Glühwein, Punsch & Co. – Genuss ohne Reue

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Glühwein und Punsch am Adventmarkt

Gerade im Advent über Weihnachten hinaus bis Neujahr haben Glühwein, Punsch und Glögg – die skandinavische Form von Glühwein, bestehend aus Rotwein, Wodka, Ingwer, Kardamom, Rosinen und Mandeln – Hochsaison.

Zahlreiche Punschhütten locken auf Weihnachtsmärkten mit den süßen, alkoholischen Versuchungen und kaum ein Besucher kann den Verlockungen wiederstehen.


Glühwein, Punsch & Co. – Genuss ohne Reue – Artikelübersicht:

Solange es bei maßvollem Genuss bleibt ist dagegen auch nichts einzuwenden, gefährlich wird es bei zügellosem Konsum. Der Verein „Alkohol ohne Schatten“ gibt Tipps für die Advents- und Weihnachtssaison – Motto: „Genuss statt Missbrauch“.

Mehr Punschstände, die auch nicht alkoholische Getränke anbieten, eine freiwillige Auszeichnung des Alkohol- und Zuckergehalts der Getränke durch die Standbetreiber und weniger sozialen Druck zum ständigen Alkoholkonsum in der Weihnachtszeit, das wünschen sich die Experten des Vereins „Alkohol ohne Schatten“. Das Ziel ist klar umrissen: die Gesellschaft muss wieder Genussfähigkeit erlernen.

Rausch gegen Weihnachtsstress

„Sind die Fest- und Feiertage zwischen Advent und Fasching wirklich so negativ und bedrohlich, dass sich viele Menschen deshalb besonders häufig betrinken müssen? Haben wir es verlernt, Feste zu feiern, ohne uns dabei mit Alkohol zu narkotisieren?“, so Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Musalek, (Präsident des Vereins „Alkohol ohne Schatten“, Institutsvorstand und Ärztlicher Leiter am Anton Proksch Institut, Wien).

Es spräche einiges dafür, dass es hier zu einem gesellschaftlichen Wandel gekommen sei. „Wir leben in einer Erfolgsgesellschaft. Auch große Alkoholmengen zu trinken, wird als Erfolg gewertet, und das bedeutet auch entsprechenden sozialen Druck“, so Prof. Musalek.

„Wir leben in einer Spaß- und Vergnügungsgesellschaft. Genuss als höchste Form des Schönheitserlebens darf aber nicht mit Spaß bzw. rascher Lustbefriedigung, und schon gar nicht – wie heute oft anzutreffen – mit Konsum auf hohem preislichem oder quantitativem Niveau verwechselt werden.“

Mehr alkoholfreie Angebote – Freiwillige Auszeichnung der Getränke-Inhalte

Diese Form von Genuss könne mit ein paar schnell getrunkenen Bechern Punsch, dessen Alkoholgehalt und Zusammensetzung den Konsumenten nicht bekannt ist, nicht erreicht werden, so Prof. Musalek.

Positiv bei Punschständen, wie sie um diese Jahreszeit das Wiener Stadtbild prägen, sei das Zusammenkommen im öffentlichen Raum und das gemeinsame Erleben. „Wünschenswert wären deshalb Punschstände mit alkoholfreien Getränken, bei denen die konsumierte Alkoholmenge nicht den Genuss trübt“, so der Suchtexperte.

„Es wäre wünschenswert, wenn die Punschstand-Betreiber freiwillig den Alkohol- und Zuckergehalt ihrer Getränke ausweisen würden, um bei Konsumenten das Bewusstsein für die möglichen Folgen zu schärfen“, ergänzt Univ.-Prof. Dr. Bernhard Ludvik (MedUni/AKH Wien, Vorstandsmitglied des Vereins „Alkohol ohne Schatten“). Eine rechtliche Auszeichnungspflicht besteht derzeit nicht.

Problematische Gesundheitseffekte von Glühwein, Punsch & Co.

Das sei schon deshalb wichtig, weil süße alkoholische Heißgetränke in größeren Mengen aus mehreren Gründen für die Gesundheit problematisch sein können, warnt Diabetologe Prof. Ludvik: „Glühwein und Punsch haben meist einen sehr hohen Zuckergehalt. Dieser, gemeinsam mit den typischen Gewürzen, überdeckt den Alkoholgeschmack und verleitet dazu, mehr zu trinken, als man verträgt.“ Die Kombination von viel Zucker und warmem Getränk sorge darüber hinaus dafür, dass der Alkohol schneller und stärker „greift“: Der Alkohol gerät schneller in die Blutbahn, die Alkoholaufnahme wird beschleunigt.

