Antikörper (Immunglobuline) | Laborwerte

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Antikörper (Immunglobuline) | Laborwerte

Fotocredit: Darren Baker | Fotolia

Immunglobuline, manchmal auch als Immunoglobulin oder veraltet Gammaglobulin bezeichnet sind sogenannte ‘Antikörper’, Proteine (Eiweiße) aus der Klasse der Globuline. Es handelt sich um Moleküle, die von Plasmazellen hergestellt werden und der Abwehr von Infektionen dienen. Jeder Antikörper hat dabei ein bestimmtes Ziel.


Entsprechend haben Menschen eine riesige Zahl verschiedener Antikörper bzw. Zellen, die Antikörper produzieren können, um für verschiedenste Erreger gerüstet zu sein. Trifft ein Antikörper tatsächlich auf den für ihn passenden Erreger, wird die Produktion exakt dieses Antikörpers sofort angekurbelt, um Schaden möglichst rasch abzuwenden.

Antikörper (Immunglobuline) – Artikelübersicht:

Abgesehen davon, dass wir eine Unzahl verschiedener Antikörper für alle erdenklichen Eindringlinge, wie z.B. Viren, Bakterien, Pilze, Parasiten, Tumorzellen, Gifte, etc. haben, unterscheidet man prinzipiell fünf Klassen mit unterschiedlichen Aufgaben und Eigenschaften. Diese Klassen sind durch Buchstaben gekennzeichnet – man spricht von Immunoglobulin G (IgG), bzw. IgM, IgA, IgE, und IgD.

Die fünf Gruppen von Antikörpern

Antikörper werden in folgende fünf Gruppem eingeteilt:

  • IgA
  • IgD
  • IgE
  • IgG
  • IgM

IgA

IgA bekämpfen Krankheitserreger vor allem in den Körpersekreten. In Speichel, Tränenflüssigkeit, Magensaft sowie andere Verdauungssäfte, Nasenschleim, im Lungensekret, sowie in der Muttermilch) sind IgA die wichtigsten Antikörper.

Sie überziehen Krankheitserreger direkt in den Sekreten und verhindern so, dass diese tiefer in den Körper eindringen können. Der hohe Anteil von IgA in der Muttermilch ist zudem ein wichtiger Schutzfaktor gegen Brech- bzw. Durchfallserkrankungen bei Säuglingen.

IgA ist auch im Blut nachweisbar, welche Funktion IgA-Antikörper ebendort haben, ist noch unklar.

IgD

IgD kommt in geringen Mengen in der Blutflüssigkeit vor, Speziell auf den B-Lymphozyten. Die spezifische Funktion von IgD ist weitgehend unbekannt.

IgE

IgE sind Antikörper vom Typ Immunoglobulin-E und sind vor allem an der Abwehr von Viren und Bakterien beteiligt. Zusammen mit den sogenannten Mastzellen sind IgE aber auch für viele allergische Erkrankungen, wie z.B. Heuschnupfen, Asthma, Neurodermitis, etc. verantwortlich.

IgE dienen zudem der Abwehr von Parasiten wie z.B. Würmern.

IgG

IgG ist die dominierende Immunglobulinklasse im Blut, findet sich aber auch in Lymphe und Darm. Sie sind auch die einzigen Antikörper, die über die Plazenta von der Mutter auf das noch ungeborene Kind übergehen – aber der 20. Schwangerschaftswoche bis in die ersten Lebenswochen hinein sind sie die am stärksten wirksamen Antikörper.

IgG werden im Anschluss an die zuerst zum Einsatz kommendenen IgM Antikörper erzeugt. Sie bleiben auch wesentlich länger nachweisbar als IgM. Insofern wird es möglich, neue von alten Infektionen zu unterscheiden.

Die Gruppe der IgG-Antikörper wird häufig noch in vier IgG-Subklassen 1 bis 4 unterteilt. Die größte Subklasse ist IgG1, sie macht etwa zwei Drittel der gesamten IgG-Antikörper aus.

IgM

Auch IgM kommen vorwiegend im Blut, aber auch in den Lymphen vor und dienen der Erstabwehr von Erregern

Referenzwerte Immunglobuline

Referenzwerte Antikörper

Achtung: Werte bei Kindern altersabhängig deutlich niedriger. Werte für IgG-Subklassen sind altersabhängig und schwanken je nach verwendeter Bestimmungsmethode. Eine isolierte Betrachtung mit gegebenenfalls leichten Erhöhungen oder Erniedrigungen von Laborwerten kann in den allermeisten Fällen keine Schlussfolgerungen auf irgendeine Erkrankung gezogen werden. Klären Sie Werte jedenfalls mit ihrem behandelnden Arzt ab.

