Alzheimer | Krankheitslexikon

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Alzheimer-Krankheit | Krankheitslexikon

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Die Alzheimer-Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung und die häufigste Form der Demenz.


Benannt nach dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer, führt die fortschreitende Erkrankung zu einem zunehmenden Verlust von geistigen, emotionalen und sozialen Fähigkeiten.

Alzheimer tritt meist bei Menschen ab dem 65. Lebensjahr auf, wobei die Krankheit in Stadien verläuft. Meist werden die Betroffenen nach einigen Jahren der fortschreitenden Verschlechterung pflegebedürftig.

Bis heute lässt sich Alzheimer trotz großer wissenschaftlicher Anstrengungen nicht heilen.

Was ist die Alzheimer-Krankheit?

Die Alzheimersche Krankheit ist eine häufige Erkrankung des Gehirns, die zu Gedächtnisverlust, zunehmendem intellektuellem Abbau, Verlust der Sprache und schließlich zum Tod führt. Die Gefahr, Alzheimer zu bekommen, steigt mit dem Lebensalter.

Unter 60 ist die Wahrscheinlichkeit zu erkranken extrem gering, mit 85 beträgt sie bereits an die 40 Prozent. Die Dauer der Krankheit kann sehr verschieden sein.

Frauen haben im Allgemeinen ein höheres Risiko für Alzheimer als Männer. Dieser Geschlechtsunterschied könnte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, einschließlich hormoneller Einflüsse und genetischer Unterschiede.

Die höhere Lebenserwartung von Frauen spielt ebenfalls eine Rolle, da das Risiko mit dem Alter zunimmt.

In manchen Fällen führt Alzheimer innerhalb weniger Jahre zum völligen Verfall, in anderen Fällen erlaubt ein sehr langsamer Krankheitsverlauf lange Zeit ein annähernd normales, selbständiges Leben.

Ursachen

Die genaue Ursache der Alzheimer-Krankheit ist noch nicht vollständig verstanden.

Alzheimer ensteht durch ein schrittweises Verklumpen und Absterben von Nervenzellen im Gehirn. Wie es zu diesem Prozeß kommt, ist nicht eindeutig geklärt. Man weiß auch nicht, was ihn auslöst und warum manche Menschen Alzheimer bekommen und andere nicht.

Es wird angenommen, dass eine komplexe Kombination genetischer, Umwelt- und Lebensstilfaktoren eine Rolle spielt. Beispielhaft für solche Risikofaktoren wird etwa die Exposition gegenüber Umwelttoxinen (z.B. Pestiziden) genannt.

Im Gehirn von Menschen mit Alzheimer-Krankheit finden sich abnorme Ansammlungen von Proteinen, insbesondere Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Tangles, die zu einer Beeinträchtigung der neuronalen Funktion führen.

In manchen Fällen ist eine genetische Veranlagung mit im Spiel. Doch das bedeutet weder, dass jeder mit der entsprechenden Genmutation Alzheimer bekommen muss, noch dass sich jene, die diese Mutation nicht haben, völlig sicher fühlen können.

Beim „Presidential Symposium“ auf dem Kongress der Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN) wurde im Herbst 2023 herausgestellt, dass neurodegenerative Erkrankungen, wie z. B. Alzheimer, Jahrzehnte vor den ersten Gedächtnisstörungen beginnen und somit nicht, wie bisher allgemein angenommen, Erkrankungen des hohen Lebensalters sind.

Das, was man allgemein unter dieser Krankheit versteht, ist bereits das „Endstadium“ eines langsamen, aber stetigen Abbauprozesses von Nervenzellen.

Diese Erkenntnis kann auch erklären, warum Therapien oft nicht mehr greifen, wenn bereits klinische Symptome vorliegen und sich der Zustand der Betroffenen zunehmend verschlechtert.

Diagnose

Bislang verlässliche fehlten Früherkennungstests für derartige neurodegenerative Erkrankungen, die Diagnose ist also erst anhand der klinischen Symptome – und damit im höheren Alter – erfolgt.

Hier zeichnen sich nun ganz neue Möglichkeiten ab. Für Alzheimer wie Parkinson werden derzeit Bluttests für die Früherkennung entwickelt, die bereits in wenigen Jahren in die Klinik überführt werden könnten. „Damit hat man die Möglichkeit, diese Erkrankungen bereits in den Frühstadien zu behandeln und früher in die Erkrankungskaskade einzugreifen – und damit effektiver zu bekämpfen“, so Kongress-Präsidentin Prof. Dr. Daniela Berg am DGN-Kongress.

„Denn je früher Therapie und Sekundärprävention, also Maßnahmen zur Verlangsamung des Krankheitsprozesses, einsetzen, desto erfolgsversprechender sind sie.”

Die frühe Diagnose wird zeitnah möglich sein, Bluttests sind in der Entwicklung. Die Früherkennung ermöglicht nicht nur, das Potenzial der Prävention voll auszuschöpfen, sondern birgt auch die Chance auf bessere Therapieergebnisse.

Die neuen, greifbaren Möglichkeiten der Frühdiagnostik und Therapie machen das möglich, werfen aber große gesellschaftliche Fragen auf: Sollte man auf neurodegenerative Krankheiten screenen?

Wenn ja, ab welchem Alter? Wie viele potenzielle Betroffene müssten dann medikamentös versorgt werden – und wie ist das gesundheitsökonomisch überhaupt zu stemmen?

