Gürtelrose (Herpes Zoster) | Krankheitslexikon

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Gürtelrose - Herpes Zoster

Die Gürtelrose ist eine Virusinfektion, die mit Schmerzen, Empfindungsstörungen und Hautveränderungen im Versorgungsgebiet eines bestimmten Nervs einhergeht. Typisch sind die entzündlichen roten Flecken und Bläschen, die sich zumeist wie ein Gürtel einseitig vom Rücken über den Brustkorb ausbreiten.


Die Ursache der Gürtelrose besteht in einer Reaktivierung im Körper vorhandener Varicella-Zoster-Viren. Die Gürtelrose tritt nur bei Menschen auf, die in ihrer Kindheit an Windpocken erkrankt waren.

Betroffen sind Hautareale, die von einem Nervenstrang versorgt werden, zumeist Rücken und Brustkorb, es können aber auch Gesicht (mit Gefahr für Augen oder Gehör), Hals
, Arme oder Beine betroffen sein.

Die Diagnose der Erkrankung ergibt sich in erster Linie aus den typischen Symptomen: kleinen Bläschen auf geröteter Haut, die halbseitig begrenzt auftreten und von Schmerzen und Empfindungsstörungen begleitet werden.

Eine hochwirksame Therapie besteht in der intravenösen Gabe von Brivudin und Aciclovir. Die Prognose bei einer Erkrankung an der Gürtelrose ist gut, wenn keine Komplikationen auftreten.

Daten & Fakten zu Gürtelrose

Gürtelrose und Windpocken werden vom selben Erreger verursacht, dem Varizella Zoster Virus. Mehr als 99 % der über 50-Jäh-rigen tragen das Varizella Zoster Virus in sich.

Jeder, der schon einmal Windpocken hatte, kann später eine Gürtelrose bekommen. Eine von drei Personen entwickelt in Folge dessen im Lauf des Lebens Gürtelrose.

In Deutschland erkranken jährlich mehr als 300.000 Personen an Herpes Zoster. Umgerechnet auf die kleinere Bevölkerungszahl entspräche das in Österreich etwa 30.000 Fällen pro Jahr.

Gürtelrose tritt in allen Altersgruppen auf. Am häufigsten sind aber durch altersbedingtes Nachlassen der Immunabwehr über 50-Jährige betroffen.

Gürtelrose kann mit oft schwerwiegenden Komplikationen einhergehen. Die häufigste und bekannteste Komplikation ist die Post-Zoster-Neuralgie, die durch wochen- oder monatelang andauernde Nervenschmerzen charakterisiert ist und bis zu 30% aller Gürtelrose-Patienten betreffen kann.

Die starken, oft als unerträglich beschriebenen Schmerzen beeinträchtigen das Leben der Betroffenen in starkem Maß. Sowohl starke Einschränkungen in der Freizeit als auch im Sozialleben und der Familie können die Folgen sein. Manchen Patienten ist es aufgrund der star-ken Nervenschmerzen vorübergehend nicht möglich, einer Arbeit nachzugehen.

Es gibt eine Impfung: Der österreichischem Impfplan empfiehlt für Erwachsene ab 50 Jahren und für Personen mit besonders hohem Risiko eine Impfung gegen Gürtelrose.

Ursachen der Gürtelrose

Der Erreger der Windpocken sowie der Gürtelrose ist das Varicella-Zoster-Virus. Dieses Virus wandert nach einer überstandenen Windpockenerkrankung entlang den Nervenfasern zu den Spinalganglien, das sind Ansammlungen von Nervenzellen in der Nähe des Rückenmarks. Dort kann das Varicella-Zoster-Virus über Jahre latent, also unbemerkt, verbleiben.

Eine Reaktivierung dieser im Körper verbliebenen Viren führt dann zu einer Gürtelrose, die immer auf das Versorgungsgebiet des betroffenen Nervs beschränkt ist. Streng genommen handelt es sich um eine Zweitmanifestation, also das zweite Auftreten, von Windpocken, allerdings örtlich begrenzt. Windpocken befallen bekanntermaßen den gesamten Körper.

Es muss noch einmal betont werden: Bei der Gürtelrose handelt sich um eine Reaktivierung vorhandener Viren und nicht um eine Zweitinfektion mit dem Virus, d. h. es hat keine erneute Ansteckung stattgefunden.

Die Ursachen für diese Reaktivierung sind bisher noch nicht geklärt. Man hat beobachtet, dass Patienten mit Störungen des Immunsystems, z. B. bei AIDS oder Krebserkrankungen, auffallend häufig an einer Gürtelrose erkranken. Aber auch starker Stress oder starke seelische Belastungen können als Auslöser für das Auftreten der Erkrankung verantwortlich sein.

Zusammengefasst lässt sich also feststellen, dass Menschen, die bereits eine Windpockeninfektion durchgemacht haben, sich in der Regel nicht bei einer an der Gürtelrose infizierten Person infizieren können. Personen, die noch keinen Kontakt mit dem Windpockenvirus hatten, können dagegen durch eine Person, die unter der Gürtelrose leidet, angesteckt werden. Sie erkranken dann aber nicht an Zoster sondern an Windpocken.

Video: Gürtelrose – schmerzhafte Viruserkrankung

Symptome

Die Erkrankung beginnt mit einem allgemeinen Krankheitsgefühl, d. h. die Patienten fühlen sich müde und abgeschlagen und haben leichtes Fieber. Nach 2 bis 3 Tagen treten heftige Schmerzen sowie Empfindungsstörungen im Verlauf des betroffenen Nervs auf. Bald darauf bilden sich in demselben Gebiet auf der Haut gruppenförmig angeordnete Knötchen, die sich in stecknadelkopf- bis erbsengroße Bläschen umwandeln.

