Depressionen | Krankheitslexikon

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Frau mit Depressionen

Jeder von uns erlebt Phasen, in denen er sich traurig, einsam oder unglücklich fühlt. Alltagsereignisse und unsere Reaktionen darauf können unseren Seelenfrieden gelegentlich beeinträchtigen. Solche Phasen sind ein natürlicher Teil unseres Lebens.


Wenn aber eine derartige Stimmung über Wochen oder Monate anhält und sie uns verwehrt, das Leben wieder aus einem natürlichen und gesunden Blickwinkel zu betrachten, dann könnte dies ein erstes Anzeichen für eine Depression sein. Dabei ist wichtig zu verstehen, dass es sich bei einer Depression im medizinischen Sinne nicht um ein zeitweiliges Stimmungstief, eine vorübergehende Phase der Niedergeschlagenheit oder Unlust handelt.

Eine Depression ist eine ernste Erkrankung, die das Fühlen, Denken und Handeln der Betroffenen beeinflusst: Sie geht mit Störungen von Körperfunktionen einher und verursacht bei Betroffenen erhebliches Leiden, das auch Auswirkungen auf Beziehungen und Partnerschaften hat.

Symptome

Wie kann man feststellen, ob jemand an einer Depression leidet? Das erste Anzeichen ist oft eine Veränderung im normalen Verhalten dieses Menschen. So kann zum Beispiel jemand, der früher fröhlich und gesellig war, reizbar und introvertiert werden.

Er kann das Interesse an Aktivitäten verlieren, die ihm früher einmal Spaß machten, oder kann Schlaf- oder Appetitstörungen zeigen. Da jeder Mensch in sich einzigartig ist, können die Anzeichen einer Depression von Mensch zu Mensch äußerst unterschiedlich sein.

  • Gefühl der Traurigkeit
  • Verlust des Interesses an Tätigkeiten, die früher Spaß machten (Hobbys, Sex, usw.)
  • Veränderungen des Appetits oder des Körpergewichts
  • Veränderungen im Schlafmuster
  • Ruhelosigkeit oder verminderte Aktivität, die anderen auffällt
  • Schwierigkeiten bei der Konzentration oder der Entscheidungsfindung
  • Gefühl der Wertlosigkeit oder unangebrachte Schuldgefühle
  • wiederkehrende Gedanken an Tod oder Selbstmord

Leiden Sie nicht still vor sich hin!

Sprechen Sie mit jemandem über Ihre Gefühle! Manchmal ist es schwer, diesen ersten Schritt zu setzen. Es gibt aber keinen Grund dafür, verlegen oder beschämt zu sein. Depression ist kein Zeichen von Schwäche oder ein Charakterfehler. Depression ist vielmehr eine Störung, die auf eine Behandlung gut anspricht.

Ein guter erster Ansprechpartner wäre zum Beispiel Ihr Hausarzt, da er Ihre Krankengeschichte bereits kennt und über Ihren Gesundheitszustand Bescheid weiß. Gemeinsam mit Ihrem Arzt können Sie feststellen, ob Sie an einer Depression leiden. Und falls dies der Fall ist, können Sie sich gemeinsam mit ihm für eine geeignete Behandlung entscheiden.

Behandlung

Heute stehen eine Reihe wirksamer Therapiemöglichkeiten für die Behandlung einer Depression zur Verfügung, und bei den meisten depressiven Patienten kann eine solche Behandlung eine deutliche Besserung mit sich bringen.

Die Wahl des richtigen Therapieprogramms wird sich nach den individuellen Bedürfnissen des jeweiligen Patienten richten und nicht nur vom Schweregrad der Depression, sondern auch von den Präferenzen des betroffenen Patienten und der fachlichen Meinung Ihres Arztes abhängen.

In manchen Fällen wird eine Kombination verschiedener Therapien den besten Nutzen bringen. In jedem Fall ist jedoch Ihr Arzt der richtige Ansprechpartner, der Sie über die verfügbaren Therapiemöglichkeiten aufklären kann und Sie beraten wird, welche Form der Behandlung für das betroffene Familienmitglied am besten geeignet ist. Nachstehend sollen einige dieser Therapiemöglichkeiten kurz besprochen werden.

Wenn in diesem Artikel der Ausdruck “Depression” verwendet wird, dann ist damit eine sogenannte “Major Depression” gemeint, eine relativ häufige Störung mit äußerst spezifischen Symptomen. Diese Symptome können deutlich ausgeprägt und lang anhaltend sein und die Funktionsfähigkeit und das geistige Wohlbefinden eines Menschen in vielfältiger Weise beeinträchtigen.

