Ohrenpiercing: Arten, Pflege und Heilung

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Ohrenpiercing

Trotz seiner geringen Fläche bietet das Ohr viele Bereiche, durch die ein Piercing gestochen werden kann.


Zum klassischen Ohrloch für das Tragen von Schmuck hat sich eine Vielzahl weiterer Piercingarten (engl. to pierce bedeutet soviel wie „durchbohren, durchstechen“) gesellt. Das bewährte Lobe-Piercing durch das Ohrläppchen ist zwar nach wie vor der Klassiker, jedoch wird immer häufiger auch an zahlreichen weiteren Stellen in der Ohrmuschel Piercingschmuck angebracht. Hier gibt’s einen umfassenden Überblick über die gebräuchlichsten Arten des Ohrpiercings.

Ohrenpiercing – Artikelübersicht:

Das Ohrpiercing

Das Ohrpiercing ist die wohl häufigste Piercingart, die durchschnittliche Verheildauer für Piercings am Ohr beträgt 3 bis 8 Wochen. Diese ist jedoch stark abhängig von der jeweiligen Stelle und kann bei durchstochenem Knorpel unter Umständen auch mehrere Monate betragen.

Optimalerweise wird die zu piercende Stelle mit einem Akupunkturpunkt-Suchgerät nach Akupunkturpunkten abgesucht, da ein solcher Punkt auf keinen Fall durchstochen werden soll; das Ohrläppchen ist unbedenklich.

Klassische Ohrlöcher werden heutzutage meist noch mit einem “Pistole” genannten Apparat gestochen bzw. geschossen. Dazu wird ein aus Chirurgenstahl bestehender Ohrstecker in die Pistole eingelegt. Dieser Ohrstecker wird mittels einer Feder beschleunigt und durchsticht das Ohrläppchen. Hinter dem Ohr rastet er in einem Verschluss ein. Diese Methode ist bei der Anwendung im Ohrläppchen – also einem klassischen Lobe-Piercing – unproblematisch, bei anderen bereichen am Ohr ist sie jedoch sehr umstritten da sie das Knorpelgewebe belastet und zudem gewisse Risiken zur Infektion birgt.

Folgende Arten des Ohrenpiercings werden unterschieden

ohrenpiercings - Arten

  • Lobe: Klassisches Piercing durch das Ohrläppchen
  • Snug: Piercing durch die innere Knorpelauswölbung parallel zur Ohrkante
  • Conch: Piercing durch die Ohrmuschel
  • Helix: Piercing durch das Knorpelgewebe der Ohrkante
  • Industrial-Piercing: Hierbei wird ein Barbell in zwei gegenüberliegende Helix-Piercings eingeführt
  • Rook: Piercing durch die Anti-Helix
  • Daith: Piercing durch die waagerechte Auswölbung in der Ohrmuschel
  • Tragus: Piercing durch den Knorpelfortsatz am Eingang des Gehörkanals
  • Anti-Tragus: Piercing durch den dem Tragus gegenüberliegenden Knorpelfortsatz

Seit einigen Jahren erfreuen sich auch geweitete Piercings – also Durchmesservergrößerungen des Ohrlochs durch Dehnung – zunehmender Beliebtheit. Dabei wird der Stichkanal durch Streching vergrößert um speziellen Piercingschmuck mit erweitertem Durchmesser tragen zu können.

Gedehnte Piercings sind in anderen Kulturkreisen vermutlich so alt wie Piercings selber, in unseren Breiten hat die Sehnsucht nach ausgefallenem Körperschmuck die jahrhunderte alte Technik erneut populär gemacht.

Mittlerweile sind derartige Piercings so populär, dass sie nicht mehr bloß in Jugend- und Subkulturen zu finden sind, sondern – als Zeichen ausgeprägter Individualität – bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind.

Ein Piercing ist durchaus mit einem operativen Eingriff vergleichbar. Prinzipiell gehört das Piercen in die Hand eines Arztes.