Exkurs – was sind Referenzwerte

Referenzwerte sind Vergleichswerte in einem bestimmten Bereich. Es gibt entsprechend nicht einen einzelnen Normalwert, sondern einen bestimmten Schwankungsbereich, eben den Referenz- oder Normalbereich, innerhalb dessen alle Werte als ‚normal‘ gelten. Als Normalwerte gelten Laborergebnisse, die bei rund 95 Prozent der gesunden Bevölkerung vorliegen.

Der Referenzbereich basiert also auf einem statistischen Durchschnitt, der umgangssprachlich auch als “normal” bezeichnet wird – was nicht unbedingt zutreffend ist. Zunehmend wird der Begriff Referenzwert- bzw. -bereich gebräuchlicher, da er wertneutral eben nur einen Durchschnittswert bezeichnet – und eben keinen ‘Normwert’.

Etliche Referenzbereiche müssen zudem für geschlechtsspezifisch für verschiedene Altersgruppen bestimmt und festgelegt werden.

Auch in Hinblick auf manche Testergebnisse, wie z.B. bei Tumormarkern, hängt der Referenzbereich davon ab, welche Methode bei der betreffende Untersuchung angewendet wurde. Das bedeutet, dass Messergebnisse die in verschiedenen Labors erhoben wurden, nicht unbedingt vergleichbar sein müssen. Befunde sind daher generell nur bedingt vergleichbar!

Generell sollten abweichende Werte aber beobachtet und analysiert werden. Doch erst durch die medizinische Bewertung eines Fachmanns wird ein Analyseergebnis zu einem aussagekräftigen Laborbefund und für die Diagnose einer Erkrankung unverzichtbar bzw. bestätigend.

Zuwenig Antikörper – was bedeutet das?

Antikörpermangel kann zu einer Anfälligkeit für Infektionen führen, und zwar im speziellen für bakterielle, eitrige Infektionen (Lungenentzündung, Bronchitis, Mandelentzündung, Nebenhöhlenentzündung, Mittelohrentzündung, eitrige Hauterscheinungen).

Zuwenig Antikörper können angeboren sein, die Folge einer spezifischen Krankheit oder die Folge einer generellen Schwächung infolge vieler Krankheiten sein.

Früher wurde bei Kindern rasch ein Mangel an Antikörpern vermutet, wenn diese an einer Reihe von Infektionen hintereinander erkrankten, doch mittlerweile äußert man erst bei schwerem Verlauf und langer Dauer von Infektionen den Verdacht auf Immunmangel bei Kindern.

Virusinfektionen (Masern, Mumps, grippale Infekte) verlaufen bei Antikörpermangel nicht unbedingt schwerer als bei Menschen mit ‘normalen’ Antikörperwerten, es baut sich nach der Krankheit aber keine Immunität auf. Das heißt, auch eine zweimalige oder noch häufigere Virusinfektion ist möglich. Entsprechend können auch aktive Impfungen bei Antikörpermangel unwirksam bleiben.

Autoimmunerkrankungen

Können Antikörper den Körper auch schädigen? Leider – ja! Wenn sich Antikörper aus Gründen, die noch nicht endgültig erforscht sind, gegen den eigenen Körper richten, dann können sie beträchtlichen Schaden anrichten. Dies führt dann zu sogenannten Autoimmunkrankheiten.

Die bekanntesten Autoimmunkrankheiten sind rheumatische Erkrankungen wie Arthritis, Diabetes mellitus Typ 1, Nierenentzündungen, Blut- und Leber- sowie manche Schilddrüsenerkrankungen.

Um die Schwere der Erkrankungen herauszufinden und Medikamente gezielt dosieren zu können, wird die Konzentration der Autoantikörper im Blut mittels Titer Test bestimmt, der im Normalfall Auskunft darüber gibt, ob und wie viele Antikörper gegen bestimmte Krankheitserreger nach Impfung oder vorhergehender Erkrankung vorhanden sind.

[abo]

Linktipps – Antikörper (Immunglobuline)

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– Blutbild, Blutbefund, Blutwerte
– Laborwerte – Gesundheit in Zahlen
– Blutgerinnung – Laborwerte
– Titerbestimmung – was ist das?
– Passive Impfung: Antikörper-Therapie gegen Schwere Covid-19 Verläufe
– Corona-Impfung: Wie gut schützt der Booster?

Zur Information: Von einzelnen Laborwerten darf niemals auf das Vorliegen einer Krankheit geschlossen werden. Denn leichte Abweichungen vom Referenzbereich kommen auch bei Gesunden vor. Diese Informationen wurden – im Sinne mündiger Patienten – für interessierte Laien eingerichtet. Keinesfalls dürfen sie als Ersatz für medizinsche Beratung und Hilfe seitens qualifizierten Personals aus dem jeweiligen Fachbereich angesehen oder eingesetzt werden. Kontaktieren Sie bei Beschwerden jedenfalls den Arzt Ihres Vertrauens.

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