Medizinlexikon: Bariatrische Chirurgie

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Bariatrische Chirurgie, Adipositaschirurgie

Bariatrie bezeichnet ein fachübergreifendes Spezialgebiet der Medizin, das sich mit den Ursachen, der Vorbeugung und Behandlung des Übergewichts und besonders der Adipositas beschäftigt. Das Ziel der bariatrischen Chirurgie (Adipositaschirurgie) ist es, die Kalorienaufnahme durch operative Eingriffe am Magendarmkanal zu reduzieren, um bei extremer Adipositas das Risiko für Folgezustände und Komplikationen des Übergewichts zu reduzieren. Bariatrische Chirurgie ist oftmals die letzte Chance, die Krankheit Übergewicht (morbide Adipositas) wirkungsvoll zu therapieren.


Als krankhaftes Übergewicht wird die Vermehrung des Körperfettanteils auf über das Doppelte des Körpergewichts bezeichnet. Häufig haben die betroffenen Patienten eine lange Leidensgeschichte mit mehreren erfolglosen Versuchen, Gewicht zu verlieren, hinter sich.

Adipositas und Diabetes

Adipositas tritt häufig zusammen mit einer Reihe von Stoffwechselerkrankungen auf, die das sogenannte metabolische Syndrom bilden. Dazu gehören schwere Stoffwechselstörungen wie Insulinresistenz, Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung) und schließlich Diabetes mellitus Typ 2. Diese Krankheiten gelten auch als kardiovaskuläre Risikofaktoren und begünstigen so die Entwicklung von arteriosklerotischen, kardiovaskulären Krankheiten. Herzinfarkt und Schlaganfall können letale Folgen sein“, erklärt Univ.Prof. Dr. Bernhard Ludvik, Diabetes Spezialist und Facharzt für Innere Medizin von der medizinischen Universitätsklinik Wien.

„Die Folgeschäden von unbehandelten Übergewicht sind höchst gesundheitsschädigend. Zudem erzeugen die zusätzlichen Kilos hohe Therapiekosten im Gesundheitssystem, darüber hinaus leiden die Betroffenen unter fehlender gesellschaftlicher Akzeptanz, was zu einem Teufelskreis aus sozialer Vereinsamung und Depression führen kann“, erklärt Univ.Prof. Dr. Gerhard Prager, Facharzt für Chirurgie von der medizinischen Universitätsklinik Wien.

Bariatrische Chirurgie

In Österreich wurde zwischen Jänner 2011 und Dezember 2012 an ca. 5.000 PatientInnen ein bariatrischer Eingriff durchgeführt. Dazu zählen Operationsverfahren wie Magenband, Schlauchmagen oder Magenbypass.

Einige bariatrische Operationen wirken restriktiv, sie verkleinern das Magenvolumen und beschränken so die Nahrungsaufnahme: Der Patient kann weniger essen und so sein Übergewicht kontrollieren. Andere Operationen werden malapsorptiv genannt; bei der sogenannten biliopankreatische Diversion nach Scopinaro wird die Resorption von Nährstoffen und damit auch von Kalorien reduziert. Es handelt sich dabei um eine Magenverkleinerung mittels distaler Gastrektomie (ähnlich dem Magenbypass), also die untere Magenteilentfernung mit Belassen eines Restmagens. Je nach bariatrischer Operationsform ist es möglich, innerhalb eines Jahres bis zur Hälfte des Übergewichts zu verlieren.

Die metabolische Chirurgie bietet den betroffenen Patienten eine Chance, in dem sie eine deutliche Verbesserung des Diabetes mellitus Typ 2, der Dyslipidämie und der Insulinresistenz herbeiführen kann. Oftmals wird sogar bei diabeteischen Patienten Typ 2 die antidiabetische Therapie nach der Operation reduziert bzw. abgesetzt. „Es ist mitunter eine Reduktion von hohen Insulindosen auf Null möglich. Parallel zur Gewichtsreduktion kommt es zu einer Verbesserung der Hypertonie und Dyslipidämie“, führt Univ.Prof. Dr. Ludvik als Argument an.

Voraussetzungen für eine chirurgische Therapie gemäß S3-Leitlinie

Nach internationalen Richtlinien (S3-Leitlinie) wird die bariatrische Chirurgie bei Patienten mit einem BMI > 40 kg/m2 eingesetzt oder bei Patienten mit einem Body-Mass-Index (BMI) zwischen 35 und 40 kg/m2 und dem Vorliegen einer Begleiterkrankung wie etwa Diabetes mellitus Typ 2 oder Bluthochdruck. Dazu sind beim Patienten konservative Methoden über 6 bis 12 Monate (Ernährungsberatung-/Umstellung, Bewegungstraining, Verhaltenstherapie) erfolglos geblieben.

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Quelle:

¹ Initiative DIÖ World Diabetes Day

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Linktipps

– Adipositas (Fettsucht) bei Kindern
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