Cyber-Mobbing: bloßgestellt im Internet

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Cyber-Mobbing

Mobbing am Arbeitsplatz, Mobbing in der Schule und nun auch Mobbing im Internet oder via Handy. Der Begriff Cyber-Mobbing bezeichnet das absichtliche Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen von Personen in virtuellen Umgebungen. Immer häufiger sind davon übrigens Kinder betroffen.


Sogenanntes Mobbing hat es wohl schon immer gegeben, durch die modernen Kommunikationsmedien hat das soziale Phänomen allerdings eine ganz neue Dimension erhalten. Inhalte verbreiten sich rasant, vor einem großen Publikum, dazu kommt die größere Bandbreite – von Beschimpfungen in Textform bis zum Hochladen unangenehmer Fotos und Videos.

All das ist Material, das eine Eigendynamik entwickeln kann. Denn selbst wenn Fotos entfernt werden, haben sie mittlerweile vielleicht schon den Weg auf andere Plattformen und Server gefunden und sind so oft nicht mehr zu entfernen. Die Formen der Erniedrigung sind vielfältig und betreffen mittlerweile sämtliche Altersgruppen, wobei diese Form der Gewalt bei Kindern und Jugendlichen immer mehr am Vormarsch ist.

Wie präsent das Thema Internet-Gewalt ist, belegen die quantitativen und qualitativen Ergebnisse der Studie “Gewalt im Web 2.0” der Autorin Prof. Dr. Petra Grimm, Dekanin der Fakultät Electronic Media an der Hochschule der Medien Stuttgart.

Für ihre Studie befragte die Stuttgarter Medienforscherin Petra Grimm 2007 rund 800 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 19 Jahren. Die Befragung habe ergeben, dass ein Viertel der Jugendlichen schon einmal Gewalt im Internet gesehen hat, sagte Grimm. Problematisch seien vor allem reale und realistische Gewaltdarstellungen, die mehr als 40 Prozent der Jugendlichen gesehen haben.

Das könnten Mitschnitte von Schlägereien, Folter oder auch Hinrichtungen sein. Sie seien deshalb gefährlich, weil sie eine größere Wirkung auf Kinder und Jugendliche haben. “Nicht nur auf Jugendliche, selbst unsere Rechercheure brauchen oft psychologische Betreuung – man kann sich das einfach nicht stundenlang ansehen”, ergänzte Friedemann Schindler, der Leiter der Internetseite jugendschutz.net

Von den Eltern würde der Internet-Konsum “sowohl hinsichtlich der Inhalte als auch der Dauer” nie oder nur selten beaufsichtigt.

Was ist Cyber-Mobbing?

Cyber-Mobbing oder auch Internet-Mobbing (der englische Ausdruck heißt Cyber-bullying) bezeichnet Diffamierungen über Handys und das Internet, meist über einen längeren Zeitraum hinweg.

Die Formen sind äußerst vielfältig und können bei den betroffenen Personen schwere (Existenz)-Krisen auslösen. Häufig sind Diffamierungen aus Rache, etwa indem Ex-Partner (zumeist Frauen) auf Sex-Seiten bloßgestellt werden.

Aber auch Lehrer sind zunehmend Opfer solcher Übergriffe, indem das Privatleben öffentlich gemacht wird und/oder gefälschte Bilder und Videos auf sozialen Netzwerken verbreitet werden.

Dabei werden unterschiedliche Internet- und Handydienste verwendet: wie z.B. im Internet durch E-Mail, Instant Messaging, in Chatrooms, in Diskussionsforen, in Sozialen Netzwerken, auf Foto- oder Videoplattformen, in Blogs und am Handy z.B. durch lästige Anrufe, SMS, Nachrichten auf der Mailbox, Handykamera etc.

Gerade diese (scheinbare) Anonymität des Netzes ist es auch, die dafür sorgt, dass Mobbing häufig noch viel heftiger ausfällt als in der realen Welt. Dazu kommt, dass auch Identitäten sind im Web leichter zu knacken sind.

Immer wieder werden auf sozialen Plattformen wie Facebook, MySpace oder StudiVZ Accounts unter anderen – realen – Namen angemeldet. Die reale Person, unter deren Namen dann Gerüchte verbreitet werden, gerät unter falschen Verdacht und in Argumentationszwang.

Vor allem in Online-Gemeinschaften, die sich explizit auf das schulische Umfeld beziehen, erreicht das Phänomen bedenkliche Ausmaße. Betroffen sind Lehrer und zunehmend auch Schüler.

Cyber-Mobbing den Kampf ansagen

Das Mobbing im Netz ist mittlerweile unter Kindern und Jugendlichen alarmierend weit verbreitet. Die meisten Heranwachsenden kennen laut Untersuchungen zumindest eine Person, die online schon einmal belästigt oder bloßgestellt wurde.

Elf Prozent der Mittelschüler in den USA waren bereits Opfer, wie eine Studie des Journal of Adolescent Health bereits vergangenes Jahr belegte. Daher fordert der deutsche Philologenverband mehr Rechte für die Opfer von Internet-Mobbing und auch Soziale Netze sagen Cyber-Mobbing zunehmend den Kampf an.

