Hämorrhoiden: neue Behandlungsmöglichkeiten

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Phlebotonika - neue Behandlungsmöglichkeit bei Hämorrhoiden

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Jucken, Brennen, Schmerzen im Analbereich? Blutungen beim Stuhlgang? Jede/r Dritte leidet unter Hämorrhoiden.


Salben und Zäpfchen mit natürlichen Inhaltsstoffen helfen, die Beschwerden zu lindern und unterstützen die Rückbildung von vergrößerten Hämorrhoidalknoten.

Hämorrhoiden Behandlungsmöglichkeiten – Artikelübersicht:

Nicht gleich operieren, eine OP als Behandlung ist nur unter ganz bestimmten Umständen sinnvoll und erforderlich: “Therapeutisch soll ein Hämorrhoidalleiden im ersten Schritt grundsätzlich konservativ angegangen werden”, empfiehlt Prim. Univ.-Prof. Dr. Max Wunderlich, Leiter der Abteilung für Chirurgie, Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern, Wien. Erst wenn damit nicht der gewünschte Erfolg erreicht wird, kommt ein Eingriff in Betracht.

Behandlungsmöglichkeiten bei Hämorrhoiden 1. und 2. Grades

“Selbst ausgeprägte Hämorrhoiden sind keine Operationsindikation, wenn keine Beschwerden bestehen”, warnte Prim. Wunderlich im Rahmen der Pressekonferenz “Tabuthema Hämorrhoiden” heute morgen in Wien vor unnötigen Eingriffen.

Vor allem das Herausschneiden von Hamorrhoidalknoten in Allgemeinnarkose, die herkömmliche Hämorrhoidenoperation also, muss gut überlegt sein, zumal dieser Eingriff mit Risiken behaftet und beträchtlichen Wundschmerzen verbunden ist.

Eine neue Option der Primärtherapie stellt das Naturprodukt Posan© (Zäpfchen und Salbe, rezeptfrei in der Apotheke zu erhalten) dar. “Ich empfehle Posan bei leichten bis mittelschweren Hämorrhoiden. Die Wirkung tritt innerhalb kürzester Zeit ein, ohne dass die Patienten dabei nennenswerte Nebenwirkungen verspüren”, so Prim. Univ.-Prof. Dr. Felix Stockenhuber, Ärztlicher Direktor und Leiter der Internen Abteilung, Krankenhaus Oberpullendorf. Er hat 30 Patienten behandelt und beschreibt zwei Fallbeispiele:

“Bei der einen Patientin handelt es sich um eine 62-jährige Frau mit Blutauflagerung auf dem Stuhl, Druckgefühl und Juckreiz im Analkanal. Die endoskopische Untersuchung des Enddarms zeigt Hämorrhoiden im Stadium II. Die Patientin wünscht sich eine natürliche Therapie.

Unter Anwendung von Posan©-Zäpfchen stellt sich innerhalb von sieben Tagen Beschwerdefreiheit ein. Der zweite Fall: Eine 32-jährige Frau in der 16. Schwangerschaftswoche klagt über Blutabgang und Fremdkörpergefühl im Analbereich. Nach endoskopischer Bestätigung von Hämorrhoiden wird eine lokale Therapie mit Posan©-Salbe begonnen. Diese bringt rasche und anhaltende Linderung der Beschwerden.”

Mit Phytotherapie Beschwerden lindern

Positive Effekte der Phytopharmazie: Ätherische Öle aus Schwarzföhre, Lavendel und Kamille sind die Hauptwirkstoffe in Salbe und Zäpfchen.

“Diese werden in der traditionellen Volksmedizin seit Jahrhunderten eingesetzt und wirken antimikrobiell, krampflösend, entzündungshemmend und adstringierend”, so KommR Dr. Veit Nitsche, Bundesinnungsmeister für das chemische Gewerbe. “Ihr günstiger Effekt wird unterstützt durch die hautpflegende und wundheilende Wirkung von Honig, Olivenöl und Weizenkeimöl, aus der die Arzneimittel hauptsächlich bestehen.”

Phlebotonika zur symptomatischen Behandlung Hämorrhoidalleiden?

Phlebotonika sind venenstärkende Wirkstoffe, pflanzlichen oder anorganischen Ursprungs, die zumeist oral verabreicht werden. Dazu zählen unter anderem Kalziumdobesilat, Diosmin, Oxerutin, Troxerutin und Hesperidin (Flavonoide) – sie sollen das Bindegewebe stärken, Venen abdichten, Entzündungen hemmen und so eine bessere venöse Durchblutung bewirken.

Tatsächlich deuten einige Studien darauf hin, dass sie den Venen – vor allem bei oraler Einnahme – tatsächlich gut tun könnten. Allerdings schnitten die meisten in der Qualitätsbeurteilung nur mittelmäßig ab, bei den meisten fehlte die Beschreibung einer korrekten Randomisierung und bei gut der Hälfte dieser Studien gab es einen potenziellen Interessenskonflikt.

2012 wurde daher in einer Cochrane-Analyse 20 Studien mit insgesamt 2.334 Patienten untersucht, die mit verschiedenen Phlebotonika behandelt worden waren. Bei den verabreichten Phlebotonika gab es keinerlei Einschränkungen, zudem waren Patienten mit einem Hämorrhoidalleiden Grad I-IV sowie Patienten mit Bechwerden nach einer Hämorrhoidektomie miteingeschlossen. Verglichen wurde die Wirkung mit Placebo, mit jeweils einem anderen Phlebotonikum, einer anderen konservativen Therapie oder aber auch mit invasiveren Methoden wie einer Sklerosierungstherapie und Infrarottherapie.

