Gastritis (Magenschleimhautentzündung)

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Magenschleimhautentzündung

Unter dem Begriff Gastritis (Magenschleimhautentzündung) versteht man eine entzündliche Veränderung der Magenschleimhaut, die häufig mit nur geringen Schmerzen, manchmal sogar schmerzlos verläuft. Diese Veränderungen können den gesamten Magen betreffen
oder isoliert in den einzelnen Abschnitten vorkommen und unterschiedlichste Ursachen haben.


Der vom Magen produzierte Magensaft ist durch den Gehalt an Salzsäure sauer und somit grundsätzlich schädigend für die Schleimhäute, sodass diese über bestimmte Schutzmechanismen verfügen müssen. Diese Schutzmechanismen bewahren die Magenschleimhaut vor einer Ätzung und vor einer Selbstverdauung durch das im Magensaft vorkommende, Eiweiß spaltende Enzym Pepsin. Durch unterschiedlichste Faktoren, kann dieser Schutzmechanismus jedoch beeinträchtigt werden und so zu einer Entzündung der Magenschleimhaut führen. Dabei wird nach dem unterschiedlichen Aufbau der Schleimhaut zwischen Mageneingang (Fundus), Magenkörper (Corpus) und dem Magenausgangsbereich (Antrum) unterschieden. Durch die Entdeckung der Bedeutung von Helicobacter pylori für die Entwicklung einer Gastritis wurde 1990 eine Klassifikation eingeführt, bei der zischen akuter und chronischer Gastritis, sowie Sonderformen der Gastritis unterschieden wird.

Ursachen

Die muskulären Bewegungen des Magens und Produktionen von Substanzen, die für die Verdauung wichtig sind, unterliegen dem vegetativen Nervensystem, sodass Stress und seelische Faktoren häufig einen großen Einfluss auf Erkrankungen ausüben. Aber auch ungesunde Lebensweisen, wie Rauchen auf nüchternen Magen, große, kalorien- und fettreiche Mahlzeiten, übermäßiger und regelmäßiger Alkoholkonsum wirken sich auf fördende Weise auf die Entstehung von krankhaften Veränderungen des Magens aus.

Akute Gastritis wird meistens durch äußere Umstände wie zum Beispiel Alkoholmissbrauch, Stress, schwere Verletzungen, durch die häufige Einnahme von Schmerzmedikamenten (NSAR, z.B. Acetylsalicylsäure) oder Infektion von Helicobacter pylori ausgelöst. Heute wird das Bakterium Helicobacter pylori für eine Reihe von Magenkrankheiten (beispielsweise Ulcus: 80% der Magengeschwüre, praktisch alle Zwölffingerdarmgeschwüre) verantwortlich gemacht, bei denen eine verstärkte Sekretion von Magensäure auftritt. Traditionelle Behandlungen gegen Entzündungen der Magenschleimhaut bestanden darin, entweder Mittel zu verabreichen, die die Magensäure neutralisierte, oder Medikamente, welche die Säureproduktion des Magens reduzierten. Heute wird zuerst untersucht, ob eine Infektion mit Helicobacter pylori vorliegt.

Chronische Magenschleimhaut-Entzündungen werden entweder durch einen sog. Autoimmunprozess (Typ A), durch das Bakterium Helicobacter pylori (Typ B) oder durch NSAR und Gallerückfluss (Typ C) verursacht. Die Chronische Gastritis wird also hauptsächlich in drei Kategorien aufgeteilt:

  • Die A(utoimmun)-Gastritis ist eine Autoimmunkrankheit, deren Ursache noch nicht völlig aufgeklärt ist und macht etwa 5% der chronischen Gastritis aus. Die A-Gastritis kann zu einem Vitamin B12 Mangel führen.
  • Die B(akterielle)-Gastritis wird durch das Bakterium Helicobacter pylori verursacht. Sie ist die häufigste Form der chronischen Gastritis.
  • ie C(hemische)-Gastritis wird durch Reizung von chemischen Substanzen verursacht. Bestimmte chemische Substanzen kann die Magensäureproduktion anregen, oder die Schutzschicht der Magenschleimhaut schwächen. Regelmäßiger Alkohol- oder Nikotinmissbrauch kann zum Beispiel C-Gastritis hervorrufen.

Symptome

Die Beschwerden einer Gastritis können sehr unterschiedlich sein. Während chronische Formen oft kaum oder keine Beschwerden machen, tritt die akute Gastritis ganz plötzlich auf und kann folgende Beschwerden auslösen:

  • Appetitlosigkeit
  • saures Aufstoßen ( Sodbrennen)
  • Druckgefühl und Schmerzen im Oberbauch
  • unangenehmer Geschmack im Mund
  • Blähungen usw.