Richtige Pflege und Nachsorge

Um Entzündungen und Infektionen vorzubeugen, sind nicht nur beim Piercingprozess selber, sondern auch danach höchste Hygienestandards einzuhalten. Beim Ohrpiercing ist das Risiko für Entzündungen abhängig von der gewählten Art.

Während durchstochene Ohrläppchen Vergleichsweise geringe Risiken bergen weil es sich nur um weiches Gewebe handelt, sind Knorpel wesentlich empfindlicher. Hat ein Knorpel sich einmal entzündet, heilt er wegen schlechter Durchblutung nicht so gut ab.

Gründliche Pflege nach dem Besuch im Piercing-Studio sind oberstes Gebot. Vor allem die tägliche Desinfektion muss penibel eingehalten werden, dafür eignen sich antiseptische Lösungen.

Dabei sind flüssigen Produkten der Vorzug vor Salben zu geben, da diese die Haut weniger aufzuweichen. Überhaupt gilt: Reinigungsvorgänge immer von innen nach außen durchführen, um Krusten und Bakterien von der Wunde weg zu wischen. Gründliches Händewaschen und desinfizieren ist dabei Voraussetzung.

Die gepiercte Stelle mit einem Pflaster abzukleben wird eher nicht empfohlen, zumindest nicht Tag und Nacht durchgehend, da die Wunde nicht “atmen” kann und so zu einer feucht-warmen Brutstätte für Keime wird. Der eingesetzte Schmuck sollte nicht herausgenommen werden bevor die Wunde vollständig verheilt ist. Reibung und Druck direkt auf das Piercing ist zu vermeiden, Vorsicht gilt bei Hauben, Kappen, Mützen oder Stirnbändern.

Besuche im Schwimmbad, Sauna oder Solarium sollten in den ersten vier Wochen unbedingt vermieden werden. Außerdem sollten die ersten Tage mnach dem Piercing keine blutverdünnenden Medikamente genommen werden.

Einige Symptome nach dem Piercing wie beispielsweise eine Schwellung der gepiercten Stelle sind durchaus normal. Auch Jucken, Brennen und leichte Schmerzen sind möglich, ebenso wie kleine Blutungen um das Ohr. Sollte sich die Stelle entzünden, rot werden oder stark nässen, ist es ratsam einen Arzt aufzusuchen.

Rechtlicher Hinweis

Die Rechtslage ist dahingehend jedoch in Österreich und Deutschland unterschiedlich, weshalb es sich empfiehlt die jeweilige Rechtslage abzuklären, besonders um im Schadensfall eine rechtlich Absicherung zu haben. In Österreich gilt, dass Piercen und Tätowieren laut Gewerbeordnung dem Gewerbe der Kosmetik (Schönheitspflege) (§ 94 Z 42) vorbehalten sind.

Im eigentlichen Sinne stellt Piercing jedenfalls eine vorsätzliche Körperverletzung dar und ist nur deshalb straffrei, weil die betreffende Person in den Eingriff einwilligt (schriftliche Einverständniserklärung). Der Einwilligung muss eine Aufklärung über die Risken vorausgehen.

Unabdingbare Voraussetzung ist die Urteilsfähigkeit des Klienten. Jugendliche unter 18 Jahren benötigen die Einwilligung der Erziehungsberechtigten, bei unter 16-Jährigen müssen die Eltern mitunter beim Piercen sogar anwesend sein.

In Österreich muss die zu piercende Person 14 Jahre alt sein. Bei Minderjährigen ist eine Einwilligung der gesetzlichen Vertreter erforderlich, wenn nicht zu erwarten ist, dass das Piercing innerhalb von 24 Tagen verheilt.

Führen Sie niemals Piercings selbst durch!

Selbstversuche beim Piercing sind höchst gefährlich und unter keinen Umständen durchzuführen da sie ein enormes Gesundheitsrisiko darstellen.

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Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

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– Was tun bei einer Nickelallergie?
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