Bei dieser Form der Depression wird unter Umständen eine entsprechende Therapie erforderlich sein, da sie die Fähigkeit des Betroffenen, seine Alltagsaktivitäten und Arbeiten zu verrichten und seine sozialen Kontakte zu pflegen, ernsthaft in Frage stellen kann.

Im spezifischen Sinne versteht man unter einer “Depression” eine anhaltende Stimmungstrübung oder den Verlust des Interesses bzw. des Vergnügens an den meisten Tätigkeiten und Aktivitäten für eine Zeitspanne von mindestens zwei Wochen.

Psychologische Beratung

Eine psychologische Beratung oder Psychotherapie (auch “Gesprächstherapie” genannt) kann bei bestimmten Patienten mit Depression besonders hilfreich sein. Tatsächlich ist eine psychologische Beratung bei manchen Menschen, die an einer leichten Form der Depression leiden, oft die einzige Behandlung, die erforderlich ist.

Bei einer solchen Beratung besprechen Therapeut und Patient miteinander Erfahrungen, Beziehungen, Ereignisse und Gefühle, die für den Patienten von Bedeutung sind, um so etwaige Schwierigkeiten oder Probleme, die der Patient in verschiedenen Lebensbereichen hat, aufzuarbeiten und zu lösen.

Da eine Depression auch Auswirkungen auf das Familienleben hat, könnte es ratsam sein, dass die ganze Familie in gewisser Form an der Beratung teilnimmt. Sie könnten diese Möglichkeit mit Ihrem Arzt besprechen. Zu den häufigeren, erfolgreich eingesetzten Formen der psychologischen Beratung zählen die begleitende, die kognitive, die interpersonelle und die Verhaltenstherapie.

Antidepressiva

Antidepressiva können bei der Korrektur eines chemischen Ungleichgewichts helfen, das einer Major Depression zugrunde liegen kann. Heute stehen zahlreiche Antidepressiva zur Wahl. Generell wird vermutet, dass die Wirkung der Antidepressiva auf einer Verbesserung der Versorgung des Gehirns mit Neurotransmittern beruht, wodurch das chemische Gleichgewicht wiederhergestellt wird.

Zu den wichtigsten Klassen der Antidepressiva zählen die selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI, “selective serotonin reuptake inhibitors”), die trizyklischen Antidepressiva (TZA), die Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) sowie verschiedene neuere Antidepressiva.

Vielleicht haben Sie auch schon von Lithium gehört, das in erster Linie zur Behandlung einer Form der Depression eingesetzt wird, die man als “manisch-depressive Störung” bezeichnet. Diese Störung ist mit starken Schwankungen der Stimmungslage verbunden, wobei die Stimmung deutlich über die normale Stimmungslage steigen (Manie) aber auch deutlich darunter fallen kann (Depression). Nur gemeinsam mit Ihrem Arzt werden Sie feststellen können, welches Antidepressivum für Sie am besten geeignet ist.

Achtung: Alle Medikamente können Nebenwirkungen haben! Wenn Sie der Meinung sind, dass die Nebenwirkungen eines bestimmten Medikaments für Sie zu störend sind, dann teilen Sie dies bitte Ihrem Arzt mit. Er wird in diesem Fall eventuell die Dosis neu anpassen oder andere Medikamente verschreiben.

Informationsstellen:

Psychosoziale Dienste in Wien
Tel. 01/4000-53020
Notfallsnummer: 01/313 30
Modecenterstraße 14/B/4, 1030 Wien

Kriseninterventionszentrum
Tel. 01/406 95 95-0
Lazarettgasse 14 A, 1090 Wien

Universitäts-Klinik für Psychiatrie
Tel. 01/40400-3568
Währinger Gürtel 18 – 20, 1090 Wien

Fonds Gesundes Österreich
Tel. 01/895 04 00
Aspernbrückengasse 2, 1020 Wien
www.fgoe.org

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Linktipps

– Leitlinie zu depressiven Erkrankungen
– Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung?
– Medizinisches Cannabis: welche Sorten, für welche Anwendung?
– Psychopharmaka
– Lichttherapie gegen Depressionen
– Cyber-Mobbing / Internet-Mobbying
– Stalking – Wege aus der Isolation
– Linksammlung zum Thema Depressionen

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Weitere nützliche Links:

Österreichischen Bündnisses gegen Depression
Depression Selbsttest
Depression – Infos für Patienten & Angehörige
HPE-Österreich (Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter)
Depression, Mobbing & Suizid – Mikel Marz

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