Die Beschwerden verstärken sich oft, wenn etwas gegessen wird.

Diagnose

Die Beschwerden einer akuten Magenschleimhaut-Entzündung lenken bereits den Verdacht auf die Erkrankung. Der Oberbauch ist beim Abtasten meist schmerzhaft. Neben Blutuntersuchungen (Entzündungswerte etc.) und ggf. einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie), kann letztlich nur eine Magenspiegelung (Gastroskopie) die Diagnose sichern. Im Rahmen dieser Untersuchung kann der Arzt auch kleine Gewebestückchen (Biopsien) aus den auffälligen Magenabschnitten entnehmen und erkennen, ob es sich um eine Entzündung oder ein Magengeschwür (Ulkus) oder auch um Magenkrebs handelt.

Bei einer Magenspiegelung kann zunächst die Mucosa im gesamten Magenbereich hervorragend eingesehen werden. Dabei wird die Lokalisation und Ausdehnung der Entzündung festgestellt. Darüber hinaus ist es auch möglich das Magensekret und die Beweglichkeit der Magenwand zu beurteilen. Die Diagnose Gastritis ist aber im wesentlichen auch eine histologische Diagnose. Denn während der makroskopische erhobene Befund zumeist nur dem subjektiven Eindruck und der Erfahrung des Untersuchers entspricht, ist durch eine Gewebeentnahme (Probebiopsien aus verschiedenen Abschnitten des Magens zur mikroskopischen Untersuchung) eine sichere und objektive Diagnose gewährleistet.

Für die Diagnostik einer Infektion mit Helicobacter pylori stehen spezielle Tests zur Verfügung. Zum einen ist es möglich, den Anitkörpertiter im Blut zu bestimmen, was allerdings nur bedingt aussagekräftig ist. Eine weitere Möglichkeit, Helicobacter pylori nachzuweisen, ist der so genannte 13C- oder 14C-Harnstoff-Atemtest. Dabei nimmt der Patient eine Testmahlzeit zu sich, die radioaktiv markierten Harnstoff enthält. Liegt eine Infektion mit Helicobacter pylori vor, wandelt dieser den Harnstoff um und setzt dabei 13C- oder 14C-markiertes Kohlendioxid frei. Dieses wird abgeatmet, in einem Behälter gesammelt und quantifiziert. Dadurch lässt sich der Erreger mit hoher Wahrscheinlichkeit nachweisen. Der Atemtest gilt heute als Standard bei der Nachsorge bereits behandelter Patienten.

Therapie

Die beste Therapie der Gastritis liegt in der Prophylaxe (Vorbeugung). Leider ist eine solche hinsichtlich der A-Gastritis (Autoimmungastritis) nicht bekannt. Alles was die Schleimhaut schädigt und reizt – Medikamente wie NSAR-Schmerzmittel, Kaffee, Alkohol, Rauchen, scharfe, fettige und gebratene Speisen, sollten zumindest vorübergehend gemieden werden.

Weil der saure Magensaft eine wesentliche Rolle bei der Entstehung einer akuten Gastritis spielt, werden bei einer Magenschleimhaut-Entzündung vor allem Medikamente eingesetzt, die eine Hemmung der Magensäureproduktion bewirken (“Säureblocker”). Am wirksamsten sind die so genannten Protonenpumpenhemmer (z.B. Omeprazol, Pantoprazol, Esomeprazol). Mittel der zweiten Wahl sind die H2-Rezeptorenblocker (z.B. Cimetidin, Ranitidin). Durch die verminderte Magensäureproduktion werden zum einen die Schmerzen gelindert, und zum anderen kann sich die Schleimhaut erholen. Auch so genannte Antazida, die die von den Drüsen bereits abgesonderte Magensäure neutralisieren, können angewendet werden.

Bei Komplikationen (z.B. Magenblutung, Magendurchbruch) sind endoskopische oder chirurgische Maßnahmen notwendig. Wenn durch eine Typ-A-Gastritis eine perniziöse Anämie verursacht wird, erhalten die Patienten Vitamin-B12-Spritzen. Durch die Substitution von Vitamin B12, welches aufgrund der Erkrankung nicht ausreichend resorbiert wird, können die oben angeführten Komplikationen eines Vitamin B12-Mangels verhindert, bzw. – falls bereits vorhanden – zumindest zum Großteil erfolgreich behandelt werden.

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