Diabetes und Sport

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Diabetes und Sport

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Mehr als 150 Millionen Menschen leiden weltweit unter Diabetes mellitus, im Volksmund auch bekannt als Zuckerkrankheit. Allein in Österreich ist etwa eine halbe Million davon betroffen.


Laut Weltgesundheitsorganisation werden sich diese Zahlen bis zum Jahr 2025 sogar verdoppeln. Neben der richtigen Ernährung ist vor allem Sport und Bewegung für Diabetiker ein wichtiges Thema.

Diabetes & Sport – Artikelübersicht:

Regelmäßige sportliche Aktivität kann sowohl das körperliche Wohlbefinden steigern als auch den Insulinbedarf erheblich reduzieren. Indem sich regelmäßige Bewegung positiv auf den Stoffwechsel auswirkt, zählt Bewegung zudem zur Therapie bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes.

Diabetes: honigsüßer Durchfluss

Diabetes mellitus, ein Begriff aus dem Griechischen (“honigsüßer Durchfluss”) bezeichnet eine Stoffwechselstörung, bei der entweder kein Insulin produziert wird (Typ-1-Diabetes), oder aber das vorhandene Insulin nicht ausreichend wirkt bzw. eine Resistenz vorliegt (Typ-2-Diabetes).

Insulin ermöglicht die Aufnahme bzw. die Verbrennung des Zuckers in der Zelle, um ihn schließlich für andere Stoffwechselvorgänge zur Verfügung zu stellen. Um die Gesundheit der Betroffenen zu erhalten und Folgeschäden möglichst zu vermeiden, sind Therapiemaßnahmen, Ernährung und richtiges Verhalten beim Sport enorm wichtig.

Sport, aber wie?

Zwei Bedingungen müssen für eine sportliche Betätigung erfüllt sein: zum einen die sportmedizinische Tauglichkeit, zum anderen die konditionelle Eignung. Treffen diese Voraussetzungen zu und stimmt der behandelnde Arzt zu, so können Diabetiker im Grunde jede Sportart ausüben. Dennoch sollten ein paar Dinge beachtet werden.

Während sich Nicht-Diabetiker vor dem Sport keine Gedanken darüber machen müssen, wie sich der Stoffwechsel an den Sport anpasst, müssen Diabetiker diese “Vollautomatik” des Stoffwechsels so gut wie möglich imitieren, um eine Unterzuckerung oder Stoffwechselentgleisung während der sportlichen Aktivität zu vermeiden. Auch wenn es hier kein Patentrezept gibt und jede Reaktion individuell verschieden ist, raten Ärzte, einige Punkte zu beachten:

Vor, während längerer sportlicher Aktivitäten, aber auch nach dem Sport sollten die Blutzuckerwerte anhand von Glukosemetern kontrolliert werden. Je nach Dauer und Intensität der jeweiligen Aktivität heißt es weiters, die Insulinversorgung um ca. vier bis sechs IE zu reduzieren.

Die Kohlenhydratzufuhr sollte gleichzeitig um zwei bis vier BE – je nach Dauer und Intensität der sportlichen Aktivität – erhöht werden. Wichtig ist ferner, dass die subkutane Injektion nicht in der Nähe der beanspruchten Muskulatur vorgenommen wird, da dort das Insulin schneller resorbiert wird und damit auch früher zur Wirkung kommt.

Das heißt etwa, dass beim Radfahren in den Oberarm und nicht in den Oberschenkel injiziert werden sollte. Auch ein Stück Traubenzucker sollte für den Bedarf an schnell resorbierbaren Kohlenhydraten immer griffbereit sein. Genügend Flüssigkeitszufuhr während des Sports ist ebenso enorm wichtig. Vor Antritt der sportlichen Betätigung gilt jedoch: die genaue Planung muss unbedingt mit einem Arzt erörtert werden.

Ausdauer statt Kraft

Prinzipiell können Diabetiker jeden Sport ausüben. Am besten geeignet sind allerdings Ausdauersportarten jeglicher Art, wie etwa Nordic Walking, Radfahren, Laufen oder Schwimmen.

Durch den gleichmäßigen Bewegungsablauf sind solche Aktivitäten für den Stoffwechsel günstiger als etwa Kraftsport oder Sportarten, bei denen es zu kurzzeitigen Spitzenbelastungen kommt. Diese können zu einem starken Blutzuckerabfall führen und somit den Blutzuckerspiegel negativ beeinflussen.

Auch Gymnastikübungen zählen sowohl für Typ-1- als auch für Typ-2-Diabetiker zu ausgezeichneten Bewegungsformen, sie verbessern zudem die Beweglichkeit und Koordination. Isometrische Belastungen mit spezieller Pressatmung, wie sie etwa bei Liegestützen oder beim Gewichtheben vorkommen, sind hingegen eher zu vermeiden.

Sport rund ums Jahr

In den kalten Monaten stellen etwa Skifahren, Rodeln oder Eislaufen für Diabetiker geeignete Aktivitäten dar, solange sie nicht als Hochleistungssport betrieben werden. In diesem Falle ist Vorsicht geboten, denn durch die extreme physische und psychische Belastungssituation kann es leicht zu einer Hypoglykämie (Unterzucker) während des Sports kommen.

In den Sommermonaten steht eine Vielzahl an geeigneten Sportarten zur Auswahl. Gut geeignet sind etwa Wandern, Reiten, Golf, Tennis und Radfahren. Auch Ballsportarten sind prinzipiell in allen Facetten möglich. Segeln, Rudern, Surfen, Wasserball und Schwimmen sind aus medizinsicher Sicht unbedenkliche Wassersportarten.

Weniger gut geeignet sind etwa Klettern, Fallschirmspringen, Drachenfliegen oder Segelfliegen. Bei Hypoglykämien besteht bei all diesen Sportarten akute Absturzgefahr. Auch die Blutzuckerkontrolle ist während der Aktivität schwer durchführbar. Bei den Wassersportarten sind etwa Wildwasserkajak und Tauchen eher ungeeignet. Hier kann keine begleitende Blutzuckerkontrolle durchgeführt werden, plötzliche Hypoglykämien können während des Tauchvorgangs nicht behandelt werden.

Dauerhaft profitieren

Wer als Diabetiker regelmäßig Sport treibt, wird nicht nur Freude daran haben und dauerhaft aktiv werden, sondern trägt zu einer besseren Diabeteseinstellung bei und verbessert zudem die eigene Lebensqualität.

Deshalb ist regelmäßige Bewegung auch für Diabetiker essenziell, am besten wären täglich etwa 30 Minuten an körperlicher Aktivität. Ist der Arzt einverstanden, empfiehlt es sich, das Training langsam zu beginnen und stufenweise zu steigern, um den Körper daran zu gewöhnen. Natürlich darf auch der Spaß nicht zu kurz kommen, mit den richtigen Motivationstechniken für das tägliche Fitnesstraining ist aber auch das kein Problem.

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Verfasst von Judith Drexler

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