Tetanus (Wundstarrkrampf) | Medizinlexikon

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Tetanus (Wundstarrkrampf) | Medizinlexikon

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Tetanus ist eine durch Giftstoffe von Bakterien verursachte Erkrankung, die auch bei Bagatellverletzungen übertragen werden kann. Weltweit werden jährlich etwa 300.000—500.000 Erkrankungen geschätzt.


Bakterien der Art Clostridien tetani sind die Erreger des Wundstarrkrampfs.

Tetanus (Wundstarrkrampf) – Artikelübersicht:

Tetanus, auch als Wundstarrkrampf bekannt, ist eine schwere bakterielle Infektion, die durch das Toxin Clostridium tetani verursacht wird. Diese Bakterien sind in der Umwelt weit verbreitet, insbesondere in Erdreich und Staub.

Die Krankheit ist potenziell lebensbedrohlich, da sie das Nervensystem angreift und zu schweren Muskelkrämpfen führen kann. Die Tetanusinfektion ist weitgehend durch Impfungen vermeidbar.

Eintrittspforte für diese Bakterien sind meist Verletzungen von Haut und Schleimhaut, es genügen schon minimale Abschürfungen. Die Bakterien produzieren ein Toxin (Gift), das über die Blutbahn oder entlang der Nerven ins Gehirn gelangt und durch seine Auswirkung auf die Nerven zu Krämpfen führt.

Infektionsweg

Die Tetanusbakterien gelangen in der Regel durch Wunden oder Hautverletzungen in den Körper. Die Sporen von Clostridium tetani sind äußerst widerstandsfähig und können in der Umwelt über Jahre hinweg überleben.

Sobald sie in den Körper gelangen und unter anaeroben Bedingungen (ohne Sauerstoff) aktiv werden, produzieren sie das Tetanustoxin, das für die Symptome der Erkrankung verantwortlich ist.

Symptome

Die Verletzung kann schon längst verheilt und vergessen sein. Daß die Wunde mit den Clostridien Bakterien infiziert wurde, bemerkt man nicht. Erst 3-60 Tage nach der Verletzung (Inkubationszeit) kommt es zu Auswirkungen des Bakteriengiftes.

Die ersten Symptome sind uncharakteristisch. Es sind Kopfschmerzen, Mattigkeit, Muskelschmerzen und Schweißausbrüche. Bald entwickeln sich aber für den Tetanus charakteristische Symptome.

Die Symptome von Tetanus können variieren und treten in der Regel ein bis drei Wochen nach der Infektion auf. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:

Muskelkrämpfe: Besonders häufig betreffen die Krämpfe den Kiefermuskel, was zu Schwierigkeiten beim Öffnen des Mundes führen kann (daher der Name “Wundstarrkrampf”).
Fieber und Schweißausbrüche: Begleitet von allgemeinem Unwohlsein.
Steifer Nacken: Aufgrund von Muskelsteifheit.
Schluckbeschwerden: Krämpfe können auch die Muskulatur im Rachen betreffen.

Durch Steifigkeit der Kaumuskulatur kommt es zu Kiefersperre (Trismus), durch Befall der Rückenmuskulatur ist der Körper nach hinten gekrümmt (Opistotonus) und die verkrampfte Gesichtsmuskulatur verleiht den Erkrankten ein grinsendes Gesichtsausdruck (Risus sardonicus).

Es folgen schmerzhafte Krämpfe, die sich in Minutenabständen wiederholen können und die so stark sind, dass sie Knochenbrüche verursachen.

Die Krämpfe werden zusätzlich durch geringste äußere Reize wie Licht, Geräusche oder auch das Versorgen des Patienten ausgelöst. Die Krämpfe verursachen einen Fieberanstieg auf über 40!°C.
Ohne Behandlung sterben 25-30% der Erkrankten.

Diagnose

Die Diagnose von Tetanus erfolgt in der Regel aufgrund der klinischen Symptome und der Krankengeschichte. Labortests können dazu beitragen, das Vorhandensein des Tetanustoxins, also das Gift der Tetanus-Bakterien im Wundmaterial oder im Blut-Serum nachzuweisen.

Therapie

Die Behandlung von Tetanus ist komplex und erfordert eine intensivmedizinische Betreuung. Typische therapeutische Maßnahmen sind:

    Wundreinigung: Ausschneiden der Wunde um die Tetanussporen zu entfernen.
    Antibiotika: Zur Bekämpfung der Tetanus-Bakterien.
    Tetanus-Impfstoff: nur in manchen Fällen um die Immunantwort zu stärken.*
    Muskelrelaxantien: Krampflösende Medikamente zur Linderung der Krämpfe.
    Tetanus-Antitoxin: spezifisches Antiserum, das gegen das Tetanustoxin wirkt

* Die Tetanusimpfung selbst wird in der Regel nicht während einer akuten Tetanusinfektion verabreicht. Stattdessen erfolgt die Immunisierung normalerweise nach der Genesung, um einen zukünftigen Schutz zu gewährleisten.

Früherkennung ist extrem wichtig, denn sobald der Erreger im Nervensystem ist, kann man ihn nicht mehr beeinflussen.

Prävention und Prophylaxe: Impfung hilft

Die wirksamste Methode, Tetanus zu verhindern, ist die Impfung. Gegen Wundstarrkrampf gibt es eine problemlose und sehr wirkungsvolle Impfung.

Die Tetanus-Impfung ist Teil des empfohlenen Impfprogramms in vielen Ländern und wird in der Regel im Rahmen der DTP-Impfung (Diphtherie, Tetanus, Pertussis) verabreicht.

Die Grundimmunisierung erfolgt in der Kindheit, und Auffrischimpfungen sind im Erwachsenenalter notwendig, um den Schutz aufrechtzuerhalten.

Die Impfung gegen Tetanus im Kindesalter ist entscheidend, um Kinder vor einer potenziell schwerwiegenden Tetanusinfektion zu schützen, die durch Wunden oder Verletzungen verursacht werden könnte.

Eine Auffrischung ist nach 10 Jahren nötig, im Verletzungsfall wird sie nach 5 Jahren durchgeführt.

Zusätzlich zur Impfung sind sorgfältige Wundversorgung und Hygienemaßnahmen entscheidend, um das Risiko einer Tetanusinfektion zu minimieren. Menschen, die in Gebieten mit höherem Tetanusrisiko leben oder arbeiten, sollten besonders darauf achten, ihren Impfstatus auf dem neuesten Stand zu halten.

Insgesamt ist Tetanus eine ernste Erkrankung, deren Prävention durch Impfung und angemessene Wundversorgung entscheidend ist. Die breite Verfügbarkeit von Impfprogrammen hat dazu beigetragen, die Verbreitung von Tetanus in vielen Teilen der Welt erheblich zu reduzieren.

Kommt es zu einer Verletzung und es ist kein vollständiger Impfschutz gegeben, besteht die Möglichkeit einer passiven Immunisierung = Injektion mit fertigem Antitoxin, wo der Schutz schon nach wenigen Stunden eintritt. Seine Wirkung hält aber nur eine kurze Zeit an, deshalb sollte auf die anschließende Vervollständigung des Impfschutzes nicht verzichtet werden.

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Quellen:

¹ Tetanus – Infektionen – MSD Manual Ausgabe für Patienten

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Linktipps

– Wie Impfungen die Geschichte der Menschheit veränderten
– Wie funktioniert Impfen (Erklärvideo)?
– Standardimpfungen für Babys
– Kindgerechte Arzneimittel
– Standardschutzimpfungen
– Kombinations-Impfungen

[Verfasst 09/2009, Update: 09/2022]

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