Mit den verbesserten Meldefunktionen reagieren die Webseiten auf Kritik von Eltern. Erziehungsberechtigte haben sich in diesem Jahr in verschiedenen Fällen darüber beschwert, dass diffamierende Inhalte nicht rasch genug von den Plattformen entfernt wurden.

So blieb etwa ein Mobbing-Video auf YouTube acht Tage lang online, obwohl sich Familienmitglieder des Opfers rund 20 Mal online an die Seite gewandt und um die Entfernung gebeten hatten. In der vergangenen Woche startete die Videoplattform ein neues Meldesystem unter dem Titel “Abuse and Safety Center”.

Auch MySpace und Facebook arbeiten an neuen Technologien, um die Kapazitäten für das Entfernen von aggressiven Postings und offensichtlichen Diffamierungen zu erweitern und das Aufspühren diffamierender Inhalte zu erleichtern.¹

Pädagogen weisen allerdings darauf hin, dass man dem Problem des Internet-Mobbings bei Jugendlichen von mehreren Seiten begegnen müsse. “Da sind zum Beispiel auch die Erziehungsberechtigten gefragt und es muss mehr Aufklärung an den Schulen geben.

Die Jugendlichen müssen lernen, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist”, so der Tenor. Letztlich brauche es aber auch eine gesetzliche Grundlage, die derzeitige Situation sei ganz und gar nicht zufriedenstellend.

Schutz vor den Cyber-Attacken und die wichtigsten Tipps gegen Cyber-Mobbing

Wirklicher Schutz gegen Cyber-Attacken ist schwierig, allerdings ist schon viel erreicht, indem man möglichst wenige Daten von sich im Internet preisgibt. Dies müssen Eltern ihren Kindern unbedingt weitergeben und auch selbst verinnerlichen, denn die Leichtfertigkeit in diesem Bereich ist geradezu atemraubend.

Die wichtigsten Tipps für Kinder und Jugendliche:

  • Antworte niemals auf Nachrichten, die dich belästigen oder ärgern. Ansonsten wird das Mobbing wahrscheinlich nur noch schlimmer.
  • Bewahre die Nachricht auf! Du musst die Nachricht nicht lesen, sie ist aber ein guter Beweis dafür, dass du belästigt wurdest. Solche Beweise helfen dir, wenn du Unterstützung suchst oder die Belästigung melden möchtest.
  • Wende dich an jemanden, dem du vertraust. Bei Problemen können deine Eltern, Freunde, Lehrende, JugendbetreuerInnen oder eine Hotline (z.B. Rat auf Draht) deine ersten Ansprechpartner sein.
  • Sperre den Absender. Du musst dich nicht mit jemandem abgeben, der dich belästigt – blockiere unerwünschte Absender!
  • Melde Probleme! Du darfst Belästigungen und anstößige Inhalte nicht einfach hinnehmen – informiere den Betreiber der Website. Vorfälle, die illegal sein könnten, solltest du den Behörden melden. Wenn Du nicht weiter weißt, sprich mit Deinen Eltern oder einer Person Deines Vertrauens, es gibt keinen Grund sich zu genieren.
  • Respektiere dich selbst und respektiere andere! Die Online-Welt ist öffentlich und real, obwohl es manchmal nicht den Anschein hat. Kenne deine Rechte! Sei kreativ! Sei du selbst! Behalte die Kontrolle!
  • Abschreckung: Wenn Sie selbst Opfer einer Cybermobbing-Attacke werden, dann weisen Sie zur Abschreckung die Täterin oder den Täter darauf hin, dass sie oder er möglicherweise eine strafbare Handlung (in Österreich kommt § 107a Strafgesetzbuch, Tatbestand der “beharrlichen Verfolgung” zur Anwendung) setzt. Wenn Ihr Kind betroffen ist, weisen Sie es daruf hin, dass diese Angriffe vermutlich illegal sind und der Täter/die Täterin zur Rechenschaft gezogen werden kann. ²

Die Kommission der Europäischen Union hat anlässlich des Safer Internet Tages eine Videokampagne gestartet, die Jugendliche aufruft, sich gegen Cyber-Mobbing zu wehren. Den Link zum Video finden Sie anbei in unseren Linktipps.

[red]

Quellen:

¹ pressetext.atWebseiten erleichtern das Melden von Vorfällen
² saferinternet.atCyber-Mobbing-Infoblatt: Belästigung über Internet und Handy

Foto: Matthew Bowden www.digitallyrefreshing.com – Montage: GKA

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Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– EU-Kommission: Spot “Wehr dich gegen Cyber-Mobbing”
– Kindgerechter Umgang mit Handy und Smartphone
– Psychosoziale Beratung im Kontext gesellschaftlicher Krisen
– Schulangst bei Kinder & Jugendlichen
– Erfahrungsberichte und Unterrichtsmaterialien zum Thema Mobbing in der Schule
– Was darf man sich von Dating Apps erwarten und worauf muss man achten
– Rat auf Draht: kostenlos, anonym und rund um die Uhr

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