stark schwerhörig, dass ihr Leben dadurch negativ beeinträchtigt wird. Umso wichtiger ist es auf seine Ohren zu achten und das Gehör nicht durch überlaute Musik, verschleppte Ohrenentzündungen oder laute Konzerte zu riskieren.

[ameis]

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Quelle:

¹ Österreichische Schwerhörigen Selbsthilfe
² Organisation Hear-it AISBL

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– Österreichischer Schwerhörigenbund – Dachverband
– Hörverlust – Ursachen für die Verringerung des Hörvermögens

Ohrencorner – Linktipps:

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