Die Apotheke im Garten

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Die Apotheke im Garten

Früher führte der Weg bei kleineren Wehwechen nicht gleich zum Arzt, sondern zum Kräuterbeet vor dem Haus. Die traditionelle Medizinform der medizinischen Heilkräuter dürfte mehr als 60.00 Jahre alt sein, und hat von ihrer Faszination und Wirkungsweise bis heute nichts eingebüßt.


Eine lange Tradition von überlieferten Heilmitteln aus der Natur zieht sich durch alle Kulturkreise dieser Welt und Kräuterkunde war stets ein integraler Bestandteil davon. Sogar heute noch werden laut WHO zwischen 70 und 95 % der Weltbevölkerung mittels traditioneller Medizin – also mittels Naturkräutern behandelt und auch viele moderne Medikamente basieren – zumindest auch – auf den Wirkstoffen der Natur.

Ursprung der Kräuterkunde

Kräuter werden sowohl durch innere als auch äußere Anwendungen verabreicht. In der traditionellen westlichen Kräuterheilkunde kommen bei der äußeren Anwendung vor allem Bäder und Kompressen zum Einsatz doch in der modernen Kräuterkunde ist der Fokus mehr auf innere Anwendungen, wie Tees oder andere Essenzen, gerichtet. Hier kommen quasi standardisierte Produkte, bei denen die Menge der “aktiven Substanzen” gemessen werden kann, zum Einsatz.

Im Zentrum der Kräutermedizin, wie sie vor allem in England unterrichtet wird, steht hingegen das Individuum und die Frage warum sich eine, nämlich genau diese Krankheit, manifestiert. Hier steht Hippocrates Grundsatz, “…es sei wichtiger die Person zu kennen, die die Krankheit hat, als die Krankheit, die die Person hat…” im Mittelpunkt.

Bei den traditionellen zentraleuropäischen Kräuterheilkundlern kommen die Substanzen nicht ganz so individualisiert zum Einsatz – hier wird die generelle Wirkungsweise in den Vordergrund gerückt.

Unkraut verdirbt nicht …

Wie oft haben sich Gartenbesitzer schon über immer wiederkehrende (Un)Kräuter geärgert. Dabei sind diese optischen Störenfriede vielseitig einsetzbar – von der vitaminreichen Gemüsebeilage, bis hin zur ‘Hausmedizin’ – so vieles ist möglich, wenn man sich ein bisschen mit der Thematik auseinandersetzt. So bringen Wildgemüse wie die Vogelmiere die Verdauung in Schwung, Holunder schützt vor Erkältungen und wirkt fiebersenkend, die Blätter des Rotklee lindern Wechselbeschwerden, etc..

Betrachten Sie den Wildwuchs in Ihrem Garten doch mit anderen Augen: Statt sich über das Unkraut zu beschweren, freuen Sie sich über die pflegeleichten Wildkräuter: man braucht weder Dünger noch grünen Daumen und sie wachsen ganz von alleine. Ihre Aufgabe besteht jetzt nur noch darin, die richtigen Pflänzchen zu entdecken und richtig an zu wenden.

Apotheke im Garten

Die Pflanzen, die weltweit als Heilkräuter eingesetzt werden, sind unzählig. Wir haben uns bei der Auswahl der Kräuter und ihrer Wirkweisen allerdings auf heimische Pflanzen beschränkt – schließlich geht es ja um die Apotheke aus Ihrem Garten.

