Psoriasis (Schuppenflechte) | Krankheitslexikon

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Psoriasis (Schuppenflechte)

Psoriasis ist eine komplexe immunmediierte Erkrankung mit schubhaftem Verlauf. Sie stellt eine der häufigsten chronisch-entzündlichen hauterkrankungen dar.


125 Millionen Menschen sind weltweit an Schuppenflechte (“Psoriasis”) erkrankt, allein in Österreich sind mindestens 250.000 Personen von dieser Hautkrankheit betroffen.

Psoriasis (Schuppenflechte) – Artikelübersicht:

Typisch für die Schuppenflechte sind rundliche, scharf begrenzte Rötungen der Haut mit silbrig weißen Schuppen, sehr häufig begleitet von Spannungsgefühlen und Juckreiz. Zu diesen Beschwerden kommen oft soziale und psychologische Probleme, zum Beispiel Depressionen.

Psoriasis ist eine Systemerkrankung, nicht bloß eine Hauterkrankung

Viele Jahre wurde die Psoriasis fälschlicherweise als simple und relativ harmlose chronische Hauterkrankung betrachtet.

Tatsächlich zeigen mittlerweile zahlreiche Untersuchungen, dass es sich in Wahrheit um eine schwere Multiorgankrankheit handelt, die klar definierte Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem sowie verschiedene endokrine Funktionen hat, mit der Folge einer reduzierten Lebenserwartung.

Die Inzidenzen von Arteriosklerose, Adipositas, Diabetes mellitus uvm. sind jedenfalls deutlich erhöht und somit auch Folgeerscheinungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Zudem werden begleitende psychiatrische Erkrankungen (z.B. Depressionen) häufig unterschätzt.

Psoriatiker: Haut und Seele schmerzen

Psoriatiker – also Schuppenflechte-Patienten – haben aufgrund des entstellenden Charakters der Krankheit und der schmerzhaften und juckenden Hautveränderungen einen enormen Leidensdruck und eine ähnliche Reduzierung ihrer Lebensqualität wie Menschen, die an Krebs, rheumatoider Arthritis, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Depression leiden.

Eine Erhebung der amerikanischen Wake Forest University bestätigt diesen Leidensdruck: Die 1,5 Millionen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis beklagen vor allem die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch die Krankheit.

Rund 75 Prozent davon gaben an, dass Psoriasis ein großes Problem in ihrem Leben darstellt. Immerhin 40 Prozent bestätigten, dass sich die Schuppenflechte auf ihre Kleiderwahl auswirkt und hauptsächlich jene Bekleidungsstücke gewählt werden, die sich dazu eignen, die kranke Haut zu verbergen.

“Rund 25 Prozent der bei mir in Behandlung befindlichen Psoriatiker verrieten, dass sie von Zeit zu Zeit wegen ihrer Krankheit an Selbstmord dachten,” so der Leiter der Studie und Dermatologe Steven Feldman, M.B.

Das größte Problem für die Betroffenen ist die Ausgrenzung im Alltag, die Stigmatisierung und das psychische Leid, das Psoriatiker dadurch erfahren. Studienergebnisse der Wake Forest Universtity zeigen, dass Psoriatiker größere Stigmatisierung erfahren als Personen mit anderen Hautkrankheiten.

“Die meisten Menschen fühlen sich durch uns abgestoßen und fürchten, dass Psoriasis ansteckend ist. Dabei ist aber medizinisch bewiesen, dass die chronische Hautkrankheit Psoriasis in keinem Fall ansteckend ist”, betont Renate Reichl, Obfrau der Selbsthilfegruppe Schuppenflechte (PSO Austria).

Lebensqualität stark beeinträchtigt

Viele Psoriasispatienten leiden doppelt: Zu den körperlichen Problemen kommen psychische und soziale Belastungen, unter anderem bedingt durch die verbreitete Ausgrenzung. Bei einer aktuellen Befragung von 113 Psoriasis-Patienten durch das Meinungsforschungsunternehmen SPECTRA gaben 56 Prozent der Befragten an, “sehr stark” oder “stark” durch die Psoriasis “in ihrer Lebensqualität und ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt zu werden”. Nur 4 Prozent fühlten sich “gar nicht” beeinträchtigt.

In Beruf oder bei täglichen Arbeiten fühlten sich 29 Prozent “sehr stark” oder “stark” eingeschränkt, in ihren Freizeitaktivitäten 41 Prozent, im Umgang mit Freunden, bekannten und Kollegen 24 Prozent. Aufgrund ihrer Psoriasis niedergeschlagen/depressiv fühlten sich 6 Prozent “sehr häufig”, 14 Prozent “häufig”, und 55 Prozent “manchmal”. Nur jeder Vierte beantwortete diese Frage mit “nie”.

Typisches Erscheinungsbild der Psoriasis – stufenweiser Verlauf

Typisch für die Schuppenflechte sind rundliche, scharf begrenzte Rötungen der Haut mit silbrig weißen Schuppen. Werden diese abgekratzt, kommt es oft zu punktförmigen Blutungen. Für den Befall mit diesen so genannten Psoriasis-Herden typische Körperstellen sind Ellenbogen und Knie, das Kreuzbein oder der behaarte Kopf. Bei schweren Formen können große Teile der Hautoberfläche betroffen sein.

