Brennessel – Speisekraut und Heilpflanze

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Brennessel Speisekraut

An Häusern, Hecken, Zäunen, Waldrändern, an Wegen und Straßen wächst sie, und es gibt kaum einen Menschen, der nicht schon einmal schmerzhafte Erfahrungen mit ihr gemacht hat. Nicht nur deshalb wird sie gemieden, auch wird sie als hartnäckiges Unkraut in unseren Gärten bekämpft. Doch im Grunde zählt sie zu unseren wertvollsten Heilpflanzen und ist gerade im Frühjahr vielseitig verwendbar.


Schon seit der Antike sind die medizinischen Eigenschaften der Brennnessel bekannt und wurden bei den verschiedensten Krankheiten eingesetzt. So vertrat der römische Dichter Petronius die Auffassung, dass Männern bei Potenzstörungen geholfen werden könne, wenn man “die Stelle unter dem Nabel, die Lenden und das Gesäß” mit einem Brennnesselstrauß peitsche. Auch “Liebestränke” wurden aus den Brennnesselsamen hergestellt, denn die Brennnessel galt als das Sinnbild hoffnungsloser Liebe.

Die Brennnessel ist fast überall auf der Welt verbreitet, außer in den Tropen. Die in Mitteleuropa bekanntesten und weit verbreitesten Brennnessel-Arten sind die große Brennnessel (lat. Urtica dioica) und die kleine Brennnessel (lat. Urtica urens), wobei die kleine Brennnessel wesentlich intensiveres Brennen verursacht.

Warum brennen Brennesseln?

Brennesseln in Nahaufnahme

Foto: pixabay.com | kiragrafie

Die Brennnesseln sind vor allem wegen der schmerzhaften Bläschen, die auf der Haut nach Berührung der Brennhaare entstehen, bekannt und deshalb leider unbeliebt. Für die Pflanze erfüllen diese Brennhaare einen guten Zweck, sie dienen als Schutzmechanismus und befinden sich unter den Blättern und am Stängel.

Diese Haare besitzen ein sprödes Ende und brechen beim Eindringen in die Haut ab. Dadurch gelangt ein Gemisch aus Natriumsalz, Histamin, Ameisensäure und Acetylcholin in den Körper. Schon ein Zehntausendstel Milligramm dieser Flüssigkeit reicht aus, um uns Schmerzen zuzufügen. Nicht selten entsteht dabei eine Rötung und/oder es bilden sich mehr oder weniger schmerzhafte Blasen und Quaddeln auf der Haut mit unangenehmen Juckreiz.

Wer sich von den Brennhaaren nicht abschrecken lässt, kann die Pflanze vielseitig nutzen. Zur Ernte von Brennnesseln am besten mit Handschuhen arbeiten und unbedingt die Beine schützen! Alle Pflanzenteile der Brennnessel haben eine heilkräftige Wirkung – ob Blätter, Stängel, Blüten oder Wurzeln.

In den Monaten März bis Juni können Sie die jungen Sprossen und Blätter vor der Blüte sammeln. Die Wurzeln kommen dann im Herbst dran oder im zeitigen Frühjahr. Brennnesseln können sowohl frisch als auch getrocknet verwendet werden.

Für den Hausgebrauch ist es zu empfehlen, die Brennnessel in einer Gartenecke oder entlang des Gartenzauns anzupflanzen. Nicht jeder hat einen Garten, aber vielleicht gibt es ja einen Balkon? Die Brennnessel lässt sich nämlich auch gut in einem Pflanzenkasten ziehen. Durch häufiges Abschneiden bekommt man bis in den Spätherbst hinein wertvolles Kraut für Tees und Küche.

