Nebenwirkungen von Medikamenten

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Nebenwirkungen von Medikamenten

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“Über unerwünschte Nebenwirkungen informieren Arzt oder Apotheker” – Jeder kennt diesen Satz aus der Werbung. Doch nicht jeder macht sich auch wirklich Gedanken darüber, was er bedeuten kann.


In Zeiten, in denen der Zugang zu Medikamenten immer einfacher, die Bereitschaft sie einzunehmen immer größer und die Palette der Einsatzgebiete immer breiter wird, wächst auch die Möglichkeit, dass sich verschiedene Medikamente untereinander in ihrer Wirkung beeinträchtigen.

Nebenwirkungen von Medikamenten – Artikelübersicht:

Medikamente sind ein wichtiger Bestandteil der modernen medizinischen Behandlung. Sie helfen, Krankheiten zu kontrollieren, Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Dennoch können Medikamente auch unerwünschte Nebenwirkungen haben, die sorgfältige Aufmerksamkeit erfordern.

In diesem Artikel beleuchten wir die verschiedenen Aspekte von Medikamentennebenwirkungen, den Unterschied zu Wechselwirkungen und die gesetzlichen Verpflichtungen in Österreich zur Information der Patienten.

Was sind Nebenwirkungen?

Medikamentennebenwirkungen sind unerwünschte Reaktionen auf ein Arzneimittel, die über die gewünschten therapeutischen Effekte hinausgehen. Diese können von milden Beschwerden wie Übelkeit oder Müdigkeit bis hin zu schwerwiegenden Komplikationen wie allergischen Reaktionen reichen.

Die Art und Schwere der Nebenwirkungen können von Person zu Person variieren und hängen oft von individuellen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand und genetischer Veranlagung ab.

50 Millionen Packungen rezeptfreier Medikamente sind im Jahr 2006 in Österreichs Apotheken verkauft worden. “Wechselwirkungen von Arzneimitteln, so genannte Interaktionen, werden immer bedeutsamer und müssen von allen, die mehr als ein Medikament täglich konsumieren, bedacht werden”, sagt Univ. Prof. Dr. Renate Heinz vom Österreichischen Roten Kreuz.

Neben der beabsichtigten Hauptwirkung haben Medikamente zumeist auch mehr oder weniger gefährliche Begleiterscheinungen haben. Diese Nebenwirkungen können vergleichsweise harmlos sein (z. B. Müdigkeit), sie können abet auch Schaden verursachen, der den Nutzeffekt des Medikamentes übersteigt.

Was Patienten im Umgang mit Medikamentennebenwirkungen beachten sollen

Melden Sie Nebenwirkungen: Patienten sollten alle unerwünschten Reaktionen ihrem Arzt oder Apotheker melden. Dies ermöglicht es, mögliche Risiken besser zu verstehen und die Sicherheit von Medikamenten zu verbessern.

Informierte Entscheidungen treffen: Es ist entscheidend, dass Patienten über potenzielle Nebenwirkungen informiert sind, bevor sie ein Medikament einnehmen. Dies erleichtert es, mögliche Risiken gegenüber den erwarteten Vorteilen abzuwägen.

Gesetzliche Verpflichtungen zur Patienteninformation in Österreich

Um die Arzneimittelsicherheit zu gewährleisten sind Pharmafirmen verpflichtet alle bekannt gewordenen Nebenwirkungen eines Medikaments im Beipackzettel anzugeben. Laut Arzneimittelgesetz haftet der Hersteller in Österreich und Deutschland für alle nicht in dieser Produktinformation angeführten Nebenwirkungen.

Unerwünschte Nebenwirkungen können durch falsche Anwendung, durch Überdosierung, aber auch durch Wechselwirkungen mit anderen eingenommen Medikamenten oder Lebensmitteln auftreten.

In Österreich unterliegen Pharmafirmen klaren gesetzlichen Vorgaben zur Information von Patienten über Medikamente.

Diese Verpflichtungen dienen dem Schutz der Patientensicherheit und umfassen:

  • Beipackzettel: Jedes Medikament muss einen Beipackzettel enthalten, der umfassende Informationen zu Anwendung, Dosierung, Nebenwirkungen und Gegenanzeigen bietet.
  • Fachinformationen: Ärzte erhalten detaillierte Fachinformationen über jedes Medikament, um fundierte Entscheidungen über die Verschreibung treffen zu können.
  • Öffentlichkeitsarbeit: Pharmafirmen müssen im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit transparent über die Eigenschaften und Risiken ihrer Medikamente informieren.
  • Pharmakovigilanz: Die Meldung von Nebenwirkungen ist ein integraler Bestandteil der Pharmakovigilanz, um die Sicherheit von Medikamenten kontinuierlich zu überwachen und zu verbessern.