Als Begleiterscheinung treten sehr häufig Spannungsgefühle und Juckreiz auf. Die Haut wird spröde und trocknet aus. Mechanische Reizungen einer betroffenen Hautstelle, etwa durch Kratzen oder zu enge Kleidung, führen häufig zu einer Verschlimmerung der Beschwerden. Typisch ist auch, dass die Erkrankung schubweise verläuft. Einzelne Schübe können Wochen, Monate, oder auch Jahre dauern. Psoriasis kann zwar einmalig auftreten, üblicherweise aber nimmt sie einen chronischen Verlauf.

Entzündung und unkontrolliertes Wachstum – Keine Heilung, aber sehr gute Linderung

Verantwortlich für dieses Erscheinungsbild ist die Tatsache, dass es bei der Psoriasis zu einer vermehrten, unkontrollierten Bildung von Oberhautzellen kommt – sie ist gegenüber der gesunden Haut um das bis zu Zehnfache beschleunigt.

Verantwortlich für dieses beschleunigte Wachstum sind spezielle Entzündungsreaktionen. Im Mittelpunkt dieses Prozesses stehen so genannte T-Zellen des Immunsystems, die den Entzündungsvorgang auslösen und vorantreiben. Die zu rasch vermehrten Zellen haben nicht die Zeit auszureifen, sondern wandern rasch an die Hautoberfläche, sterben dort ab, und werden als Plaques und Schuppen sichtbar.

Psoriasis ist nicht heilbar; Therapien hemmen erfolgreich Krankheitsverursacher

Psoriasis kann heute noch nicht geheilt werden. Mit Hilfe moderner Therapien (TNF-alpha-Blocker) können aber die Beschwerden gelindert und die krankheitsfreien Zeiten ausgedehnt werden. Deshalb ist eine langfristige Behandlung mit verträglichen Therapien so besonders wichtig.

Psoriasis ist eine chronisch-entzündliche, nicht ansteckende Hauterkrankung, bei der der Lebenszyklus der Hautzellen stark beschleunigt ist. Abgestorbene Hautzellen stauen sich an der Hautoberfläche und bilden die für die Schuppenflechte typischen silbrig glänzenden Plaques mit rotem, entzündlichem Rand. Die Krankheit verläuft individuell verschieden und oft schubweise mit Zeiten eines besseren oder schlechteren Hautzustandes.

“Psoriasis stellt eine lebenslange Erkrankung dar, die ein langfristiges, oft lebensbegleitendes Management erfordert”, weiß o.Univ.-Prof. Dr. Georg Stingl, Abteilung für Immundermatologie und infektiöse Hautkrankheiten am AKH Wien. Die Anlage zu Psoriasis wird vererbt, zum Ausbruch der Krankheit müssen noch weitere Faktoren wie beispielsweise Verletzungen, Infektionskrankheiten, hormonelle Faktoren oder Stress hinzukommen.

Bis heute ist Psoriasis nicht heilbar, lediglich Dauer und Intensität der Schübe können deutlich gemindert werden. Neben der Behandlung ist eine entsprechend abgestimmte, spezielle Hautpflege von großer Wichtigkeit. “Psoriasis kann man nicht einfach ignorieren. Vernachlässigen Betroffene ihre Haut, wird sie immer rissiger und schuppiger. Sie verkrustet, wird dicker und erstickt”, erzählt Reichl.

Im Wesentlichen gibt es drei Behandlungsmöglichkeiten, die individuell eingesetzt werden: Topische Therapien (Salben und Cremen), Phototherapien (Bestrahlungen mit Ultraviolettem Licht) und systemische Therapien (oral oder subkutan).

In den vergangenen Jahren haben sich folgende orale Therapeutika etabliert:

  • Methotrexat: wird am häufigsten bei der systemischen Erstlinientherapie eingesetzt. Ist einfach anwendbar, bei allen Formen der Psoriasis wirksam und vergleichsweise kostengünstig.
  • Apremilast: der selektive Phosphodiesterase-4-Hemmer wirkt entzündungshemmend und weist ein besonders günstiges Nutzen-Risiko-Profil auf.

“Mit zunehmendem Verständnis der Psoriasis als Autoimmunerkrankung hat man sich auf die Entwicklung von Therapeutika konzentriert, die krankheitsverursachende Stoffe selektiv hemmen.

Dazu zählen auch eine Reihe kürzlich hergestellter Biologika. Diese haben geringere behandlungsbedingte Nebenwirkungen als traditionelle Therapien und gewährleisten damit eine klare Verbesserung der Lebensqualität”, so Stingl. Mit diesen hochmodernen Therapeutika haben sich auch die Therapieziele in der Medizin geändert.

Biologika haben die Behandlung der Psoriasis (Haut und Gelenke) revolutioniert. Selbst Psoriatiker mit schwerster, jahrzehntelanger Krankheit werden bei adequater Therapie innerhalb weniger Monate fast oder gänzlich erscheinungsfrei und können praktisch ein “normales” Leben führen.

Heute ist das Therapieziel eine mindestens 90%ige Verbesserung der Psoriasis.

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Linktipps

– Schuppenflechte: richtige Hautpflege ergänzt die medikamentöse Therapie
– Wie die Psyche Psoriasis beeinflusst
– Biopharmazeutika – biotechnologisch hergestellte Arzneimittel
– Schuppenflechte (Psoriasis) den Kampf ansagen
– Selbsthilfegruppen – Schuppenflechte
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