Diphterie | Krankheitslexikon

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Diphterie | Krankheitslexikon

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Die Diphterie ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae verursacht wird. Es ist eine schwere, meldepflichtige Krankheit, die gehäuft in den Wintermonaten auftritt.


Diphtherie wurde früher als typische Kinderkrankheit betrachtet. Tatsächlich war Diphtherie vor Einführung der Diphtherie-Impfung eine der Hauptursachen für schwere Krankheiten und Todesfälle, insbesondere bei Kindern. So war die Kategorisierung als Kinderkrankheit nicht abwägig, wenngleich die hochansteckende Infektionskrankheit in jedem Lebensalter auftreten kann, sich also auch Erwachsene anstecken können.

Heute wird Diphtherie normalerweise nicht mehr als typische Kinderkrankheit betrachtet.

Der Begriff “Kinderkrankheiten” wird häufig für Infektionskrankheiten verwendet, die in der Kindheit auftreten und oft einen milden Verlauf haben, während sie im Erwachsenenalter schwerwiegender sein können. Beispiele für klassische Kinderkrankheiten sind Masern, Mumps und Röteln.

Die Einführung umfangreicher Impfprogramme hat dazu beigetragen, die Zahl der Diphtherie-Erkrankungen in vielen Ländern erheblich zu reduzieren. In Westeuropa ist die Krankheit selten geworden, denn Kinder werden heute im ersten Lebensjahr gegen Diphtherie geimpft. Diphtherie tritt in letzter Zeit allerdings vermehrt in osteuropäischen Ländern auf und kann auch in Österreich jederzeit wieder auftreten.

Übertragung

Die Ansteckung erfolgt meist als Tröpfcheninfektion (Niesen, Husten), also durch winzige Tröpfchen, die beim Sprechen, Husten oder Niesen freigesetzt werden.

Direkter Kontakt mit einem infizierten Individuum oder kontaminierten Oberflächen kann ebenfalls zur Übertragung beitragen.

Das Bakterium Corynebacterium diphtheriae, das die Krankheit verursacht, setzt ein Toxin frei, das zu Entzündungen im Nasen-Rachenraum führt, aber auch schwere Schäden an Geweben verursachen kann.

Die Inkubationszeit beträt 2 bis 7 Tage. Als Komplikationen können Entzündungen des Herzmuskels und der Niere sowie Lähmungen auftreten, die zu bleibenden Schäden führen können.

Symptome

Typische Symptome sind Halsschmerzen, Meist nur geringes Fieber und eine Schwellung des Halses. Ein grauer Belag im Rachen, der als “Diphtherie-Plaque” bekannt ist, kann sich bilden.

Die Erreger produzieren Giftstoffe, die an Haut und Schleimhäuten wirken können. Allerdings greifen sie auch Organe an wie z. B. den Herzmuskel, Nerven, Leber und Niere.

Wo sich die Erreger niederlassen, entsteht ein Belag, der fest haftet. Selten kommt es zu Belägen auf der Nasenschleimhaut oder auf der Bindehaut des Auges, die häufigste Form bei uns ist die Rachendiphtherie, bei der beginnt er auf den Mandeln.

Im Anfangsstadium kann Diphtherie einer anderen Art von Halsentzündung ähnlich sein, mit

  • Kopf- und Halsschmerzen, Schluckbeschwerden
  • Stark geschwollene Lymphknoten am Hals
  • Fieber
  • Graugelber Belag auf Rachenwand und Mandeln, die bluten, wenn der Belag abgelöst wird
  • Charakteristischer faulig-süßlicher Mundgeruch

Warum ist Diphtherie so gefährlich?

Die Gefährlichkeit der Diphterie liegt in der Toxinproduktion. Das Toxin kann das Herz und das Nervensystem schädigen, was zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann, einschließlich Atemstillstand.

Bei schweren Fällen ist der ganze Gaumen mit Belägen überzogen, gleichzeitig ist eine Lymphknotenschwellung zu erkennen, die mit einer Ödembildung einhergeht. Es bilden sich immer mehr Giftstoffe, was rasch zur Herzmuskelschädigung führt.

Unbehandelt kommt es innerhalb weniger Tage zum Herzmuskelversagen, zu Stauungsbronchitis, zur Leberschwellung und zur Bauchwassersucht (Aszites). Außerdem wird das Nervensystem geschädigt, was zu schlaffen Lähmungen führt (erkennbar an den Beinen, Schielen durch Augenmuskellähmung). Letztendlich kommt es zur Schluck- und auch Atemlähmung.

Formen der Diphtherie

Pharyngeale Diphtherie: Die häufigste Form, bei der der Rachen betroffen ist. Charakterisiert durch Halsschmerzen, Fieber und die Bildung einer grauen Belagschicht (Diphtherie-Plaque) im Rachen.

Nasale Diphtherie: Betroffenheit der Nasenschleimhaut mit Krustenbildung.

Laryngeale Diphtherie: Beeinträchtigung des Kehlkopfes, was zu Atembeschwerden führen kann.

Hautdiphtherie: Seltener, aber möglich. Es führt zu Hautläsionen und Geschwüren.

