Radiofrequenz-Ablation als Krebsbehandlung

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Radiofrequenz-Ablation

Eine neue, hoffnungsvolle Methode zur Behandlung von Tumoren und Metastasen ist die sogenannte Radiofrequenz-Ablation. Dabei wird Hitze durch eine mehrteilige Sonde erzielt, die unter Ultraschall- oder Computertomographie-Kontrolle in den Tumor eingebracht wird. Dadurch entstehen Temperaturen über 50 °C im umliegenden Gewebe und die Zellen sterben ab. Der Tumor wird sozusagen an Ort und Stelle regelrecht “verkocht”.


Neue Methoden der minimal invasiven – also den Patienten möglichst schonenden – Krebsbehandlungen standen im Mittelpunkt des Europäischen Radiologenkongress (ECR) 2007. Mit der Radiofrequenz-Ablation (RF-Ablation) wurde eine solche – noch recht junge – Methode vorgestellt.

Radiofrequenz-Ablation: Mini-Sonde vebrennt Tumorzellen

Die Radiofrequenztherapie ist eine alternative Behandlungsmethode gegenüber der Chirurgie, Lasertherapie oder auch Kryotherapie von Tumoren (Geschwulste), die an verschiedenen Orten im Körper lokalisiert sein können. Mögliche Lokalisationen sind die Leber, Weichteiltumore und Tumorrezidive im Präsakralraum. Ist die Möglichkeit einer Operation des Tumors aufgrund seiner Größe, Ausdehnung oder Nähe zu lebenswichtigen Organen nicht gegeben, kann eine Gewebeabtötung durch die Radiofrequenztherapie erwogen werden.

“Der Vorteil der RF-Ablation liegt im kleinen Durchmesser der Sonden von etwa 1,2 Millimeter, und der erzielbaren Zerstörung von Tumoren von mehreren Zentimetern ohne Sondenverlagerung. Außerdem wird entlang des Punktionsweges eine effektive Blutstillung durch Verödung potentieller Blutungsquellen bewirkt. So lassen sich gleichzeitig so genannte Stichkanalmetastasen verhindern, die bei einer Verschleppung von Krebszellen entstehen können.”

Da die Hitzebehandlung von Metastasen oder Tumoren je nach Lage und Organ schmerzhaft sein kann, erfolgt der Eingriff unter Schmerzmittelgabe bzw. Narkose.

“Diese Methode des lokalen Verödens eignet sich besonders zur frühen Behandlung von Tumoren der Leber, Nieren, Lunge und Brust, sowie für Knochentumoren”, sagt Prof. Lencioni. “Der besondere Vorteil des Verfahrens ist darin zu sehen, dass im Gegensatz zur Strahlen- oder Chemotherapie die Eingriffe wenn nötig öfters wiederholt werden können, weil kaum systemische Nebenwirkungen auftreten.

Thermoablationen unter bildgebender Kontrolle können im Rahmen kurzer stationärer Aufenthalte von zwei bis drei Tagen durchgeführt werden.”

Option bei Lungenkrebs, wenn nicht operiert werden kann

Wachsende Bedeutung gewinnt diese Methode beispielsweise bei Lungenkarzinomen, vor allem in jenen Fällen, in denen ein operatives Vorgehen nicht möglich ist. Viele Lungenkarzinom-Patienten sind nämlich keine geeigneten Kandidaten für die Chirurgie, da ein Großteil der Betroffenen durch jahrelanges Rauchen sekundäre Begleiterkrankungen entwickelt hat, die eine Operation risikoreicher machen. Darüber hinaus besteht beim nicht- kleinzelligen Lungenkarzinom ein relativ hohes Rezidivrisiko auch nach operativer Tumorentfernung. Hier kann die Tumorablation, evtl. in Kombination mit anderen Verfahren, eingesetzt werden.

Erfolgreich bei Lebertumoren – Alternative zur Operation

Bei der Behandlung von Lebertumoren im Frühstadium wird die RF-Ablation bereits seit einigen Jahren mit Erfolg eingesetzt. Prof. Lencioni: “Bei einem Durchmesser des Tumors von rund drei Zentimeter wurde sogar eine nachhaltige Tumorzerstörung durch eine einzige Punktion erreicht. Sowohl was die Ansprechrate als auch die Überlebenszeit der Patienten betrifft, kann dieses Verfahren mit konventionellen chirurgischen Eingriffen verglichen werden und stellt somit eine Alternative zur Operation dar.”

Bei größeren Tumoren in der Leber liegt die Erfolgsrate mittels RF-Ablation jedoch nur bei 50 Prozent. Bei rund der Hälfte der Fälle breitet sich der Tumor auch nach der Radiofrequenzbehandlung auf das Nachbargewebe aus. Die Tatsache, dass die Heilungschancen bei großen Tumoren in der Leber mit minimal invasiven Eingriffen direkt in die Blutgefäße steigen, hat zu einem neuartigen Behandlungsansatz geführt.

Die Wissenschaftler wollen die Behandlung deshalb optimieren, indem sie die Patienten zusätzlich mit Zytostatika behandeln. “Die Tumorzellen, die die Radiofrequenz-Ablation überlebt haben, sind so stark geschwächt, dass das Medikament seine Wirkung voll entfalten und den Tumor restlos zerstören kann”, sagt Lencioni. Tierversuche hätten bereits viel versprechende Ergebnisse geliefert – eine Pilotstudie soll nun zeigen, ob die Ergebnisse auch auf den Menschen übertragbar sind.

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