Die Ergebnisse der klinischen Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit der Phlebotonika wurden für einen Cochrane Review systematisch untersucht und in einer Meta-Analyse zusammengefasst.

Fazit: Die Evidenz deutet darauf hin, dass vor allem symptomatische Beschwerden wie Juckreiz, Nässen und Blutungen reduziert werden können. Außerdem ist die Anwendung von Phlebotonika bei der Linderung der Symptome nach einer Hämorrhoidektomie potenziell nützlich.

Hinsichtlich ihrer Gesamtsicherheit aufgrund der in den klinischen Studien vorgelegten Beweisem gab es nur wenige Bedenken. Es traten jedenfalls in keiner der Gruppen Nebenwirkungen signifikant häufiger auf. Bedenken wurden vor allem im Zusammenhang mit den festgestellten methodische Einschränkungen der klinischen Studien formuliert.

Vorbeugung durch Pflege

Aufgrund der natürlichen Inhaltsstoffe kann die Salbe auch präventiv gegen Hämorrhoiden angewendet werden: etwa bei vorübergehend hartem Stuhlgang, bei Schleimhautreizungen im Analbereich aufgrund scharfer Nahrungsbestandteile oder bei längerer sitzender Tätigkeit. Dadurch wird die Schleimhaut gepflegt und einer neuerlichen Reizung schon bei den ersten Beschwerden sinnvoll entgegengewirkt.

Allgemeine Präventivmaßnahmen sind: ausreichend Bewegung, Beckenbodengymnastik, ballaststoffreiche Ernährung und Analhygiene mit feuchtem Toilettenpapier.

Operativer Eingriff

Grundsätzlich sollte bei der Therapie immer der Schweregrad des Hämorrhoidalleidens berücksichtigt werden:

Bei Hämorrhoiden 1. Grades führt eine Ernährungsumstellung zu guten Ergebnissen. dazu können Salben oder Zäpfchen Linderung der Beschwerden bewirken. Eine kurzfristige Besserung der Symptome darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Medikamente nur symptomatisch und nicht kausal wirken und das Leiden an sich nicht beheben können.

In Stadium 2 kommen die Barron-Ligatur und die Sklerosierung infrage.

Ab Stadium 3 ist eine Operation zumeist unumgänglich.

Aber nur wenn die konservative Therapie nicht ausreicht, ist eine Operation angezeigt. Wie in vielen anderen medizinischen Bereichen geht auch in der Hämorrhoidalchirurgie der Trend heute in Richtung einer maßgeschneiderten Intervention. Die Palette der Optionen ist vielfältig und reicht von der Verödung, Vereisung oder Gummibandligatur bis hin zu neueren Verfahren wie der ultraschallgesteuerten Unterbindung der Hämorrhoidalarterie (HAL), der transanalen Hämorrhoidendearterialisation (THD) oder der gezielten Nahtraffung des Hamorrhoidalknotens (RAR) – letztere zwei zählen zu den semi-invasiven Verfahren.

Anstatt die Hämorrhoiden wegzuschneiden und das Gewebe anschließend vernähen, wie es bei der der konventionellen Operation der Fall ist, wird bei der Laser-Methode (Laserhämorrhoidoplastie bzw. LHP) die Laserenergie zentral in den Hämorrhoidalknoten eingeleitet und so die Hämorrhoide ihrer Größe entsprechend behandelt, ohne das Anoderm oder die Schleimhaut zu schädigen.

Die kontrollierte Abgabe von Laserenergie, welche auf die Hämorrhoidenpolster abgegeben wird, bewirkt, dass die Hämorrhoidalknoten schrumpfen. Es kommen dabei weder Fremdkörper (Klammern, Nähte) zum Einsatz, noch besteht das Risiko einer Stenose (Verengung in Blutgefäßen).

Als Vorteile der Laserverfahren im Vergleich zu herkömmlichen Ligaturmethoden, nennen italienische Forscher eine kürzere Heilungsphase und weniger Schmerzen. Allerdings sind die Kosten für den Laser doch um ein Vielfaches höher als die für die Gummibandligatur.² Eine Langzeitstudie weist außerdem mehr Rückfälle bei Laserbehandlungen nach. Demnach bilden sich häufig bereits nach knapp zwei Jahren erneut Hämorrhoiden.³

“Doch egal welche Therapie zum Einsatz kommt, wichtig ist in jedem Fall die korrekte Diagnose”, betont Prim. Wunderlich. “Tumorleiden oder andere Krankheiten die Beschwerden im Analbereich verursachen, müssen ausgeschlossen werden. Eine endoskopische Beurteilung des Enddarms ist unbedingt erforderlich.”

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Quellen:

¹ Phlebotonics for haemorrhoids (Perera N. et al. in Cochrane Database Syst Rev. 2012 Aug 15;(8):CD004322.) PMID: 22895941
² The hemorrhoid laser procedure technique vs rubber band ligation: a randomized trial comparing 2 mini-invasive treatments for second- and third-degree hemorrhoids.(Giamundo P et al. in Dis Colon Rectum 2011; 54(6): 693–698.)
³ Short- and long-term outcomes of laser haemorrhoidoplastyfor grade II–III haemorrhoidal disease (S. Faes, M. Pratsinis et al. in Colorectal Disease; 2019) DOI:10.1111/codi.14572

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[Ursprung: 09/2011 aktualisiert 05/2021]

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