Die schwerste Form ist die toxische Diphtherie: zusätzlich zur progredienten Diphtherie Kreislaufprobleme, Blutungsneigung, Leber- und Nervenschädigung, Nierenschäden, Herzmuskelschäden. Kann unter dem Bild des Herzversagens oder einer Atemlähmung tödlich enden.

Diagnose & Therapie

Auffällige Anzeichen sind Halsschmerzen, Fieber und die Bildung von Diphtherie-Plaque. Die typische graue Belagschicht im Rachen ist ein charakteristisches Merkmal, aber die Bestätigung erfordert Laboruntersuchungen.

Charakteristisch ist auch der faulig-süßlicher Mundgeruch, nachgewiesen werden die Bakterien durch einen Mandelabstrich.

Bei der Diagnose muss darauf geachtet werden, Diphtherie von anderen Erkrankungen wie bakterieller oder viraler Angina zu unterscheiden.

Diphtherie muss sofort mit einem Gegengift behandelt werden. Zusätzlich wird ein Antibiotikum verabreicht, daseine vermehrung der Bakterien verhindern soll.

Antibiotika allein reichen als Therapie nicht aus, da sie unwirksam gegen die von den Bakterien produzierten Endotoxine sind. Bei rechtzeitiger Behandlung verläuft die Erkrankung meist gut und die Symptome verschwinden nach etwa einer Woche.

Vorbeugung durch Impfung

Die Diphtherie-Impfung wurde bereits in den 1920er Jahren entwickelt und kam dann in den 1930er Jahren erfolgreich zum Einsatz.

Wie bei der Tetanusimpfung enthält der Impfstoff keine lebenden Bakterien oder Viren, sondern das durch Formalinbehandlung entgiftete Diphtherie-Toxin. Dieses Toxoid wird an Aluminiumhydroxid adsorbiert. Es gibt einen eigenen Impfstoff für Kinder (DT), der mehr Antigen enthält und in den Kinder-Kombinationsimpfstoffen enthalten ist.

Die Impfung erfolgt intramuskulär in den Oberarm (Deltamuskel).

Ab dem Schulalter soll aber dann der Erwachsenenimpfstoff (dT oder nur d) angewendet werden, der entweder als Einzelkomponentenimpfstoff (d) vorliegt, oder aber — was häufiger verwendet wird — in Kombination mit dem Tetanusimpfstoff (dT) oder sogar als Dreifachkombination dTaP (Diphtherie/Tetanus/Pertussis) oder 4-fach Kombi (Diphtherie/Tetanus/Pertussis/Polio) verabreicht wird.

Bei Kindern wird diese Impfung im Säuglingsalter (ab dem dritten Lebensmonat) in der Regel mit einem Kombinationsimpfstoff gegen Diphtherie-Keuchhusten(Pertussis)-Tetanus-Kinderlähmung(Poliomyelitis)-Hämophilus influenzae b-Hepatitis B durchgeführt.

Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfungen im Abstand von mindestens vier Wochen. Eine Auffrischung erfolgt im zweiten Lebensjahr. Weitere Auffrischungen sind mit kombiniertem Impfstoff gegen Diphtherie-Tetanus-Kinderlähmung(Poliomyelitis)-Keuchhusten(Pertussis), Diphtherie-Tetanus-Keuchhusten(Pertussis), Diphtherie-Tetanus-Kinderlähmung(Poliomyelitis) oder Diphtherie-Tetanus im Schulalter (siebentes und 14./15. Lebensjahr) vorgesehen.

Im Erwachsenenalter werden Auffrischungsimpfungen alle zehn Jahre, ab dem 60. Lebensjahr alle fünf Jahre empfohlen, da mit zunehmendem Alter die Fähigkeit des Körpers ausreichend Abwehrstoffe zu bilden abnimmt.

Die Diphtherie-Impfung richtet sich gegen das von Corynebacterium diphtheriae produzierte Diphtherie-Toxin und nicht direkt gegen den Erreger selbst. Die erzeugte antitoxische Immunität zielt darauf ab, die schädlichen Wirkungen des Toxins zu neutralisieren und somit die Entstehung von schweren Erkrankungen zu verhindern.

Die Impfung schützt vor den lebensbedrohlichen Folgen der Diphtherie, indem sie dem Immunsystem hilft, Antikörper gegen das Toxin zu bilden. Diese Antikörper können das Toxin binden und unschädlich machen, bevor es schädliche Auswirkungen auf den Körper hat.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Diphtherie-Impfung nicht notwendigerweise eine Infektion mit dem Bakterium verhindert, sondern vor allem die Schwere der Erkrankung reduziert. Daher ist es trotz Impfung wichtig, sich weiterhin vor einer potenziellen Infektion zu schützen und die empfohlenen Auffrischungsimpfungen zu erhalten.

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Linktipps

– Standardschutzimpfungen
– Kombinations-Impfungen
– Tetanus (Wundstarrkrampf) | Krankheitslexikon
– Husten bei Kindern
– Alle Kinderkrankheiten im Überblick

[Verfasst 07/2004, Update: 01/2024]

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