  • Bärlauch: Bärlauch wirkt positiv bei Hautleiden, Wurmbefall, Darmbeschwerden und Arterienverkalkung und ist reich an Vitamin C, Magnesium, Eisen und Mangan. Sulfide wirken gegen Bakterien und Pilze.
  • Birken: haben eine wissenschaftlich erwiesene . Wenn der Körper irgendwo Wasser staut, vermögen die Birkenblätter die gestaute Flüssigkeit rasch zu entziehen – sie wirken harntreibend. Do kommt es auch zu einer vermehrten Ausscheidung harnpflichtiger Substanzen, was sich bei Stoffwechselleiden wie Rheuma und Gicht vorteilhaft auswirkt. Birkenteer wird zur Behandlung von chronischen Ekzemen eingesetzt.
  • Brennessel: sie vorwiegend für rheumatische Erkrankungen genutzt, aber auch als Frühjahrskur zum Entschlacken und Blutreinigen. Sie wirkt harntreibend, entzündungshemmend und blutbildend. Bei allgemeiner Abwehrschwäche sowie bei Hautleiden und bei Eisenmangel wird sie auch gerne als Stärkungsmittel eingesetzt.
  • Echter Eibisch: hilft bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundener trockener Reizhusten sowie reizlindernd bei leichten Entzündungen der Magenschleimhaut. Auch bei Insektenstichen wird das Auflegen frischer, angequetschter Blätter empfohlen.
  • Fenchel: wird bei Blähungen und Verdauungsproblemen eingesetzt und er hilft bei Augenentzündungen. Neben seinen ätherischen Ölen, die positiv auf die Schleimhäute wirken, ist seine krampflösende und antibiotische Wirkung auch bei Blähungen und Magen- und Darmbeschwerden hilfreich.
  • Holunder: Getrocknete Holunderblüten wirken schweißtreibend, als Tee vertreiben sie jede Erkältung und wirken fiebersenkend, Ihre blutreinigende und harntreibende Wirkung hilft zudem bei Rheuma, Blasen- und Nierenleiden. Zudem kann man aus den Blüten eine wunderbaren Sirup herstellen. Holunderbeeren sind reich an Vitamin A, B und C.
  • Hopfen: wirkt appetitanregend, Magen-Darm-kräftigend, nervenberuhigend und schlaffördernd. Ihm wird auch bei einzelnen Bitterstoffen eine Hemmwirkung auf Bakterien und Wucherungen nachgesagt.
  • Johanniskraut: seine Wirkstoffe haben vielfältige Effekte auf das menschliche Nervensystem. Die stimmungsaufhellende, angstlösende und antidepressive Wirkung von Johanniskraut beruht auf einer Erhöhung der Konzentration bestimmter Botenstoffe wie Dopamin, Serotonin und Noradrenalin, die bei depressiven Verstimmungen im Gehirn nicht ausreichend freigesetzt werden.
  • Kamille: aus den Blüten der Kamille lässt sich ein Tee zubereiten, der Stress und Nervosität lindert und den Magen beruhigt.
  • Lavendel: der Lavendel wirkt mit seinen ätherischen Ölen auf verschiedene Organsysteme. So z.B. blähungstreibend und gallefördernd auf das Verdauungssystem, krampflösend auf die Luftwege, wasserausscheidend auf die Nieren und beruhigend auf die Nerven. Sogar bei infizierten Wunden wirkt Lavendel antiseptisch und eiterwidrig.
  • Löwenzahn: wirkt appetitanregend. Er regt den Stoffwechsel an und wird als Tee gerne bei Leber- und Gallenbeschwerden eingesetzt sowie zur Blutreinigung und bei allgemeiner Altersschwäche. Löwenzahn enthält eine antibiotisch wirksame Substanz, Vitamine der B- und C-Gruppe, den Bitterstoff Taraxacin sowie Inulin.
  • Roter Sonnenhut: Der leuchtend pink und orange-rot blühende Sonnenhut gehört zu den wohl bekanntesten Heilpflanzen. Echinacea, so der wissenschaftlicher Name, wird dabei in erster Linie bei Erkältungskrankheiten, jedoch auch zur allgemeinen Kräftigung des Immunsystems sowie zur Heilung von Verletzungen eingesetzt.
  • Rotklee: dient als pflanzliche Alternative zur Hormonersatztherapie bei Frauen in der Menopause. Die Blüten und Blätter lindern Wechselbeschwerden wie Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen.
  • Vogelmiere: ist schon seit langer Zeit für ihre Wirkung gegen allerlei Krankheiten bekannt. Sie wirkt gegen gegen Hämorrhoiden, bei Lungenleiden, und bei Verschleimungen der Nieren und der Blase. Reich an Vitamin C und Mineralstoffen bringt sie zudem die Verdauung in Schwung.
  • Wegerich: Die Beschwerden die man mit dem Heilkraut behandeln kann, sind vielfältig. Die gut verträgliche Heilpflanze wirkt schmerzstillend, blutstillend, wundheilend, pilz- und entzündungshemmend sowie entkrampfend. Der Wegerich kann bei innerlich und äußerlich angewendet werden.

Frisch gepflückt und haltbar gemacht bereichern Wildkräuter unseren Speiseplan das ganze Jahr – und als Notfallapotheke kann man die Heilkräuter – entsprechend getrocknet oder frisch genutzt – ebenso ganzjährig nutzen.

Sollten Sie Lust auf mehr bekommen haben – selbstverständlich lassen sich ‘Wildkräuter’ auch gezielt kultivieren: die meisten Kräuter sind völlig anspruchslos. Wichtig ist lediglich ein gesunder Boden, damit sie genügend Nähstoffe bekommen.

Das Unkraut kann aber natürlich auch in eigenen Beeten gezüchtet werden. Wir empfehlen diese zunächst zu jäten, umzustechen und den Boden zu düngen. Sollte die Erde zu fest oder lehmig sein, lockern Sie sie mit Sand auf.

Und dann nichts wie ran an die Arbeit: Kamille, Rotklee und Sonnenhut werden sich rasch wohl fühlen; echten Eibisch sollten Sie im Auge behalten, da dieser zum Wuchern neigt. Johanniskraut wiederum fühlt sich in Töpfen am wohlsten.

In diesem Sinn: ärgern Sie sich nicht über das Unkraut in Ihrem Garten, sondern nutzen Sie den Wildwuchs!

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– Gartenkalender – was ist wann zu tun?
– Johanniskraut – Heilpflanze mit breitem Wirkungsspektrum
– Silberdistel | Heilpflanzenlexikon
– Bachblüten, Alternativmedizin, Naturheilkunde
– Bärlauch und seine giftigen Doppelgänger
– Giftpflanze Tollkirsche

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Quelle:

¹ – Umweltberatung: Thema Gärtnern & Hausgarten

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