Der Alkoholgehalt von Punsch, Glühwein oder Grog schwankt je nach Rezept und Anbieter erheblich – womit sich der Effekt kaum einschätzen lässt. „Legt man die üblichen Rezepturen zugrunde, so enthalten Glühwein, Punsch und Co Alkoholmengen, bei denen schon ein Becher den Alkoholspiegel auf 0,2 bis 0,4 Promille ansteigen lassen kann“, so Prof. Ludvik. Eine Tasse der „Kalorienfalle“ Glühwein oder Punsch könne sich außerdem rasch mit 200 bis 400 Kalorien zu Buche schlagen.

Alkohol hilft nicht beim Verdauen, sondern es kommt, wenn auch fette Speisen verzehrt werden, zu einem raschen Anstieg des Blutfettspiegels. Der Alkohol hindert die Leber am Fettabbau, das Fett reichert sich in der Leber an, und mit der Zeit droht eine gefährliche Fettleber. Zusätzlich kann der Zucker zur Leberverfettung beitragen.

Auch auf die vermeintlich wärmende Wirkung von Punsch und Glühwein sollte man sich nicht verlassen, betont Prof. Ludvik: „Ethanol erweitert die Blutgefäße, was zunächst zu einem angenehmen Wärmegefühl führen kann. Allerdings gibt der Körper durch die geförderte Durchblutung auch die Wärme umso schneller wieder an die Umgebung ab und man friert mehr als vorher.“

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Besondere Vorsicht sei bei solchen Heißgetränken mit Alkohol für Diabetiker geboten, so Prof. Ludvik: „Der Alkohol, und umso mehr gemeinsam mit dem Zucker, lassen den Blutzuckerspiegel zunächst gefährlich rasch und hoch ansteigen. Dazu kommt, dass dann der Blutzuckerspiegel auch wieder sehr rasch absinkt, sodass es zur Hypoglykämie (Unterzuckerung) kommen kann.“

Problematischer Alkoholkonsum hat auch kurzfristig negative Auswirkungen auf die Psyche: Dazu gehört seine anästhesierende und enthemmende Wirkung. Letztere fördert, dass man mehr trinkt als man sollte und wollte, die anästhetisierende Wirkung wiederum reduziert Genuss und Erlebnisfähigkeit, so Prof. Musalek: „Nach dem Genuss sollte man sich noch an den Genuss erinnern können und keinen hohen Preis wie Kontrollverlust, ‚Filmriss‘ und Alkoholkater bezahlen müssen.“

Probleme entstehen nicht zwischen Advent und Neujahr, sondern zwischen Neujahr und Advent

„Als Hausärztinnen und Hausärzte, die mit ihren Patienten ein enges Vertrauens- und Betreuungsverhältnis haben, wissen wir: Das Problem, dass das gelegentliche Genussglas zum gefährlichen Risikotrinken oder zur Abhängigkeit wird, entsteht nicht zwischen Advent und Neujahr – sondern zwischen Neujahr und Advent“, sagt Dr. Barbara Degn (Allgemeinmedizinerin in Wien und Vorstandsmitglied des Vereins „Alkohol ohne Schatten“).

„Auch wenn problematischer Alkoholkonsum oft rund um die Feiertage besonders sichtbar wird, ist wichtig, dass wir das ganze Jahr über auf Warnzeichen achten und diese ansprechen. Und dies möglichst früh, denn wie bei vielen anderen gesundheitlichen Problemen gilt auch hier: Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto bessere Hilfe ist möglich. Leider wird die Diagnose Alkoholkrankheit nach wie vor oft erst dann gestellt, wenn bereits tatsächliche Organschäden eingetreten sind.“

Harmlosigkeits- und Gefährdungsgrenzen bei Frauen und Männern

Die Harmlosigkeitsgrenze (Handbuch Alkohol Österreich, BMG 2011) sollte nicht überschritten werden: Sie beträgt bei Männern geringfügig mehr als einen halber Liter Bier oder ein viertel Liter Wein pro Tag (24 Gramm Reinalkohol). Bei Frauen beträgt sie geringfügig weniger als einen halber Liter Bier oder ein viertel Liter Wein pro Tag (16 Gramm Reinalkohol).

Die Gefährdungsgrenze liegt bei Männern bei 1,5 Liter Bier oder drei Viertel Liter Wein pro Tag, bei Frauen bei 1 Liter Bier oder einem halben Liter Wein pro Tag. Bzw. bei Männern bei 21,2 Österreichischen Standardgläsern (ÖSG = halber Liter Bier, bzw. viertel Liter Wein bzw. 2 cl Schnaps bzw. 2 Gläser Sekt) pro Woche, bei Frauen bei 14 ÖSG.

Prof. Musalek: „Allerdings sind das alles nur sehr grobe Richtwerte. Denn auch ein täglicher Konsum ohne alkoholfreie Tage kann auch schon um die ‚Harmlosigkeitsgrenze‘ herum zum problematischen werden. Vor allem auch dann, wenn man alkoholische Getränke nicht mehr zum Genuss, sondern als Medikament verwendet, um z. B. Arbeits- oder familiäre Belastungen zu be- und überstehen.“

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