Johanniskraut | Heilpflanzenlexikon

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Johanniskraut Tee

Die vielfältige Heilwirkung des Johanniskrauts ist schon seit der Antike bekannt. Vor allem als Stimmungsaufheller, quasi als pflanzliches Antidepressivum kommt die Heilpflanze des Jahres 2019 zum Einsatz.


In der Volksmedizin sind aber noch zahlreiche andere Anwendungsgebiete erwähnt. Paracelsus empfahl das Johanniskraut aufgrund seiner wundheilenden und blutreinigenden Wirkung.

Bei Dioskurides fand es ebenso Erwähnung wie bei Plinius oder Paracelsus. Bei Plinius fand man einen Hinweis über das „Hypereikon“ (siehe: wissenschaftlicher Name), das bei Verbrennungen eingesetzt wurde.

Der Sage nach ist das Johanniskraut aus dem Blut Johannes des Täufers. Die Christen widmeten ihm daher dieses „Kraut des Himmels“. Es ist überliefert, dass die Pflanze an den Tagen um den 24. Juni (Johannis-Tag) leuchtend gelb zu blühen beginnt. Außerdem galt das Johanniskraut als dämonenabwehrend und wurde daher als Schutz in den Stall und an die Fensterkreuze des Hauses gehängt. Auch vor Blitzschlag sollte es schützen.

Als Heilpflanze ist das Johanniskraut heute eines der beliebtesten Heilkräuter.

Es wird gegen Nervosität, Unruhe und depressive Stimmungen eingesetzt. Das aus dem Johanniskraut gewonnene Rotöl, ein Ansatz aus den Blüten mit Olivenöl, findet aufgrund seiner entzündungshemmenden Wirkung bei Prellungen, Quetschungen und Verbrennungen Anwendung. Seine Wirkung als Antidepressivum wird von manchen Schulmedizinern allerdings angezweifelt.

Das (Echte) Johanniskraut ist eine ausdauernde Pflanze mit einer stark verästelten, bis in 50 cm Tiefe reichenden Wurzel. Ihre Blätter sitzen auf einem bis zu 100 cm hohen, aufrechten Stängel, werden bis zu 3 cm lang und sind dicht mit Öldrüsen besetzt.

Kenndaten: Johanniskraut Pflanze

  • Wissenschaftlicher Name: Hypericum perforatum
  • Familie: Johanniskrautgewächse oder Hartheugewächse (Hypericaceae)
  • Wuchshöhe: bis zu 100 cm
  • Farbe der Blüten: Goldgelb
  • Sammelzeit: Juni – September
  • Vorkommen: Europa, Nordafrika, Nord-und Westasien
  • Standorte: sonnig; auf trockenen, kalkhaltigen Böden
  • verwendete Pflanzenteile: Kraut, Blüten

Synonyme

Alfblut, Blutkraut, Bockskraut, Durchlöchertes Johanniskraut, Elfenblut, Frauenkraut, Gartheil, Gewöhnliches Johanniskraut, Hartenaue, Hartheu, Hergottsblut, Herrgotts Wundkraut, Herrgottsblut, Hexenkraut, Jagateufel, Jageteufel, Jesuswundenkraut, Jesuwundenkraut, Johannisblut, Johanniswurz, Konradskrat, Konradskraut, Manneskraft, Mannskraft, Mariabettstroh, Sonnwendkraut, Teufelsflucht, Teufelsfluchtkraut, Tüpfelhartheu, Tüpfel-Hartheu, Tüpfeljohanniskraut, Tüpfel-Johanniskraut, Unserer Frauen Bettstroh, Walpurgiskraut, Wundkraut

Wirksame Inhaltsstoffe

ätherische Öle, Beta-Sitosterol, Bitterstoffe, Flavonoide (Prozyanidine), Gerbstoffe, Harz, Hyperforin, Hypericin, Myristinsäure, Phytosterin (Phytosterole), Saponine, Stearin, Taraxasterol, Violaxanthin

Heilwirkung und Anwendungsgebiete

Das Johanniskraut wirkt abschwellend, adstringierend, antibakteriell, antibiotisch, beruhigend, blutbildend, blutstillend, entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend, schleimlösend, stoffwechselanregend und tonisierend. Darüber hinaus wirkt es sich positiv auf den Bewegungsapparat und die Haut aus. Auf folgenden Gebieten findet das Johanniskraut Anwendung:

  • Angstzustände
  • Appetitlosigkeit
  • Atemwegserkrankungen
  • Bettnässen
  • Beulen
  • Blasenentzündung
  • Blutergüsse
  • Bronchitis
  • chronische Müdigkeit
  • Darmentzündung
  • Depressionen
  • Durchfall
  • Ekzeme
  • Endometritis
  • Epilepsie
  • Fieber
  • Gebärmutterkrämpfe
  • Geschwüre
  • Gicht
  • Gliederschmerzen
  • Halsentzündung
  • Hämorrhoiden
  • Herzklopfen
  • Hexenschuss
  • Hypochondrie
  • Ischias-Schmerzen
  • Konzentrationsstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Krampfadern
  • Magenbeschwerden
  • Menstruationsbeschwerden
  • Migräne
  • Muskelschmerzen
  • Muskelzerrungen
  • Narbenschmerzen
  • Nervosität
  • Neuralgien
  • Prellungen
  • Quetschungen
  • Rheuma
  • rheumatische Schmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Schlafstörungen
  • Stichwunden
  • Trigeminusneuralgie
  • Unruhe
  • Verbrennungen
  • Vergesslichkeit
  • Verstauchungen
  • Wechseljahrsbeschwerden
  • Wetterfühligkeit
  • Wunden
  • Zyklusunregelmäßigkeit