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention bei Alzheimer bezieht sich auf Maßnahmen, die darauf abzielen, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen oder das Auftreten von Symptomen zu verzögern, insbesondere bei Personen, die bereits Anzeichen von Gedächtnisproblemen oder milden kognitiven Beeinträchtigungen (MCI) aufweisen.

Einige Ansätze zur Sekundärprävention umfassen:

  • Lebensstiländerungen: Eine gesunde Lebensweise, einschließlich regelmäßiger körperlicher Aktivität, einer ausgewogenen Ernährung und geistiger Aktivität, wird mit einem verringerten Risiko für die Entwicklung von Alzheimer in Verbindung gebracht.
  • Kognitive Stimulation: Mentale Aktivitäten, wie das Lösen von Rätseln, das Lesen und das Erlernen neuer Fähigkeiten, können dazu beitragen, die geistige Funktion zu erhalten.
  • Kontrolle von Risikofaktoren: Die Kontrolle von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und hohem Cholesterinspiegel kann sich positiv auf die Gehirngesundheit auswirken.
  • Soziale Aktivitäten: Soziale Interaktionen und Aktivitäten können dazu beitragen, die geistige Gesundheit zu fördern und das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen zu verringern.

Symptome

Die Symptome der Alzheimer-Krankheit umfassen Gedächtnisverlust, Verwirrung, Probleme mit dem Denken und der Urteilsfindung, sowie Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben. Mit fortschreitendem Verlauf der Krankheit treten auch Persönlichkeitsveränderungen auf.

Gedächtnisschwäche und das unklare Gefühl dass “es nicht mehr so ist wie früher” sind meist die ersten Anzeichen der Krankheit. In dieser Phase bemerken die Betroffenen selbst, dass mit ihnen etwas nicht in Ordnung ist.

Sie sind deprimiert und ziehen sich mehr und mehr zurück, weil ihnen ihre Umwelt immer weniger vertraut erscheint.Viele vermeiden den Besuch beim Arzt, weil sie Angst vor der Diagnose “Alzheimer” haben. Doch eine rechtzeitige Durchuntersuchung ist bei Gedächtnisproblemen unbeding anzuraten. Der Verlust der Merkfähigkeit kann nämlich auch zahlreiche andere Ursachen haben, von denen viele gut behandelt und geheilt werden können.

Behandlung

Es gibt derzeit noch keine Heilung für die Alzheimer-Krankheit, aber es gibt einige Therapien, die dazu beitragen können, die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Dazu gehören Medikamenten wie Cholinesterase-Inhibitoren (z.B. Donepezil) und Glutamat-Regulatoren (Memantin), die darauf abzielen, den Neurotransmitterhaushalt im Gehirn zu beeinflussen.

Künftig könnten auch Antikörper (Wirkstoff: Donanemab) zur Entfernung von Proteinablagerungen im Gehirn eine wichtige Rolle spielen.

Der Wirkmechanismus zielt darauf ab, die Ansammlung von Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn zu reduzieren, also jene Proteine, die dazu neigen, abnorme Ablagerungen (Plaques) im Gehirn zu bilden, was zu neuronalem Schaden und dem Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit führen kann.

Donanemab wurde entwickelt, um sich spezifisch an Beta-Amyloid-Proteine zu binden. Durch die Bindung an diese Plaques kann Donanemab den Körper unterstützen, diese abnormen Ablagerungen zu erkennen und zu entfernen.

Frühe Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Donanemab möglicherweise dazu beitragen kann, die kognitive Verschlechterung bei Menschen mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Krankheit zu verlangsamen.

Donanemab hat in klinischen Phase-2-Studien vielversprechende Ergebnisse gezeigt, was zur Durchführung von Phase-3-Studien geführt hat. Diese Studien sollen die Sicherheit und Wirksamkeit des Medikaments in größeren Patientenpopulationen überprüfen. [Stand: 11/2023]

Familie

Alzheimer ist nicht nur für den Patienten, dem langsam seine Welt verloren geht, eine schwere Belastung, sondern auch für dessen Angehörige. Ab einem gewissen Punkt sind Alzheimer-Kranke nicht mehr in der Lage, ihre Verwandten zu erkennen. Sie werden zusehends pflegebedürftig.

Im Endstadium der Krankheit sind sie ans Bett gefesselt. In dieser Situation ist es wichtig, dass auch die Angehörigen der Betroffenen psychologische und praktische Unterstützung bekommen. Selbsthilfegruppen können hier einen wichtigen Beitrag leisten.

Informationsstellen:

CS Pflege- und Sozialzentrum Pramergasse

Alzheimer Tageszentrum und Integrativ Geriatrisches Tageszentrum
Pramergasse 7, 1090 Wien
Tel.: 01/31663-0
www.cs.or.at

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Quellen:

¹ MAS Alzheimer
² Demenzstudien
³ Neue Studie: Antikörper entfernen Proteinablagerungen im Gehirn von Alzheimerpatienten

Linksammlung:

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– Diagnose Alzheimer – was tun?
– Gehirnjogging – mit Sudoku Alzheimer vorbeugen
– Kann man Alzheimer vorbeugen?
– Alzheimer und Psychoenergie-Therapie
– Geriatrie: Herausforderung Altenpflege

[Verfasst 06/2010, Update: 11/2023]

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