Diese Bläschen können eine wässrige oder blutige Flüssigkeit enthalten und zerfallen manchmal. Gelegentlich können diese Hautveränderungen auch fehlen, man spricht dann vom Zoster sine herpete. Bei einer Gürtelrose am Körperstamm treten nur in 5 % der Fälle Lähmungen auf.

Die Gürtelrose kann auch im Gesicht auftreten, wenn die Viren in Hirnnerven überdauert haben. Beim besonders häufigen Befall des Nervus trigeminus sind Auge, Nase, Stirn und die behaarte Kopfhaut einer Gesichtshälfte betroffen. Durch eine Geschwürbildung an der Hornhaut oder Regenbogenhaut des Auges kann es zu bleibenden Schäden bis hin zur Erblindung kommen.

Bei einer Gürtelrose im Bereich des Ohres kann es bei bis zu 60 % der Patienten zu einer Fazialisparese, also einer Gesichtslähmung, kommen, die sich gelegentlich allerdings nur unvollständig zurückbildet. Eine Lähmung der Gesichtsmuskulatur kann auch bei einer Gürtelrose am Hals beobachtet werden.

Nach Abheilung der Hauterscheinungen bleiben häufig hyper- oder depigmentierte Areale zurück, d. h. die Haut ist entweder stärker gebräunt oder fast weiß.

Diagnose

Die Befragung und Untersuchung des Patienten bezüglich der oben beschriebenen Symptome erlaubt meist schon die richtige Diagnose. Findet der Arzt kleine Bläschen auf geröteter Haut, die halbseitig begrenzt auftreten und von Schmerzen und Empfindungsstörungen begleitet werden, kann die Diagnose ohne weiteres gestellt werden. Der Zoster-Antikörper-Titer im Serum ist erhöht. Eine Liquor-Untersuchung, also eine Untersuchung der Hirnflüssigkeit, zeigt eine leichte Zunahme der Zellzahl sowie des Eiweißgehaltes.

Diese Untersuchung ist bei unkomplizierten Verläufen jedoch nicht notwendig. Treten allerdings Symptome, wie Bewusstseinsstörungen oder an den Beinen beginnende Lähmungen, auf, die auf einen Befall des Gehirns bzw. des Rückenmarkes hinweisen, sind Liquor-Untersuchungen für die Verlaufsbeurteilungen notwendig.

Da die Gürtelrose häufig bei Patienten mit einem geschwächten Immunsystem auftritt, sollten die Patienten sorgfältig auf Hinweise für Krebserkrankungen bzw. andere schwere Erkrankungen untersucht werden.

Behandlung

Die Therapie einer Gürtelrose umfasst vier Gesichtspunkte:

• Die Viren müssen bekämpft und eingedämmt werden. Das erfolgt mit virushemmenden Mitteln (Virostatika). Wichtig ist diese Behandlung vor allem bei immungeschwächten und älteren Menschen und bei bereits aufgetretenen Komplikationen wie Beteiligung von Augen, Ohren oder Gehirn. Dann werden oft zusätzlich Kortikoide wie Kortison verabreicht, die die Entzündungsreaktion eindämmen.

Eine sehr erfolgreiche Behandlung besteht in der intravenösen Gabe von Brivudin, Aciclovir oder Valaciclovir. Brivudin, Aciclovir und Valaciclovir sind Virustatika, also Medikamente, die gezielt gegen bestimmte Viren wirken. Die genannten Wirkstoffe gehören zur Klasse der Nukleosid-Analoga, die in ihrer chemischen Struktur den Nukleosiden, also den Bausteinen der Nukleinsäuren, sehr ähneln.

Die einzelnen Nukleoside werden von speziellen Enzymen, den DNA-Polymerasen, zu einem DNA-Strang verknüpft. Die DNA-Polymerasen erkennen die Nukleosid-Analoga als taugliche Bausteine. Die Folge ist in der Regel ein Kettenabbruch, womit die vollständige DNA-Synthese der Viren gehemmt wird.

Durch die frühzeitige Gabe von Nukleosid-Analoga kann es bei Patienten mit Gürtelrose schon innerhalb weniger Stunden zu Schmerzfreiheit sowie einem Ablassen der Hautrötung kommen. Lokal können spezielle Puder und Lösungen, die Lokalanästhetika enthalten, zusätzlich helfen. Ohne Behandlung heilt die Gürtelrose aber auch in 2 – 4 Wochen ab.

• Den Hautausschlag muss man behandeln, um Infektionen und Narbenbildungen zu verhindern.

• Bei akuten Schmerzen hat eine Schmerztherapie zu erfolgen. In den meisten Fällen reichen nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) aus. Tiefer liegende, ausgedehnte Nervenschmerzen werden meistens mit starken Schmerzmitteln behandelt.

• Führen außerordentlich starke Schmerzen zu depressiven Verstimmungen, kann eine entsprechende Behandlung erforderlich sein. Das gilt insbesondere für die Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie (PZN).

Bei Patienten, die nach dem Abheilen der Gürtelrose unter Nervenschmerzen in dem betroffenen Gebiet leiden, spricht man von einer Zoster-Neuralgie. Eine effektive rechtzeitige Schmerzbekämpfung im Rahmen des Zoster kann helfen, weitere Komplikationen wie eine Post-Zoster-Neuralgie zu verhindern. Die Schmerztherapie einer Zoster-Neuralgie erfolgt meist eher durch die Gabe von trizyklischen Antidepressiva als durch die Gabe von Analgetika oder Antikonvulsiva.

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Linktipps

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– Lapacho | Heilpflanzenlexikon
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