Johanniskraut Arzneipflanze 2015

Johanniskraut gilt als bestes pflanzliches Mittel gegen Depressionen, die Johanniskraut-Extrakte werden im Allgemeinen besser vertragen als synthetische Antidepressiva. Zum Einsatz kommen dabei Johanniskraut-Präparate, die Trockenextrakte aus Johanniskraut enthalten.

Während die Wirksamkeit bei leichten und mittleren Depressionen durch zahlreiche Studien belegt ist, ist der Wirkmechanismus und die verantwortlichen Substanzen noch nicht im Detail geklärt.

Vermutet wird, dass Johanniskraut ähnlich wie bestimmte synthetischen Antidepressiva (sogenannte SSRI) eine Noradrenalin- und Serotonin- Rückaufnahmehemmung bewirken. Der Einsatz wird jedenfalls bei Winterdepressionen, Schlafstörungen wegen leichter Depressionen und bei entsprechenden Symptomen in den Wechseljahren.

Johanniskraut gegen Depressionen wird als geschnittenes Kraut zur Tee-Zubereitung, als Trockenextrakt in Johanniskraut-Kapseln, -Pillen, -Tabletten, -Dragees, oder als alkoholischer Auszug (in Form von Tropfen etc.) verabreicht. 2015 wurde Johanniskraut zur Arzneipflanze des Jahres gewählt.

Tee, Tinktur und Johanniskrautöl

Das Johanniskraut wird gerne als Tee oder Tinktur verwendet, vor allem aber das rote Johanniskrautöl erfreut sich großer Beliebtheit.

Tee:
2 – 3 TL Kraut mit ¼ Liter kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen und abseihen. Davon regelmäßig 1 – 2 Tassen morgens und abends trinken.

Johanniskrautöl (Rotöl):
125 g frisch gepflückte Blüten fein zerstoßen, mit ½ Liter reinem Olivenöl vermengen und in eine ungefärbte Glasflasche füllen. An einen sonnigen Platz stellen und täglich aufschütteln. Nach frühestens 6 Wochen (das Öl sollte eine leuchtend rote Farbe haben) durch ein Leinen- oder Baumwolltuch filtern und gut auspressen. Das Öl in eine lichtgeschützte Flasche füllen.

Tinktur:
20 g Blüten (frisch oder getrocknet) zerkleinern und mit 150 ml 70 %-igem Alkohol ansetzen. 10 Tage lang ziehen lassen, danach filtern und lichtgeschützt aufbewahren. Davon 8 – 10 Tropfen jeweils zu den Mahlzeiten einnehmen.

Warnhinweise

  • Das Johanniskraut nicht vor Sonnenbädern anwenden, da es die Empfindlichkeit gegen die Sonneneinstrahlung erhöht. (Photosensibilisierung)
  • nicht anwenden bei Lichtüberemfindlichkeit
  • kann die Wirkung anderer Medikamente abschwächen, auch die Wirkung der Pille kann beeinträchtigt werden
  • Personen, die andere Medikamente einnehmen, sollten vor der Anwendung entsprechender Johanniskrautpräparate ihren Arzt zu Rate ziehen. Ebenso sollten Patienten, die Johanniskrautpräparate einnehmen, ihren Arzt über diese Medikation informieren, wenn sie andere Arzneimittel verordnet bekommen.
  • nicht gleichzeitig mit Antikoagulantien vom Cumarintyp sowie HIV-Protease Inhibitoren und Immunsuppressiva einnehmen.
  • Während der Schwangerschaft oder Stillzeit nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt anwenden.
  • nicht bei Kindern anwenden
  • Selten können Magen-Darmbeschwerden, allergische Hautreaktionen, Müdigkeit oder Unruhe auftreten.

Wichtiger Hinweis: Allfällige in diesem Artikel angeführte mögliche Heilwirkungen von Pflanzen und Zubereitungen sind nicht als ärztliche Handlungsempfehlungen zu verstehen und ersetzen keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker.

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Quelle:

¹ Raus aus dem Tief mit Johanniskraut? (Medizin Transparent)
² Pflanzliche Psychopharmaka: Johanniskraut, Passionsblume & Lavendel (Deutsche Apotheker Zeitung)

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Linktipps

– Johanniskraut gegen Depressionen – Vorsicht bei Selbstmedikation
– Depressionen: Frauen häufiger betroffen aber schlechter versorgt
– Weißdorn gegen Nervosität | Heilpflanzenlexikon
– Baldrian | Heilpflanzenlexikon
– Vorsicht im Umgang mit Heilpflanzen

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