Unterschied zu Wechselwirkungen

Während Nebenwirkungen unerwünschte Reaktionen auf ein einzelnes Medikament sind, beziehen sich Wechselwirkungen auf die Interaktion zwischen zwei oder mehr Medikamenten.

Diese Interaktionen können die Wirksamkeit eines Medikaments beeinträchtigen oder die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen erhöhen. Wechselwirkungen können auch auftreten, wenn Medikamente mit Nahrungsmitteln oder anderen Substanzen kombiniert werden.

Um Wechselwirkungen zu minimieren, ist es wichtig, dass Ärzte über alle eingenommenen Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und sogar pflanzliche Präparate informiert werden. Dies ermöglicht es, potenzielle Risiken zu identifizieren und geeignete Anpassungen vorzunehmen.

Interaktionen gibt es allerdings nicht nur zwischen “klassischen” Medikamenten. Alkohol beeinflusst zum Beispiel auch deren Wirkung, ebenso Vitaminpräparate und Nahrungsergänzungsstoffe.

Heinz: “Es gibt aktuelle Berichte, wonach auch weitverbreitete Pflanzendrogen, wie etwa Knoblauch oder Baldrian, wegen möglichem erhöhten Blutungsrisiko oder Einfluss auf die Narkosedauer mehrere Tage vor geplanten Operationen abgesetzt werden müssen.”

Ärzte können nur dann richtig beraten, wenn sie über den Medikamentenkonsum ihrer Patienten Bescheid wissen. Das gilt nicht nur für den Hausarzt, sondern auch für andere, etwa den Frauenarzt, den Zahnarzt usw. Heinz: “Schreiben Sie eine vollständige Liste all jener Medikamente, die Sie einnehmen.

Zeigen Sie sie jedem Arzt und aktualisieren Sie die Liste bei Bedarf.” Außerdem sollte immer der Beipackzettel gelesen werden. Hier sind nicht nur die Neben-, sondern auch die Wechselwirkungen aufgelistet.

Weiters zu beachten ist die Flüssigkeitsaufnahme. An heißen Tagen besteht ein zusätzlicher Bedarf. Zu wenig Trinken kann vor allem bei älteren Menschen, die Wirkung von Medikamenten verändern.

Die regelmäßige Einnahme von Medikamenten ist vielfach unbedingt notwendig, etwa bei Bluthochdruck, um Spätschäden zu vermeiden. Es sollte darauf geachtet werden, das individuell “richtige” Medikament einzunehmen. Heinz: “Je spezifischer die Behandlung erfolgt, desto weniger Medikamente werden gebraucht. Je weniger Medikamente eingenommen werden müssen, desto geringer ist die Gefahr von Interaktionen.”

Gendermedizin: Unterschiedliche Wirkung und Nebenwirkung hinsichtlich des Geschlecht

Trotz Fortschritte im Bereich der Gendermedizin gibt es immer noch einige Defizite bei der Erforschung unterschiedlicher Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten hinsichtlich des Geschlechts der Patienten.

Einige Ursachen und Defizite im Überblick:

1. Unterrepräsentation in klinischen Studien: Historisch gesehen wurden Frauen in klinischen Studien oft unterrepräsentiert. Dies kann dazu führen, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wirkung und Verträglichkeit von Medikamenten nicht ausreichend berücksichtigt werden.

2. Oft werden geschlechtsspezifische Analysen in klinischen Studien vernachlässigt. Selbst wenn Frauen und Männer in ausreichender Anzahl vertreten sind, werden die Daten möglicherweise nicht geschlechtsspezifisch ausgewertet, was dazu führen kann, dass Unterschiede übersehen werden.

3. Hormonelle Zyklen bleiben oft unberücksichtigt: Hormonelle Veränderungen während des Menstruationszyklus oder in der Menopause können die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Medikamenten beeinflussen.

4. Standardisierte Dosierungsempfehlungen: Oft werden Dosierungsempfehlungen auf der Grundlage von Studien mit überwiegend männlichen Teilnehmern entwickelt. Frauen können jedoch aufgrund von Unterschieden in Körperzusammensetzung, Stoffwechsel und anderen Faktoren unterschiedlich auf Medikamente reagieren.

Die Beseitigung dieser Defizite erfordert ein bewusstes Umdenken in der Forschung, von der Planung klinischer Studien bis zur Auswertung der Ergebnisse. Eine stärkere Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Unterschiede kann dazu beitragen, dass Medikamente sicherer und effektiver für Frauen und Männer werden.

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Quellen:

¹ www.roteskreuz.at
² Arzneimittelgesetz Österreich

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[Verfasst 08/2002, Update: 10/2022]

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