Wie lässt sich Migräne bekämpfen?

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Migräne-Attacken

Starke pulsierende, pochende Schmerzen meist in einer Kopfhälfte, übelkeit, Erbrechen und Lichtempfindlichkeit – das sind die typischen Symptome einer Migräneattacke, unter der jeden Tag ungefähr 900.000 Deutsche leiden.


Etwa jede sechste Frau und jeder zwölfte Mann in Deutschland leidet an Migräne, wie Professor Hartmut Göbel aus Kiel bei einer Pressekonferenz des Unternehmens Bayer Vital in Kiel gesagt hat.

Eine Attacke kann zwischen vier Stunden und drei Tagen dauern. Zeit, die für Beruf, Haushalt und Freizeitaktivitäten verloren ist. Im Durchschnitt treten drei Attacken im Monat auf, die zumindest an einem Tag im Monat zur Arbeitsunfähigkeit führen und an einem weiteren zum Verzicht auf geplante Freizeitaktivitäten.

Wenn es losgeht, bleibt den Betroffenen meist nichts anderes übrig, als sich hinzulegen, am besten in einen ruhigen und verdunkelten Raum, und zu warten bis der Schmerz nachläßt. Dies kann jedoch durch Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Paracetamol in Kombination mit Antiemetika oder mit spezifischen Migränemitteln, den Triptanen, beschleunigt werden.

“Migräne muss heute keiner mehr einfach so hinnehmen”, betonte Göbel. Die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch Migräne lasse sich mit den modernen Möglichkeiten der Medizin erheblich mindern.

ASS in Brausetablette verpackt wird schnell resorbiert

Nach den Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) sollten nach Aussage von Professor Gunther Haag aus Elzach bei leichten Migräneattacken Antiemetika und Analgetika gegeben werden. In erster Linie werde hierzu ASS in einer Dosierung von 1000 Milligramm eingesetzt.

Die Vorbehandlung mit einem Antiemtikum wie Metoclopramid oder Domperidon sei nötig, um die im Migräneanfall erlahmte Magen- und Darmperistaltik anzuregen und damit die Resorption des Analgetikums zu fördern. ASS sollte in Form einer Brause- oder Kautablette appliziert werden und zwar der schnelleren Resorption wegen, wie der DMKG-Präsident gesagt hat.

Bei Verwendung der neuen ASS-Brausetablette Aspirin Migräne kann, wie Dr. Uwe Gessner von Bayer Vital erklärte, auf das Antiemetikum verzichtet werden. Die hochgepufferte Brauseformulierung sorge für eine schnelle Magenpassage und Wirkstoffanflutung und gewährleiste einen schnellen Wirkeintritt.

Eine mittelschwere bis schwere Migräneattacke läßt sich jedoch erfahrungsgemäß nicht mit Analgetika beeinflussen, so Dr. Axel Heinze von der Schmerzklinik Kiel. Hier helfen in der Regel spezifische Migränemittel, die selektiven Serotoninrezeptorantagonisten wie Sumatriptan, Naratriptan, Zolmitriptan oder Rizatriptan.

Wenn auch Triptane nicht helfen, sei meist ASS, intravenös gegeben (Aspisol), wirksam. Welches Mittel wann benötigt wird, diese Entscheidung muss der Patient selbst treffen, wie Heinze erklärt hat. Denn die Intensität der Attacke variiere auch bei ein und demselben Patienten.

Mal reiche eine ASS-Brausetablette oder ein Paracetamol-Zäpfchen, mal helfe nur ein Triptan und manchmal müsse der Arzt ASS injizieren, so Heinze. Migräne-Kopfschmerzen lassen sich nach Angaben von Göbel in über 90 Prozent der Attacken mit peripheren Analgetika wie ASS lindern.

Göbel: “Nur bei sieben Prozent der Migräne-Attacken sind Triptane notwendig.” Bei Patienten, die unter besonders häufigen oder schweren Migräneattacken leiden, oder wenn die Akuttherapie nicht greift, ist eine medikamentöse Prophylaxe erforderlich.

Migräneprophylaxe – Erfolg zeigt sich nach sechs Wochen

Migräneanfälle würden dadurch zwar nicht völlig verschwinden, könnten aber an Intensität und Häufigkeit deutlich abnehmen und die Patienten seien dann in der akuten Situation besser zu behandeln. In der Praxis habe sich diese Maßnahme allerdings noch nicht durchgesetzt, wie Haag bedauerte.

Eingesetzt zur Migräneprophylaxe werden vorrangig die Betablocker Metoprolol, Propanolol oder der Kalziumeinstromblocker Flunarizin. Ob die Maßnahme erfolgreich sei, könne frühestens nach sechs Wochen Behandlung beurteilt werden. Bei Erfolg sollte die Behandlung zunächst für sechs bis neun Monate fortgesetzt werden. Mit einem Auslaßversuch sei dann zu prüfen, ob die weitere Behandlung nötig ist, so Haag.

Fazit

Wenn sich Arzt und Patient an die Empfehlungen der DMKG halten, sind sie auf der sicheren Seite. Aber die Patienten können durch allgemeine Verhaltensmaßnahmen selbst sehr viel gegen ihre Migräne tun. Wichtig ist zum Beispiel, dass der Tagesablauf regelmäßig geplant wird.

Denn ein unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus sowie unregelmäßige Mahlzeiten zählen zu den Migräneauslösern. Sinnvoll ist es ebenfalls, Entspannungsverfahren zu lernen und zu paktizieren. Diese helfen nämlich, Streßsituationen zu meistern und damit effektiv Migräneattacken vorzubeugen.

Linktipp:

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