Heilpflanze, Hausmittel und leckere Küchenzutat

Brennnesselblätter regen den Körperstoffwechsels an; sie sind Bestandteil vieler Teemischungen, besonders gegen Rheuma und Gicht. Sie hilft auch bei Leberbeschwerden, Magen- und Darmbeschwerden und bei Frühjahrs- und Herbstkuren. Plagt Sie die Frühjahrsmüdigkeit? Dann empfiehlt sich nach dem Aufstehen ein kleines Glas frisch gepresster Saft aus jungen Brennesselpflanzen.

Gemischt mit verschiedenen Frühjahrsgemüsen und frischen Kräutern sind junge Brennnesseln wegen ihres hohen Gehaltes an Vitamin C eine hochwertige Zutat. Die jungen Blätter werden wie Spinat zubereitet und sie sind wegen des geringen Säuregehaltes auch für Rheuma-, Gicht- und Arthritiskranke gut verträglich.

Auch für die äußerliche Anwendung ist die Brennnessel gut geeignet. Einerseits ist das Schlagen mit frischen Brennnesselzweigen auf rheumatische Glieder noch immer gebräuchlich. Oder eine kalte Kompresse aus einem leichten Aufguss ganzer junger Pflanzen (3 Fingerspitzen mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen) ist als Pflege für empfindliche und trockene Haut gut geeignet. Dieser Aufguss, als Lotion verwendet, reinigt die Haut und bekämpft Akne und Ekzeme mit Erfolg..

Anwendungen

1. Der Brennnesseltee

Eine große Handvoll klein geschnittener Brennnesselblätter in eine Kanne geben und mit kochendem Wasser aufgießen, zehn Minuten ziehen lassen?fertig ist der Brennesseltee.

2. Ein Mittel für fülliges Haar oder bei Haarausfall

Eine große Handvoll klein geschnittener Brennnessel in ein Glasgefäß geben, mit ca. 300 ml klarem Schnaps aufgießen (Obstler oder Korn) und mit einem Deckel verschließen. Die Tinktur 6-8 Wochen in der Sonne stehenlassen und ab und zu schütteln. Abseihen, in einen Zerstäuber geben und nach der Kopfwäsche auf das Haar sprühen und gut einmassieren.

3. Klare Gedanken und bessere Merkfähigkeit

Auch dem Gedächtnis soll die Brennnessel auf die Sprünge helfen. Eine Handvoll frischer Brennnessel im Mörser zerquetschen, so dass der Saft austritt. 300 ml Olivenöl darüber gießen und diese Mischung 1 Tag in die Sonne stellen. Dann die Mischung abseihen und abfüllen. Täglich vor dem Schlafengehen mit 5 Tropfen das Brustbein und mit je 5 Tropfen beide Schläfen einreiben.

4. Brennessel-Risotto (Zutaten für 4 Portionen)

  • 2 EL Olivenöl, 2 Karotten
  • 2 mittelgroße Zwiebeln, fein gehackt
  • Pfeffer, 2 Tassen Rundkornreis
  • 4 Tassen Wasser oder Gemüsebrühe, Salz
  • 4 EL Parmesankäse, gerieben
  • Saft von ½ Zitrone
  • ½ Tasse Weißwein
  • 1 große Handvoll Brennnessel, gewaschen, fein geschnitten

Karotten waschen und in feine Scheiben schneiden. In einem heißen Topf Olivenöl erhitzen, Karottenscheiben zugeben und kurz anrösten. Zwiebel und Reis ebenso darin anrösten und mit heißem Wasser oder Gemüsebrühe aufgießen. Mit Pfeffer und Salz abschmecken, ständig umrühren und kleine Mengen Flüssigkeit nachgießen. Nach ca. 10 Minuten den Weißwein und Zitronensaft zugeben auf kleine Flamme zurückdrehen und zugedeckt weitere 10 Minuten garen. Bei Bedarf noch etwas Flüssigkeit zugeben. Zum Schluss die Brennnesseln unterrühren und mit Parmesan bestreut servieren.

© essen:z ernährung + beratung
Dr. Claudia Nichterl

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