Experten warnen vor unbehandelten Schlafstörungen

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Experten warnen vor unbehandelten Schlafstörungen

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Zwanzig bis dreißig Prozent der Erwachsenen leiden unter Schlafstörungen. Doch nur ein Drittel sucht gezielte Hilfe bei einem Arzt, und lediglich die Hälfte von ihnen bekommt schließlich auch adäquate Hilfe.


Schlafstörungen – Artikelübersicht:

Diese alarmierenden Zahlen veröffentlichten deutsche Mediziner anlässlich des “Tages des Schlafes”.

Die Folgen von schlechtem Schlafverhalten

Abgesehen von Tagesmüdigkeit, Erschöpfung, verminderter Leistungsfähigkeit, Konzentrationsstörungen und Reizbarkeit können Schlafstörungen auch schwere Erkrankungen verursachen, warnen die Mediziner. “Von der Schlafapnoe wissen wir, dass es – wenn nicht behandelt wird – zwingend zu Bluthochdruck kommt”, erklärt der Regensburger Schlafmediziner Jürgen Zulley in der deutschen Ärzte Zeitung.

Wird dann nur der Bluthochdruck gesenkt, ohne die Ursache dieser Schlafstörung mit den nächtlichen Atemaussetzern zu beseitigen, gebe es keine grundlegende Besserung.

“Ein beträchtlicher Teil der Schlaganfall-Patienten hat in der Krankheitsgeschichte ein Schlafapnoe-Syndrom”, erklärt Zulley. Ein- und Durchschlafstörungen seien auch mit einem vierfach erhöhten Risiko für Depressionen verbunden.

Auch die Volkswirtschaft leide unter den schlaflosen Bürgern. Das steigende Unfallrisiko bei schlafgestörten Menschen soll weltweit jährlich mehr als 400 Milliarden Euro Schaden verursachen, schätzen die deutschen Schlafexperten.

88 Arten der Schlafstörung

Die Ursachen von Schlafstörungen gezielt zu bekämpfen ist nicht einfach. Schlafmediziner unterscheiden 88 verschiedene Arten von Schlafstörungen. Vielfach handelt es sich beim gestörten Schlaf auch um Begleiterscheinungen einer körperlichen Erkrankung wie etwa einem Magengeschwür.

“Etwa 70 Prozent der Schlafstörungen haben aber keine körperliche Ursachen, sondern sind auf seelische Belastungen, Depressionen und andere Gemütserkrankungen zurückzuführen”, sagt Bernd Saletu, Präsident der “österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin”.

Medikamente können dabei nicht in jedem Fall helfen. “Ein universelles Schlafmittel gibt es nicht”, sagt Saletu. Nur wenn die exakte Ursache aufgespürt wird, kann je nach Erkrankung etwa mit Antidepressiva, Hypnotika, Tranquilizern, Neuroleptika oder Psychostimulanzien behandelt werden.

Für einen guten und gesunden Schlaf sei aber vor allem eine gewisse Regelmäßigkeit wichtig, die in den nachtaktiven modernen Gesellschaften kaum noch zu finden sei, meint Saletu. Aber auch eine ausreichende Schlafdauer.

Denn manche Mediziner wie der Psychologe James Maas von der Cornell University meinen, dass die Hälfte der Bevölkerung der USA und wohl auch der anderen westlichen Nationen ein ernsthaftes Schlafdefizit mit sich herumträgt. Maas: “Wir wurden zu einer Nation wandelnder Zombies.”

Was tun gegen Schlafstörungen?

Das klingt vielleicht gar etwas übertrieben, Tatsache ist und bleibt, dass Schlafstörungen auf dem Vormarsch sind. Fest steht auch, dass es nichtmedikamentöse Lösungsansätze zur Behebungen von Schlafstörungen gibt. Gleichwohl sind medizinische Schlafmittel aber auch nicht automatisch zu verteufeln. Experten sprechen davon, dass diese als Brücken fungieren können, wenn sie auch keine Lösung sind.

Und manchmal lassen sich Schlafprobleme auch einfach lösen, dann nämlich wenn die Schlafygiene und die Schlafvorbereitungen stimmen.

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Schlafhygiene & Schlafvorbereitung: Tipps zum Einschlafen

  • Gehen Sie erst zu Bett, wenn Sie wirklich müde sind.
  • Ignorieren Sie andererseits nicht die Müdigkeitssignale ihres Körpers. Wenn man nämlich den Zeitpunkt verpasst, dauert es oft 90 Minuten und länger, bis sich das nächste sogenannte Schlaffenster auftut. So entsteht schnell ein Schlafdefizit, das sich nicht so leicht aufholen lässt.
  • Achten Sie darauf, dass das Schlafzimmer wirklich gut gegen Lichtquellen und Lärmquellen abgeschirmt ist. Nutzen Sie gegebenenfalls eine Schlafmaske und/oder Ohrstöpsel.
  • Ein bewusster Tagesabschluss kann Wunder bewirken: Schließen Sie also den Tag ab, bevor Sie zu Bett gehen. Konzentrieren Sie sich dabei darauf, was Sie alles geschafft haben und legen Sie bewusst fest, welche Aufgaben Sie am nächsten Tag erledigen werden. Dadurch entgeht man der lästigen Gedankenspirale, die einen oft wach hält.
  • Verwenden Sie das Bett nur zum Schlafen – Fernsehen und Social Media am Handy sind jedenfalls absolut tabu.
  • Wenn Sie nachts Schlafschwierigkeiten haben, verzichten Sie auf ein Mittagsschläfchen oder reduzieren Sie es auf ein Powernapping von maximal 15 bis 20 Minuten.
  • Auch wenn es vielleicht etwas nervig ist: Bewegung, gute Ernährung und kein oder sehr wenig Alkohol empfehlen Spezialisten in diesem Zusammenhang ganz grundsätzlich.
  • Übrigens, eine halbe Tasse warme Milch mit 1 TL Honig kann tatsächlich helfen, denn das enthaltene L-Tryptophan (eine essentielle Aminosäure) trägt zur Verbesserung des Schlafes bei, weil es Melatonin und Serotonin erhöht, die den Schlaf-Wach-Rhythmus des Menschen harmonisch regulieren.

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